Echte Vampire haben Kurven
mexikanischem Leder. Sehr angesagt im Augenblick. Ich zog in Erwägung, sie zu verkaufen.
»Hör endlich auf, an deinen Laden zu denken, Glory! Heute ist dein freier Tag. Gehen wir. Valdez, kommst du mit oder bleibst du hier?«
»Ich komme mit. Ich darf Blondie doch nicht aus den Augen lassen, weißt du noch?« Valdez schnappte sich seine Leine und ließ sie vor mir auf den Boden fallen. »Blade wird mich umbringen.«
»Er weiß, dass du mich nicht aufhalten kannst, Valdez.« Ich legte ihn an die Leine, sperrte die Tür ab und ließ den Schlüsselbund in meine Tasche fallen.
»Wie kommen wir denn an diesen geheimnisvollen Ort?« Daran hätte ich schon eher denken müssen. Den Bus konnte man vergessen – Hundeverbot. Ein Taxifahrer würde sich gegen ein fettes Trinkgeld vielleicht dazu bewegen lassen, Valdez zu befördern. Flo fährt nicht Auto – wer nicht lesen kann, bekommt leider keinen Führerschein.
Sie ließ einen Schlüssel vor meiner Nase baumeln. »Mit einem von Damians Autos. Hat er uns dagelassen, als er hörte, dass dein Kombi den Geist aufgegeben hat. Er will, dass du mich fährst.«
Ich zögerte nur eine Sekunde. »Okay.« Mit etwas Glück war es ein hübscher kleiner Sportflitzer. Ein Cabrio. Oder einer seiner Oldtimer-Mustangs.
Der Wagen stand hinter dem Haus, gleich neben meinem. Es war in der Tat ein Oldtimer, allerdings einer von der langweiligen Sorte. Ein schwerer schwarzer Viertürer, ellenlang
und, wie es aussah, rundum gepanzert. Die getönten Scheiben waren zweifellos kugelsicher. Dieses Monstrum hätte perfekt in einen Trauerzug gepasst.
Valdez war begeistert. Natürlich. »Coole Kiste.«
Flo verzog das Gesicht. »Pfff. Ich habe ihm gesagt, ich will einen Sportwagen. Brüder.«
»Na, für unsere Sicherheit ist jedenfalls gesorgt.« Ich ließ den Motor an. Er schnurrte wie eine gut geölte Maschine. »Wohin soll’s gehen?«
»Überraschung. Bieg an der Ecke rechts ab.« Flo lehnte sich zurück und schloss ihren Sicherheitsgurt. Der Wagen war sogar so alt, dass er nur über Beckengurte verfügte. Bei diesem Gefährt konnte man ja förmlich die Nadel an der Benzinanzeige nach unten sinken sehen, wenn man aufs Gaspedal stieg.
Nach zehn Minuten kamen wir auf einem überfüllten Parkplatz an. Zwischen Pick-up-Trucks und verbeulten Kleinautos konnte ich ein, zwei weitere Oldtimer ausmachen, die unserem »Leichenwagen« ähnlich sahen.
»Wo sind wir hier?«
Valdez reckte den Kopf über die Sitzbank.
»In der Moonlight Church of Eternal Life and Joy. Ich komme am Sonntagabend her, sooft ich kann.« Flo sah uns an, als wollte sie sagen: »Kein falsches Wort jetzt!« Nun, von mir würde sie keine abfällige Bemerkung hören. Ich mag Kirchen, obwohl ich ehrlich gesagt nur selten eine von innen sehe. Am Sonntagmorgen bin ich anderweitig beschäftigt. Der Name klang jedenfalls schon mal verheißungsvoll.
»Du sagst es, Gloriana. Eternal Life and Joy – ewiges Leben, ewige Freude. Wie für uns gemacht.« Sie wandte sich zu Valdez um. »Du wirst leider draußen warten müssen.«
»Das dachte ich mir bereits.« Er schnaubte. »Aber wer würde schon Vampire in einer Kirche vermuten?«
»Also, ich bin dabei. Und du sagst, die machen hier gute Musik?« Ich liebe Kirchenlieder. Ich bin schon vor ein paar Jahrhunderten auf den Geschmack gekommen, aber auch die modernen Stücke gefallen mir. Höre ich mir sogar gelegentlich im Radio an.
»Und wie.« Flo öffnete die Tür und hüpfte aus dem Wagen. »Sehr beschwingt.« Sie ließ Valdez aus dem Auto. »Du kannst an der Tür lauschen, Kleiner. Vielleicht lernst du ja noch etwas.«
»Na toll. Sie sorgt sich doch glatt um mein Seelenheil.«
Wir ernteten ein paar neugierige Blicke – nicht wegen Valdez, der neben mir her zum Eingang trottete und sich artig in eine Ecke neben der Tür niederließ, sondern eher wegen unserer Bekleidung. Der Großteil der Kirchgeher trug zu meiner Überraschung Jeans und T-Shirts.
An der Tür staute es sich. »Heutzutage ist es nicht mehr üblich, sich für den Gottesdienst in Schale zu werfen«, flüsterte Flo, während wir darauf warteten, eintreten zu können. »Allerdings ist diese Kirche etwas Besonderes – sie wird vor allem von Nachtaktiven wie uns frequentiert.«
»Toll.« Auf dem Anwesen der Campbells hatte es zwar eine Privatkapelle gegeben, aber es war einigermaßen schwierig gewesen, einen Pfarrer zu finden, der gewillt war, für eine Familie von Vampiren Messen zu lesen. Zumal zumindest einer von
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