Echte Vampire haben Kurven
hast vor Sorge um mich beinahe geflennt!« Sie klopfte ihm aufs Knie. »Ich finde es reizend, dass unsere Männer uns beschützen wollen.«
Jerry trat näher und baute sich neben mir auf. Ich registrierte seinen Körperduft und stellte verärgert fest, dass ich nach wie vor für seine Reize anfällig war. Er sah aber auch wirklich ausgesprochen verlockend aus in seinem knielangen Schottenrock. Ganz der kernige Highlander.
»Reizend? Pfff.« Ich brachte etwas Distanz zwischen uns, doch sein Geruch verfolgte mich. Männlich und nach alter Wolle. Sexy. Davon bekam ich seit Jahrhunderten weiche Knie. Aber ich hatte nicht die geringste Lust, ihm schon wieder auf den Leim zu gehen. Eine feine Nase ist eben oft eher ein Fluch als ein Segen.
Damian grinste. »Ich kann durchaus reizend sein, wenn das bedeutet, dass ich deine Meinung ernst nehme. Sag, was du von mir willst, Gloriana. Erteil mir Befehle. Du kannst frei über mich verfügen … und nicht umgekehrt«, säuselte er mit einem Seitenblick auf Blade.
»Das ist gut zu wissen, Damian, vielen Dank für das Angebot. Ich werde darüber nachdenken.« Ich legte Flo die Hand auf die Schulter. »Alles okay?«
Flo drückte sie. »Mir geht es gut. Ich weiß, du kannst es kaum erwarten, wieder nach unten zu gehen.«
»Stimmt, und das werde ich jetzt auch tun, da die Messerstecherei beendet zu sein scheint. Valdez ist noch unten bei Derek.«
»Ich begleite dich.« Blade öffnete die Tür. Er lächelte. Natürlich war ihm nicht verborgen geblieben, was für eine starke Wirkung sein Geruch auf mich ausübte. Er beugte den Kopf und schnüffelte seinerseits an mir. »Neuer Duft, Gloriana? Nicht übel.«
»Mango und Grapefruit«, erklärte ich eilfertig. »Ich kann zwar nicht essen, aber riechen sehr wohl.«
»Gute Nacht, Gloriana. Oder möchtest du, dass ich hier auf dich warte?«, fragte Damian, was ihm einen bitterbösen Blick von Jerry eintrug. Er lachte.
Ich tat, als hätte ich es nicht gehört. »Flo, geht es dir auch wirklich gut?«
»Aber ja. In spätestens einer Woche habe ich einen neuen Lover.« Sie schlürfte ihre Bloody Merry.
»Ich rede nicht von deinem Lover.« Ich ging zu ihr. »Sieh mich an, Flo.« Ich wartete, bis sie den Kopf hob. »Es hätte dich gestern Nacht beinahe erwischt. Da ist es kein Wunder, wenn du noch etwas von der Rolle bist.«
Flo lachte. »Ich liebe deine Ausdrucksweise. Ich muss unbedingt mehr fernsehen. Glory, ich bin nicht von der Rolle; es ist alles bestens. Und jetzt geh. An die Arbeit. Schönen Abend.«
»Komm doch mit runter.«
»Nein danke. Mein Bruder ist ja hier, und es gibt da noch etwas, das ich mit ihm besprechen möchte.« Ihre Miene wurde ernst. »Ich war vorhin durch Ricardos Anwesenheit etwas abgelenkt, aber jetzt fällt mir wieder ein, dass ich ihm eigentlich den Kopf abreißen wollte.« Flo bedachte Damian mit einem Blick, der nichts Gutes verhieß.
Sofort kniff ich die Augen zusammen und versuchte, geistig die Schotten dicht zu machen. Blockieren,verdammt! Blade durfte auf keinen Fall meine Gedanken lesen. Wenn er erfuhr,
dass mich Damian ohne mein Einverständnis gebissen hatte …
Als ich die Augen wieder öffnete, verspürte ich ein heftiges Stechen zwischen den Brauen. Die einzige Reaktion von Blade war ein verdutzter Blick. Ha! Geschafft. Aber war es die Mühe wert gewesen? Dieser elende Schmerz – die Vampirversion der Migräne – kehrte zurück. Damian war aufgesprungen und bewegte sich in Richtung Tür. Doch selbst wenn er Jerrys Zorn verdient hatte, war mir nicht nach einer weiteren Auseinandersetzung zwischen den beiden.
»Meine Schwester übertreibt. Eine kleine Meinungsverschiedenheit, weiter nichts. Kein Grund, gleich handgreiflich zu werden. Trotzdem sollte ich mich langsam auf den Weg machen.«
»Du gehst nirgendwohin, Damian! Sobald Gloriana und Jeremiah uns verlassen haben, werden wir zwei uns unterhalten.« Für eine zierliche Frau konnte Flo ganz schön bedrohlich wirken. Ein Glück, dass sie und Damian prinzipiell niemanden an ihren Gedanken teilhaben ließen. Blade schnaubte frustriert und versuchte offenbar, sich Zugang zu meinem Gehirn zu verschaffen, aber mein Schutzschild hielt stand. Dafür brummte mir der Schädel.
»Also gut, ich bleibe, aber nur, weil du Westwood gestern bloß mit knapper Not entkommen bist und du in der Tat von der Rolle bist, wie Gloriana es genannt hat.« Damian machte in sein Schicksal ergeben kehrt und nahm wieder auf dem Sessel Platz.
»Flo, glaubst du
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