Echte Vampire haben Kurven
Wir müssen alle größte Vorsicht walten lassen.« Blade hatte wieder einmal unbestritten die Rolle des Anführers inne. »Setzt euren Geruchssinn ein, und verfallt um Himmels willen nicht in Schreckstarre wie das Kaninchen vor der Schlange. Es ist so gut wie unmöglich, einen Vampir zu treffen, der mit Warp-Geschwindigkeit durch die Luft fliegt.« Zustimmendes Gemurmel ertönte, die Umstehenden nickten.
»Wie läuft das mit der Bestechung seiner Männer?« Wollte der Bodybuilder wissen. »Nicht alle von uns können es sich leisten, hohe Summen dafür hinzublättern.«
»Keine Sorge.« Freddy sah zu Derek. »Das übernehme ich, koste es, was es wolle.«
»Wer wie viel beisteuert, können wir auch später noch aushandeln. Das wär’s für heute von meiner Seite«, meinte Blade. »Alles Weitere besprechen wir beim nächsten Treffen. Kenneth, möchtest du noch etwas sagen?«
Oh, Gott, ein Nachruf. Ich rüstete mich innerlich, doch Kenny schüttelte den Kopf.
»Ich würde gern etwas sagen.« Flo trat zu ihm. »Marguerite war eine Frau, die das Leben geliebt und jede Sekunde davon ausgekostet hat, an der Seite eines Lebensgefährten, der sie vergöttert hat. Möge das Leben auch uns ein solches Glück bescheren.« Knapp, aber treffend. Flo hob das Glas, und wir taten es ihr nach. Eines kristallisierte sich in meinem schmerzenden Gehirn zusehends heraus: Ich musste dringend lernen, von meinen Vampirfähigkeiten Gebrauch zu machen. Ich hatte nicht vor, mit Westwood Kaninchen und Schlange zu spielen.
»Flo.« Es war Sonntagabend, und meine Mitbewohnerin zappte sich auf der Suche nach einer interessanten Sendung durchs Fernsehprogramm. Wir hatten zwar davon geredet, auszugehen, konnten uns aber nicht dazu durchringen, unsere Pläne in die Tat umzusetzen. Keine Messe heute. Ich hatte den Verdacht, dass Kenneth und Blade sich in der Nähe der Moonlight Church of Eternal Life and Joy herumtrieben und nach Mainwaring Ausschau hielten. Ich konnte nicht vergessen, wie hasserfüllt er mich angestarrt hatte. Er hatte eindeutig so ausgesehen, als würde er nicht zögern, seinesgleichen über den Jordan zu befördern.
Flo und ich hatten die ganze Woche Trübsal geblasen. Ich hatte mir fest vorgenommen, meine Vampirkräfte zu trainieren, doch bei all meinen beruflichen und all ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen hatte ich das Thema noch gar nicht auf den Tisch bringen können. Dazu kam, dass Damian zwei Mal hier gewesen war. Ich hatte mich beide Male in meinem Schlafzimmer verschanzt und vorsichtshalber eine mentale Barriere errichtet, obwohl wir uns nicht im selben Raum befanden. Schade, dass Vampire keine Kopfschmerztabletten einnehmen können. Zum Glück war er nicht lange geblieben.
Flo nahm an, ich wäre immer noch auf Damian sauer, weil er mich ohne meine Erlaubnis gebissen hatte, und ich würde sie keines Besseren belehren. Blade war ebenfalls hier gewesen, um Flo über Mainwaring zu befragen und uns über die Fortschritte der Mission zu unterrichten. Im Grunde genommen hatte er nichts Neues in Erfahrung bringen können, und die Bestechung von Westwoods Bewachern erwies sich als eine heikle Angelegenheit, die viel Zeit in Anspruch nehmen würde.
Dafür war inzwischen das bestellte Kevlar geliefert worden. Leider gab es den Stoff nur in einem unansehnlichen Braungrau. Mit Mirandas Hilfe hatte ich eine Schneiderin aufgetrieben und für einen BH Maß nehmen lassen. Das war ein Spaß gewesen. Die Zahlen waren … sagen wir mal, beeindruckend. Gut, dass ich genügend Stoff bestellt hatte. Der BH sollte in einigen Tagen fertig sein. Diana und Flo wollten erst den Prototyp sehen, ehe sie für sich ebenfalls welche in Auftrag gaben. Flo weigerte sich, hässliche Kleidung zu tragen, aber ich spielte bereits mit dem Gedanken, den Stoff schwarz einzufärben und eventuell sogar mit etwas Spitze aufzupeppen.
Ich legte das Buch beiseite, das ich gerade las – Wie man bekommt, was man will und behält, was man braucht. Ein Bestseller. Kein Wunder.
»Hör mal, Flo, ich hatte neulich eine Epiphanie …«
»Sag bloß, du hast eines deiner hübschen Armbänder verkauft? Ich möchte ein Mal einen Lover haben, der mir richtig schönen Schmuck schenkt.«
Valdez zwinkerte mir zu. Ehrenwort.
»Ich sagte nicht Tiffany, Flo, sondern Epiphanie. Eine Erleuchtung. Mir ist etwas klargeworden. Halt dich fest.«
»Was denn?« Flo nahm eine Flasche Nagellackentferner zur
Hand. »Ich hasse braunen Nagellack. Was hab ich mir nur dabei
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