Echte Vampire haben Kurven
Austin aber doch hoffentlich nicht?«
»Nein, hier nicht. Aber wir sollten vorsichtshalber nicht allein aus dem Haus gehen. Du kannst dich nicht ausschließlich auf deine Promenadenmischung verlassen.«
»Immer langsam, Mann. Blondie ist bei mir absolut sicher.« Die »Promenadenmischung« hatte inzwischen ausgiebig das Zimmer erkundet und machte es sich nun auf dem Fußende des Bettes gemütlich.
»Ah, du sprichst ja wieder.« Ich zupfte ihn am Ohr. »Kompliment für deine Selbstbeherrschung vorhin mit Sheba.«
»Ich weiß auch nicht, was da über mich gekommen ist.« Er blickte nach rechts und links. »Aber wenn das Miezekätzchen vorhat, in diesem Zimmer zu schlafen, kann ich für nichts garantieren.«
Freddy lachte. »Lass das bloß nicht Mutter hören. Und das ist dein Wach hund?«
»Jawohl. Er hat unterwegs gut auf mich achtgegeben. Einmal musste ich seinetwegen sogar ein extradickes Trinkgeld zahlen. Valdez hat einer Putzfrau, die tagsüber versuchte, ins Zimmer zu kommen, einen riesigen Schreck eingejagt.«
»Ganz recht. Niemand kommt an Glory ran, während sie schläft.«
Ich tätschelte ihm lächelnd den Schädel. »Ich habe seine ›bösartige Attacke‹ gegen die Reinigungskraft natürlich verschlafen und musste wohl oder übel dem Typ am Empfang glauben, der behauptet hat, die Putzfrau sei kreischend über den Hinterhof gerannt und beinahe in den Pool gefallen. Ich habe keinen Ton gehört.« Ein Vampir schläft eben im wahrsten Sinne des Wortes wie ein Toter. Valdez hat durchaus seine Daseinsberechtigung.
»Genau das meine ich, Glory.« Freddy ignorierte das »Wuff!«, das mein Hund von sich gegeben hatte. »Der Kläffer ist sterblich, und Westwood wird nicht zögern, einen bellenden Hund kaltzumachen.«
» Davor beiße ich ihm aber mindestens einen Arm ab, Klugsch…«
»Valdez!« Ich umarmte Freddy noch einmal. »Keine Sorge, ich bleibe. Vorerst jedenfalls. Danke.« Ich sah zu ihm hoch. »Und sei nachsichtig mit Derek. Wir waren am Anfang doch auch nicht anders. Es dauert Jahrhunderte, sich die nötige Selbstbeherrschung anzutrainieren und sich die Jagd abzugewöhnen. Er ist ganz offensichtlich ein gutes Stück jünger als wir.«
»Stimmt, aber er ist leichtsinnig und damit ein Risiko für uns alle.«
Damit hatte er zweifellos Recht. Ich schwieg. Freddy fuhr sich mit der Hand durch das dichte schwarze Haar. CiCi konnte sich über das Äußere ihres Sohnes wirklich nicht beklagen. Vornehme Blässe und dazu strahlend blaue Augen, mit denen er sein Gegenüber geradezu hypnotisieren konnte, wenn man zu lange hineinblickte. Und er sah nicht nur gut aus, er war auch sexy. Ich hätte ihn nicht von der Bettkante gestoßen, wenn er auch nur das geringste Interesse an mir signalisiert hätte.
»Sehr liebenswürdig, meine Süße.«
»Verdammt, hör auf, meine Gedanken zu lesen!« Ich wäre errötet, wenn durch meine Adern noch ausreichend Blut geflossen wäre. Rasch holte ich eine Dose Bloody Merry aus der Tasche und öffnete sie. Je älter ich werde, desto seltener bin ich darauf angewiesen, aber der Geruch an Derek vorhin … Ich nahm einen Schluck und seufzte. »Es ist einfach nicht dasselbe.«
»Wem sagst du das.« Freddy nahm mir die Dose aus der Hand und genehmigte sich einen großen Schluck, ehe er sie mir zurückgab. »Gib Bescheid, wenn du Nachschub brauchst. Mutter hat ungefähr fünfzig Kisten eingelagert. ›Für Notfälle‹. Sie vertraut dem Internet noch immer nicht.«
»Wer tut das schon?« Ich setzte mich aufs Bett und sah zu,
wie Freddy im Zimmer auf und ab lief. Ich wusste, auch ohne seine Gedanken zu lesen, dass er nach wie vor sauer auf Derek war.
»Vielleicht solltest du ihn begleiten. Auf diese Weise könntest du die Situation kontrollieren.« Ich nippte erneut an meinem Drink und fühlte bereits, wie meine Kräfte zurückkehrten.
»Das fände Derek natürlich super, aber ich kann darauf verzichten, wenn du weißt, was ich meine.«
»Mhm.« Es fällt wirklich bedeutend leichter, so zu tun, als wäre man ein gewöhnlicher Sterblicher, wenn man nicht auf die Jagd geht. Aber der Reiz am Vampirdasein lässt ohnehin irgendwann nach. Jedenfalls war das bei mir so – vor gut zweihundert Jahren. Ungefähr um den Dreh rum haben Blade und ich uns auch das erste Mal getrennt.
Freddy nickte. Seufz. Er las noch immer meine Gedanken und grinste, als ich ihm deswegen ein Schimpfwort an den Kopf warf.
»Entschuldige. Eine schlechte Angewohnheit. Vergiss die Jagd, reden wir über
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