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Echte Vampire haben Kurven

Echte Vampire haben Kurven

Titel: Echte Vampire haben Kurven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Bartlett
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Jerrys Brüdern großen Spaß daran gefunden hatte, die Nachbarschaft – und die Geistlichen – zu terrorisieren. Anpassung wird bei Jerrys Verwandten nicht gerade großgeschrieben. Ich hoffe, sie sind mit der Zeit klüger geworden; ich habe seit Jahrzehnten keinen von ihnen zu Gesicht bekommen.
    Ich selbst hatte seit je das Bedürfnis, für meine Seele zu beten. Es heißt, Vampire seien verdammt, aber das will ich nicht glauben.

    Abgesehen von der Tatsache, dass wir hübscher zurechtgemacht waren als neunzig Prozent der anderen Anwesenden, fielen wir nicht weiter auf.
    An der Tür stand ein Mann, der uns lächelnd hereinwinkte. »Willkommen in der Moonlight Church of Eternal Life and Joy, meine Lieben.« Es war eine riesige Kirche mit hohen Wänden. Über uns gab ein Glasdach den Blick auf den klaren nächtlichen Himmel frei. Dank raffinierter Beleuchtung konnte man sogar die Sterne sehen.
    Ich folgte Flo zu einer der Bänke im hinteren Bereich und ließ den Blick umherschweifen, während sich die Kirche füllte. Große Leinwände flankierten eine Bühne, auf der bereits mehrere Reihen von Gospelsängern in braunen Gewändern standen. Direkt vor der Bühne spielte eine fünfköpfige Band ein mitreißendes Stück. Ich klopfte mir im Takt dazu auf die Schenkel.
    »Hmmm. Ich habe den Eindruck, wir sind nicht die einzigen Vampire hier.« Flo wandte sich um und nickte der elegant gekleideten Dame mittleren Alters zu, die hinter uns stand.
    »Ach, ja? Ich rieche lediglich Chanel No. 5.« Ich drehte mich ebenfalls um und lächelte. »Tolles Parfum.«
    »Vielen Dank, meine Liebe. Ah, da kommt Pastor John.« Die Frau presste sich die Hand auf die Brust. Wenn mich nicht alles täuschte, trug sie ein original Chanel-Kostüm in Rosa, und dazu passend einen großen breitkrempigen Hut. Ich hätte ihr nur zu gern eine Visitenkarte zugesteckt und mal einen Blick in ihren Kleiderschrank geworfen.
    Stattdessen wandte ich meine Aufmerksamkeit dem großen, gut aussehenden Mann im maßgeschneiderten graphitgrauen Anzug zu, der soeben die Bühne betreten hatte. Pastor John hatte blondes Haar, das er sich aus der hohen Stirn frisiert hatte, und die Lebensfreude stand ihm förmlich ins
Gesicht geschrieben. Er schien von innen heraus zu leuchten, wie er dort draußen lächelnd und winkend die Leute begrüßte, die sich erhoben hatten und ihm zujubelten. Schließlich brachte er mit einer Handbewegung die Band zum Verstummen.
    »Liebe Freunde, willkommen in der Moonlight Church. Wir haben uns heute hier versammelt, um das Leben zu feiern, dem Herrn zu danken und unsere Sorgen hinter uns zu lassen.«
    Ich war zutiefst beeindruckt von seinem strahlenden Lächeln, seiner Botschaft, seinen großen Händen, die er uns entgegenstreckte, während wir den Schöpfer priesen. Es kam mir vor, als wäre es völlig egal, welcher Glaubensrichtung ich angehörte, er war für alle da. Gefesselt von jeder Geste, jedem Wort lauschte ich, bis ich kaum mehr still sitzen konnte. Da wurden wir zum Glück aufgefordert, uns zu erheben und einzustimmen in das nächste fröhliche Loblied. Ich las den Text von der Leinwand ab und sang aus vollem Hals mit, was mir einen Seitenblick von Flo eintrug. Hoppla. Okay, mein Talent als Sängerin ließ nach wie vor zu wünschen übrig. Ich sang etwas leiser, aber ganz bleiben lassen konnte ich es trotzdem nicht.
    »Die Liebe erhebt mich …«
    »Du liebe Güte, Glory!« Flo zerrte an meinem Rock. Ich sah auf sie hinunter.
    Huch! Was war das? Ich schwebte gute zwanzig Zentimeter über dem Boden, und ich stieg noch höher!
    Als mir jemand von hinten zwei Hände auf die Schultern legte, landete ich mit einem kleinen Plumps wieder auf dem Boden.
    Ich schüttelte den Kopf und drehte mich um. »Äh, danke.«
    »Benehmt euch, meine Lieben, sonst könnt ihr nächstes
Mal zu Hause bleiben.« Die Lippen der Chanel-Lady waren zusammengekniffen, aber ihre blauen Augen funkelten belustigt. »Du willst doch nicht auffallen, Gloriana.«
    »Ich …« Mir fehlten die Worte. Sie kannte meinen Namen! Sie war zweifellos eine Vampirin, und ihr britischer Akzent erinnerte mich stark an zu Hause. Ich blinzelte, urplötzlich von Heimweh übermannt, was ziemlich lächerlich war, wenn man bedachte, wie lange ich mich schon als durch und durch amerikanisch betrachtete.
    Flo drückte meine Hand. »Schon in Ordnung. Es hat niemandbemerkt, abgesehenvon… unserer neuen Freundin.« Sie wandte den Kopf leicht nach hinten und grinste.
    Als das Lied zu Ende

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