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Echte Vampire haben Kurven

Echte Vampire haben Kurven

Titel: Echte Vampire haben Kurven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Bartlett
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lieblich im Ohr wie die Symphonie hier drinnen – das Klimpern der Chips, die Jubelschreie des Gewinners, das Stöhnen der Verlierer… Es trieb mir beinahe die Tränen in die Augen. Das Roulette-Rad wirbelte herum, die Menge hielt die Luft an, während die Kugel im Kreis umhertanzte. Neugierig reckte ich den Hals. Auf welche Zahl war sie gefallen? Die schwarze Sieben war meine Glückszahl. Sollte sie etwa zufällig …
    »Was zum Geier soll das werden?« Valdez rammte meine Hüfte. »Du willst doch nicht etwa da reingehen?«
    Tony machte Augen wie Wagenräder. »Hat der Hund gerade gesprochen?«
    »Nein, da ist bloß Ihre Fantasie mit Ihnen durchgegangen.« Nachdem ich Tony die mentale Keule übergezogen hatte, bedachte ich Valdez mit einem strengen Blick. »Du kennst die Regeln, Valdez. Kein Wort in der Gegenwart von Sterblichen. Ich bin gerade erst gekommen, und schon muss ich Erinnerungen auslöschen.«
    »Mir egal, solange du dich von diesem Zelt fernhältst. Um Crappola kannst du dich auch später noch kümmern.«
    »Wenn ich spielen will, dann spiele ich. Hier geht es nicht einmal um echtes Geld. Alles nur Spaß.«
    »Nicht für dich, Blondie. Du drehst bloß wieder durch, und das weißt du auch.« Valdez schob sich energisch zwischen mich und den Roulettetisch.
    Das hatte ich mir selbst zuzuschreiben – ich hätte ihn nie zu den Treffen der anonymen Spieler mitnehmen sollen. Er hatte sich zu meinem Wächter ernannt, nachdem er von
Warnsignalen und so weiter gehört hatte. Natürlich war mir ein Sterblicher bei meiner Entziehungskur zur Seite gestanden, aber nachdem ich ein, zwei Mal rückfällig geworden war, hatte Valdez seine Rolle übernommen. Als mir irgendwann die Kreditkarten gesperrt wurden, wusste ich, wie viel es geschlagen hatte, und gab das Spielen von einem Tag auf den anderen auf. Kalter Entzug. Jetzt bin ich seit vier Jahren, sechs Monaten und zweiundzwanzig Tagen clean. Valdez zählt mit.
    Ich spähte sehnsüchtig in das Zelt. Ich konnte die Aufregung förmlich riechen. Ein kurzes Pokerspiel konnte doch wohl nicht schaden. Texas Hold’em. Da! An einem der Tische wurde gerade ein Platz frei…
    Doch ehe ich mich’s versah, lag ich auch schon flach auf dem Rücken und ein fünfzig Pfund schwerer Hund saß auf meiner Brust. Uff!
    »Runter von mir, du Mistvieh. Du hast kein Recht, so mit mir umzuspringen.« Ich versuchte, ihn von mir zu schieben. Er bewegte sich keinen Millimeter.
    »Sorry, Blondie. Blade hat mir aufgetragen, auf dich aufzupassen. Seine Befehle gehen vor.«
    »Na warte, du penetrante Promenadenmischung! Keine.« Uff. »Cheetos.« Uff. »Mehr.« Uff. »Für dich.« Verdammt. Ich stieß ein letztes Mal mit aller Kraft zu, vergeblich. Valdez war eben alles andere als ein stinknormaler Labradoodle.
    »Das ist gemein. Du weißt, wie sehr ich Cheetos liebe. Aber Befehl ist Befehl.« Als ich mich aufbäumte, drückte er meine Schultern mit den Vorderpfoten auf den Boden. »Gib’s auf, Blondie. Wenn ich mich ins Zeug lege, könnt sogar ihr Vampire einpacken.« Er hatte doch tatsächlich den Nerv, mich frech anzugrinsen. »Noch eine falsche Bewegung, und deine linke Brust hüpft heraus.«

    Grrr! Wie konnte ein solcher Ausbund des Satans nur so knuddelig aussehen? Hätte ich es nicht besser gewusst, ich hätte doch glatt darauf getippt, dass Valdez meine Gedanken manipulierte. Ich kniff vorsichtshalber die Augen zu, während ich meine Korsage zurechtzurrte, und spürte, wie sein wedelnder Schwanz meine nackten Beine streifte.
    Wie gut, dass außer Tony Crapetta niemand diese peinliche Szene beobachtete. Blieb nur zu hoffen, dass kein Vampir vorbeikam und mich hier auf dem Boden liegen sah, unter meinem Wachhund begraben.
    »Okay, okay, ich geb mich geschlagen. Ich gehe nicht in dieses Zelt.« Ich öffnete die Augen und vergrub die Finger in Valdez’ warmem Brustfell. Ich hätte bloß fest zupacken und kräftig reißen müssen, aber ich tat es nicht. Weil er Recht hatte. Ich durfte nicht mehr spielen. Nie wieder.
    »Bist du sicher?« Er wirkte angespannt, als würde er damit rechnen, dass ich ihm doch noch ein Büschel Haare ausriss.
    »Ganz sicher. Ich tanze sogar mit Crapetta, wenn du nur endlich von mir runtergehst.« Ich sah zu Tony, der blicklos ins Leere starrte.
    »Ich würde es mich einiges kosten lassen, euch zwei auf der Tanzfläche zu sehen.« Blade kam anspaziert. »Runter von der Lady, Valdez. Ab hier übernehme ich.«
    Und ich hatte gehofft, wenigstens meine Spielsucht

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