Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
Hand auf die Muschel gelegt wurde, dann gedämpfte Stimmen und schließlich Jake.
»Alex?«
»Du hast gesagt, dass du anrufen würdest. Ich mache mir allmählich Sorgen«, platzte sie heraus, als müsste sie sich entschuldigen. Als bräuchte sie tatsächlich eine Entschuldigung, um ihren eigenen Freund anzurufen.
»Ich weiß, es tut mir leid, aber hier war so ein Chaos. Probleme, die du dir einfach nicht vorstellen kannst.«
»Wieder ein langer Abend?«, fragte Alex gezielt, diesmal aber bemüht, nicht bissig zu klingen.
»Ja.« Er seufzte tief. »Es war ein langer Tag und ein schlechter Tag. Wir trinken gerade ein Glas Wein … Du weißt doch, wie das ist, wenn man eigentlich etwas essen sollte, doch das Einzige, was man wirklich braucht, ein Drink ist.«
»Voll und ganz«, entgegnete Alex, die das wirklich bestens nachvollziehen konnte.
Und in dem Moment hörte sie ein unmissverständliches Knallen.
»Champagner?«, fragte sie, mit aller Kraft darum bemüht, dass ihre Stimme nicht weinerlich klang.
»Ja.« Jake lachte leise. »Wir haben etwas zu feiern.«
»Hast du nicht gerade gesagt, es sei ein schlechter Tag gewesen?«
»Absolut entsetzlich. Aber wir haben alles gemeistert und alle Stöcke beiseitegeschoben, die man uns zwischen die Beine geworfen hat, weshalb wir uns definitiv ein Glas Champagner verdient haben.«
»Na gut«, entgegnete sie knapp. »Dann lasse ich euch jetzt in Ruhe euren Erfolg feiern.«
Sie wusste nicht, ob es an der leichten akustischen Verzögerung lag, doch ihre geradezu neurotische Angst übertrug sich offenbar nicht über die Fernleitung, denn er antwortete einfach nur: »Cheers Lex, ich rufe dich dann an, okay? Ach, und wie geht es eigentlich Rem?«
»Gut … und mir auch, falls du dich das fragen solltest«, murmelte sie ins Telefon.
»Was hast du gesagt? Die Verbindung ist furchtbar schlecht… Wir machen jetzt besser Schluss. Alison wartet. Pass auf dich auf. Bye.«
Und dann war er weg.
Alex konnte sich gerade noch beherrschen, ihr Handy nicht
durch die Balkontür zu schleudern, die offen stand, um die lauwarme Abendbrise ins Zimmer zu lassen. Einen Moment lang war ihr zum Schreien zumute, doch dann atmete sie stattdessen kräftig und langsam aus und steuerte den Kleiderschrank an; sie ignorierte das schwarze Kleid, das sie zuvor so sorgfältig ausgewählt hatte, und holte stattdessen ein figurbetontes, knallrotes Kleid heraus, das sie sich nie zu tragen getraut hatte, weil es so einen tiefen Ausschnitt hatte, und das sie überhaupt nur in einer Was-soll’s-Laune eingepackt hatte, nach dem Motto: Man kann ja nie wissen. Es war ein Kleid, das sie nur gekauft hatte, weil Emma und Serena auf sie eingeredet hatten, dass sie es unbedingt bräuchte, weil sie darin aussähe wie Sex am Stiel. Und genau deshalb hatte sie es nie getragen: »Sex am Stiel« war nicht unbedingt ihr Stil.
Bevor sie ihre Meinung ändern konnte, zog sie es an, bewunderte kurz im Spiegel, wie geschickt der Schnitt des Kleides ihre Taille einschnürte und ihren Busen betonte, sodass sie jetzt eine Sanduhrfigur zu haben schien wie Marilyn Monroe, und schlüpfte in die zu dem Kleid passenden roten Peep-Toe-Pumps, die ebenfalls noch nie das Licht des Tages gesehen hatten. Dann verließ sie das Zimmer und war innerhalb kürzester Zeit, bevor sie ihre Meinung ändern konnte, unten im Empfangsbereich.
Als sie die Hotelbar betrat, wurde sie mit bewundernden Pfiffen und »Wows« begrüßt.
Bentley war sofort an ihrer Seite. »Darling, du siehst hinreißend aus«, flüsterte er ihr zu und küsste sie auf beide Wangen.
»Danke.«
»Dieses Kleid habe ich ja noch nie an dir gesehen.« Er trat einen Schritt zurück und taxierte sie gründlich. »Aber du hättest es längst mal anziehen sollen. Du siehst darin gefährlich aus. Und gefährlich steht dir gut.«
»Du meinst wie ein Feuerwehrauto?«, hakte Alex nach, die auf einmal Angst hatte auszusehen wie ein Nilpferd, das sich als Handlanger des Satans verkleidet hatte.
»Nein, ich sehe nur Feuer. Kein Auto. Du siehst fantastisch aus.«
»Bist du sicher?«
»Absolut, und wenn dir das nicht reicht, guck dir mal diese Gesichter da an.«
Er deutete auf die versammelte Journalistenschar, die es gewohnt war, Alex in Jeans und T-Shirt zu sehen.
Wohin sie auch schaute, blickte sie in offen stehende Münder, und das galt auch für Remy und Frazer, die an der Theke standen und sie zu sich heranwinkten.
»Das ist ja der Wahnsinn, Lex, du siehst unglaublich
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