Echte Vampire haben Kurven
gedacht? Ab heute nehm ich nur noch hübsche Farben. Rosa, Rot, Koralle.«
War ein bisschen Aufmerksamkeit zu viel verlangt, wenn ich eine wichtige Erkenntnis verkünden wollte? Flo ließ die Hand sinken und sah mich an.
»Schieß los, Süße.« Sie grinste. »Ich liebe Fernseh-Slang.«
»Vielleicht solltest du ein bisschen weniger Gossip Girl und Co. ansehen.«
»Nein, damit verbessere ich meine Sprachkenntnisse, und es macht sogar Spaß. Also, erzähl.« Sie musterte mich erwartungsvoll.
Valdez hatte aufgehört, sich hinter dem Ohr zu kratzen und starrte mich ebenfalls an. Nun war ich verlegen. »Es betrifft Blade und mich. Unsere Beziehung.« Ich erhob mich und begann im Wohnzimmer auf und ab zu gehen.
»Jetzt bin ich aber gespannt.« Flo lehnte sich zurück und legte die nackten Füße auf den Couchtisch. »Blade war in letzter Zeit ja ziemlich häufig hier. Und ich glaube kaum, dass er unseretwegen kommt, was meinst du, Valdez?«
»Nein, um mich muss er sich bestimmt keine Sorgen machen.«
»Vergesst Blade. Es geht nicht nur um ihn und mich, sondern um die gesamte Vampirkultur.«
»Wir haben eine Kultur?« Flo tränkte ihr Wattepad mit Nagellackentferner. »Solcher Kram kümmert mich schon lange nicht mehr. Ich hatte eine Künstlerphase, ein paar Komponisten, einen Rockstar in den Siebzigern, aber mittlerweile …«
»Lässt du mich auch mal zu Wort kommen?« Ich verzog das Gesicht. Meine hochempfindliche Nase schlug Alarm – und zwar nicht wegen des Nagellackentferners. »Und hör auf, Valdez mit Bohnendipp zu füttern.«
»Sag doch nicht so was! Du solltest sehen, wie kunstvoll sie die Dippsauce auf die Chips häuft.« Valdez trottete zu Flo und schmiegte den Kopf an ihr Knie. »Sie ist ein Naturtalent.«
»Puh, Valdez!« Flo fächelte sich mit der Hand Luft zu. »Glory hat Recht, wir sollten auf Zwiebeldipp umsteigen, caro.« Sie massierte ihm kurz mit den Zehen die Brust, dann schob sie ihn von sich. »Geh und bewach Glory.«
»Na, besten Dank. Am besten bewachst du uns beide von nebenan, Valdez.« Flo zeigte ja kein großes Interesse an meiner Erkenntnis. Wem konnte ich mich sonst anvertrauen? Ich führe nicht Tagebuch – man kann nie wissen, wem es womöglich in die Hände fällt. Aber ich konnte es kaum erwarten, jemandem davon zu berichten.
»Jetzt erzähl schon endlich.« Flo schob Valdez erneut von sich, und ich hätte schwören können, dass er versucht hatte, unter ihren Minirock zu linsen.
Ich setzte mich. »Okay. Mir ist klar geworden, dass mich Blade wie eine hilflose, schwache Frau behandelt, weil ich mich wie eine hilflose, schwache Frau benehme.«
» Cara, das hätte ich dir schon vor Jahrhunderten sagen können, als wir uns damals auf Schloss Campbell kennengelernt haben.« Flo ließ sich erweichen und streichelte Valdez den Kopf. »›Oh, Jeremiah, ich weiß nicht, wie man seine Gestalt verändert. Was ist, wenn etwas schiefgeht?‹ Ich hab’s genau gehört.«
»In einen Tierkörper zu schlüpfen ist aber auch wirklich gruselig. Ich mag das Gehör einer Fledermaus haben und im Dunklen sehen können, aber das heißt noch lange nicht, dass ich für immer mit dem Kopf nach unten in einer Höhle hängen will. Ich könnte nie wieder schöne Schuhe tragen.« Ha. Gegen dieses Argument konnte Flo nicht das Geringste einwenden.
»Es muss ja nicht unbedingt eine Fledermaus sein. Mir sind Vögel oder Katzen auch lie…«
»Du brichst mir das Herz, Florence.« Valdez bettete den Kopf auf ihre Füße.
»Ich bin noch nicht bereit, meine Gestalt zu verändern. Aber ich möchte einige andere meiner Vampirkräfte nutzen lernen. Schluss mit dem Gejammer über all das, was ich nicht kann.« Ich sah auf das Buch hinunter, das ich achtlos auf den Couchtisch geworfen hatte. »Hier geht es um Macht, um Vampir-Power, Flo. Ich möchte meine Fähigkeiten auf die Probe stellen.«
Flos Augen begannen zu leuchten. Sie blinzelte Valdez zu. »Kein Gejammer mehr. Gut. Dass du auf Vampir-Power stehst, wissen wir bereits – vor allem auf die Power eines ganz bestimmten Vampirs.«
»Vergiss ihn. Ich meine Power im Sinne von Selbstverteidigung, kapiert? Wir fangen mit kleinen Herausforderungen an und tasten uns langsam voran. Kleine Schritte.«
»Selbstverständlich. Ich werde deine Mentorin sein. Ich glaube, du hast mehr drauf, als du ahnst. Weißt du noch, wie du neulich in der Kirche geschwebt bist? Selbst ich müsste höchste Konzentration aufbringen, um das zu tun.«
»Das hab ich nicht mit
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