Echte Vampire haben Kurven
Dänemark. Da hat doch der liebe ›Ricardo‹ seine Finger im Spiel.«
»Was soll das heißen?«
»Er hat euch offenbar beide manipuliert. Damit kennst du dich doch bestens aus, Damian.«
»Lächerlich. Mich manipuliert niemand. Deinen Köter
schon eher; das ist kein Kunstwerk.« Damian erhob sich mit einem listigen Grinsen und lieferte sich ein kurzes Blickduell mit Valdez. »Vergiss es.« Er nahm wieder Platz. »Warum sollte Ricardo so etwas tun?«
»Hör dir doch mal zu, Damian. ›Ricardo ist in Ordnung. Keine Bedrohung.‹« Ich runzelte die Stirn. »Als du dich neulich auf die Suche nach Flo gemacht hast, warst du stinkwütend. Sind deine Wut und dein Misstrauen einfach dahingeschmolzen?«
»Ich habe ihn besser kennengelernt. Er liebt meine Schwester.«
»Aber er hasst mich.« Ich erhob mich und setzte mich neben Damian. »Ich weiß, ich bin alles andere als perfekt, aber ich habe nichts getan, was eine solche Antipathie rechtfertigen würde.«
»Natürlich nicht, Gloriana.« Er ergriff meine Hand. »Ich werde mit ihm reden und ihm erklären, dass man dich einfach lieben muss.« Er küsste lächelnd meine Fingerknöchel. »Er wird wie ein Bruder zu dir sein.«
Ich sprang auf. »Ich will gar nicht, dass er mein Bruder wird.« Damian kapierte offenbar nicht, worauf ich hinauswollte.»Es wäre möglich, dass er mächtiger ist als du, Damian. Oder dass du in seiner Gegenwart nicht wachsam genug warst.«
Das saß. »Ich bin immer wachsam. Aber wenn du Recht hast …«, fuhr er nachdenklich fort, »dann ist Florence bei ihm nicht sicher.«
»Sie behauptet, dass er sie liebt, aber alle anderen Vampire …«
»Glaubst du, er würde wirklich mit einem Kruzifix auf seinesgleichen losgehen? Glaubst du, er hat Trevor und Marguerite auf dem Gewissen?« Damian sprang auf. »Und meine Schwester schläft mit ihm?«
»Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Bis jetzt gab es keine Zeugen. Wir brauchen Beweise. Aber es ist unmöglich, Mainwarings Gedanken zu lesen.«
»Stimmt. Ich habe es versucht.« Damian begann auf und ab zu gehen. »Er ist in der Tat mächtig. Aber glaubst du, er wäre tatsächlich in der Lage, Florence etwas anzutun?«
»Ich bin nicht sicher.« Inzwischen bereute ich beinahe, dass ich mit dieser Diskussion begonnen hatte. Ich hatte keine neuen Erkenntnisse gewonnen, und obendrein hatte ich Damian beunruhigt. »Warum bist du hergekommen?«
Er hielt inne. »Ich wollte dich zu meiner Halloween-Party nächste Woche einladen.«
»Eine Party? Klingt verlockend.«
»Ja, etwas Ablenkung von den aktuellen Ereignissen wird dir bestimmt guttun.« Er ergriff erneut meine Hand. »Du könntest als Dame des Hauses auftreten. Es heißt, das sei eine Ehre.«
Eine Ehre. So etwas konnte auch nur Mr. Super-Ego Damian Sabatini einfallen. Ich entwand ihm meine Hand und stellte mich auf die andere Seite des Couchtisches. Ein feiger Schachzug. Mein Kopf schmerzte, aber nicht allzu heftig. Ich fürchtete mich nicht vor Damian und seiner Macht – oder doch?
»Nein danke.«
Er machte einen Schmollmund. Dann sah er ein, dass er damit bei mir auf Granit biss. Ich hatte zu viele böse Jungs kennengelernt, um noch auf diese Spielchen hereinzufallen. Aber der Ausdruck »Schlafzimmerblick« hätte speziell für Damian Sabatini erfunden worden sein können.
»Du würdest dich bestimmt königlich amüsieren. Ich trete als Graf Dracula auf, und die Gäste sind ebenfalls verkleidet. Es kommen auch jede Menge Sterbliche, die bereit sind, etwas
von ihrem Blut zu spenden, falls es dich danach gelüsten sollte.«
Mein Blick streifte die beiden leeren Dosen auf dem Tisch zwischen uns. Ich benötigte täglich größere Rationen, um das Raubtier in mir – denn genau das war es, ein Raubtier – zu befriedigen. Nicht, dass ich mich dafür schämen würde. Es ist eine Tatsache, die ich längst akzeptiert habe. Genau wie meine Spielsucht. Ich weiß, dass ich sie nie mehr loswerde, aber deswegen muss ich ihr noch lange nicht erliegen.
»Klingt verlockend, aber ich fürchte, ich muss passen.«
»Mara und Jeremiah wollen auch kommen; Blade angeblich im Kilt, und Mara hat versprochen, beim Kostümwettbewerb in einer Verkleidung anzutreten, bei der uns alle die Augen aus dem Kopf fallen werden.«
Mistkerl. Er wusste genau, wie er mich ködern musste. Der uralte Trick mit der Eifersucht. Klappt garantiert immer.
»Es gibt einen Kostümwettbewerb? Ist das nicht ein bisschen …«
»Kindisch?« Damian grinste. »Schon möglich. Ich
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