Echte Vampire haben Kurven
in diesem Aufzug nicht dem attraktiven Jeremy gegenüber! Wo ist dein sexy Negligé?«
»Jeremy ist nicht hier, und außerdem ist es mir egal, ob er mich so sieht.« Florence ist die italienische Version von Angelina Jolie, und sie weiß ihre weiblichen Reize durchaus in Szene zu setzen. Wenn jemand den Vamp im Vampir inszeniert, dann sie. Niemand weiß, wie sie wirklich heißt. Ich habe sie in Schottland kennengelernt, wo sie eines Tages einfach aufgekreuzt war.
»Ich bin nicht einfach aufgekreuzt, cara. Ich wurde eingeladen, von Magdalena, einer Freundin aus Roma . Und es geht doch niemanden etwas an, wenn ich den Namen meiner Lieblingsstadt und den meines teuren Leonardo annehme, no ?«
»Ja, äh, nein – ich meine, du hast Recht, es geht niemanden etwas an.« Puh, das konnte ja heiter werden, wenn in diesem Haus jeder einfach meine Gedanken las.
»Tut mir leid, cara. Tja, sitz du ruhig weiter in dieser hässlichen Kutte herum. Ich gehe tanzen.« Sie stolzierte zur Tür. Sie bewegte sich bemerkenswert sicher in ihren roten Zehn-Zentimeter-Stilettos, die perfekt zu ihrem kurzen Rock und dem Neckholder-Top passten. Sie war der erotische Traum eines jeden Mannes. Kein Wunder, dass Leonardo da Vinci sie so oft gemalt hatte. Jedenfalls behauptete sie das immer.
»Warte!« Ich hastete mit wehendem Nachthemd hinter ihr her. »Tanzen?«
Sie wandte sich um und umarmte mich erneut. »Ha! Hab ich dich. Ich werde versuchen, nicht mehr deine Gedanken zu lesen; ich weiß, das gehört sich nicht. Aber du solltest lernen, uns zu blockieren.« Ihre Augen funkelten. » Ich lasse niemanden meine Gedanken lesen.«
Wo sie Recht hatte, hatte sie Recht. Ich war so damit beschäftigt gewesen, mich mit Sterblichen anzufreunden und mich an sie anzupassen, dass ich im Hinblick auf meine Vampirfähigkeiten faul geworden war. Der Umgang mit Sterblichen hat einen entscheidenden Nachteil: Man muss zusehen, wie sie alt und krank werden und irgendwann sterben. Manche Vampire zögern nicht, einen Sterblichen in einen Vampir zu verwandeln, dafür war Blade das beste Beispiel, aber ich bringe es einfach nicht über mich.
Die Ewigkeit dauert nämlich wirklich ewig. Sterbliche haben keine Ahnung, was das bedeutet. Oh-oh. Ich war auf dem besten Weg, in eine handfeste Depression abzurutschen. Zum Glück schnappte ich den mitfühlenden Blick meiner Freundin auf, der mein kurzes emotionales Zwischentief nicht entgangen war. »Wie war das mit dem Tanzen?«
»Freddy und Derek sollen mit uns ausgehen und uns das hiesige Nachtleben zeigen.«
»Ich bin dabei. Gib mir zwanzig Minuten, okay?«
Flo sah an mir herunter. »Nimm dir ruhig dreißig, cara. Du hast doch hoffentlich etwas dabei, das nicht ganz so unsexy ist, oder? Frederick hat dir deinen Koffer hereingetragen. Den großen schwarzen.«
Ich ging im Geiste den Inhalt durch. Jeans, T-Shirts. Befand sich darunter auch nur ein Kleidungsstück, in dem ich nicht fett aussah?
»Du bist nicht fett.« Noch ehe ich widersprechen konnte, hatte mir Flo auch schon das Nachthemd über den Kopf gezogen
und es auf den Boden fallen lassen. »Ich höre morgen auf, deine Gedanken zu lesen. Falls ich daran denke.« Sie packte mich an den Schultern und drehte mich herum. »Du hast weibliche Rundungen, Glory. Leonardo hätte dich nackt gemalt, auf einer samtenen Ottomane liegend.« Sie tippte sich ans Kinn. »Quatsch, das war nicht Leo, das war Pietro Rubens. Ich liebe Künstler.«
»Hallo-ho! Ich stehe hier splitterfasernackt herum, während du in Erinnerungen schwelgst.«
Flo hob lachend das Nachthemd auf und warf es mir an den Kopf. »Sei stolz auf deinen Körper, cara. Du bist geformt, wie es sich für eine richtige Frau gehört. Ich habe doch selbst unzählige Male Modell gestanden. Diese Mona Lisa. Pah! Wie hatte Leo ausgerechnet damit berühmt werden können, wo er doch so viele schöne Bilder von mir gemalt hatte! Auf dem Gemälde vom letzten Abendmahl sitze ich sogar neben du weißt schon wem.«
»Weißt du irgendetwas über den geheimen Code?«, platzte ich unwillkürlich heraus. Ich liebe Bestseller.
»Vergiss den Code. Ich sollte im Louvre hängen, nicht diese Mona Lisa. Eine Landpomeranze.« Flo tat, als würde sie sich in die Hand spucken und machte eine Geste, die wohl das italienische Äquivalent des gestreckten Mittelfingers war. »Und was dieses geheimnisvolle Lächeln angeht … ich weiß zufällig, dass sie in Wahrheit ein er war.«
Ich schaute sie verblüfft an.
»Nun aber los, zieh
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