Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
kein Wort, sondern betrachtete sie nur, betrachtete den jungen Deutschen, und als sie ihn endlich wahrnahm, bedachte er sie mit einem seltsamen Blick und erklärte: »Tja, ich war eigentlich gekommen, um Hallo zu sagen, aber ich glaube, ich sage besser Adieu.« Er beugte sich zu
ihr vor und lächelte sie verschwörerisch an. »Ich will schließlich nicht schuld sein, wenn du nicht zum Zuge kommst, chérie …«
Alex runzelte die Stirn und sah ihn verwirrt an, und als ihr dämmerte, was er soeben angedeutet hatte, verfinsterte sich ihr Gesicht. »Das ist doch lächerlich. Ich weiß wirklich nicht, wer oder was hier zum Zuge kommen sollte außer deiner Fantasie vielleicht.«
»Es ist nicht meine Fantasie, die euch zusammen beobachtet, Alex, mein Schatz, es sind meine Augen, und mein Sehvermögen ist perfekt.«
»Aber deine Wahrnehmung in diesem Augenblick offenbar nicht.«
»Ich weiß, was ich sehe.«
»Du weißt, was du zu sehen glaubst, Bentley.«
»Ich sehe eine sehr attraktive junge Frau, die von einem sehr attraktiven jungen Mann angebaggert wird, während ihr sehr attraktiver Freund mit einer sehr attraktiven anderen Frau in Hongkong ist.«
Alex wollte ihn gerade wegen seines äußerst eingeschränkten Gebrauchs von Adjektiven aufziehen, als ihr bewusst wurde, was er da soeben gesagt hatte.
»Du kennst Alison King?«
»Natürlich, chérie. Ich kenne …«
»Jeden, ich weiß«, beendete Alex den Satz für ihn. »Wenn du sie kennst, kannst du mir ja vielleicht ein bisschen mehr über sie erzählen. Wäre ja schön, mal zu erfahren, mit wem mein Freund seine Tage und Nächte verbringt.«
Bentley nickte vielsagend. »Ich weiß, was du wissen willst, und was ich dir sagen werde, ist nicht das, was du hören willst. Aber weil du meine Freundin bist, Alex, werde ich vollkommen ehrlich zu dir sein und dir deine wichtigste Frage beantworten: Ja, natürlich mag Jake Alison King. Sie hat einfach
nichts an sich, weshalb man sie nicht mögen könnte; sie ist eine faszinierende, interessante, intelligente, schöne Frau, und ich könnte mir vorstellen, dass er sie sehr attraktiv findet und sich in ihrer Gesellschaft überaus wohlfühlt.«
Alex blieb der Mund offen stehen. Sie hatte eine ehrliche Antwort gewollt, aber so viel brutale Offenheit war schwer zu verdauen.
»Allerdings«, fügte Bentley dann hinzu und betonte das Wort mit Nachdruck, »ist das zwar die Wahrheit, aber es ist nicht notwendigerweise eine Wahrheit, die dir übermäßige Sorgen bereiten muss.«
»Wie soll ich das denn nun wieder verstehen?«, entgegnete Alex niedergeschlagen. Bentleys Darlegungen hatten sie schwer getroffen.
»Ich weiß, was für eine Art Mann Jack Daniels ist. Und er ist nicht der Typ, der dich hinter deinem Rücken betrügen würde.«
»Aha. Du meinst also, er wartet einfach, bis er mir erzählen kann, dass er rattenscharf auf diese Alison King ist, und macht sich erst danach an sie ran.«
Bentley schüttelte den Kopf. »Alex Gray, ich glaube, du solltest dich im Augenblick lieber mit deinen eigenen Gelüsten befassen.«
»Bentley, kannst du bitte mal aufhören, auf dieser Sache mit Björn herumzureiten.«
»Aha, da ist also was mit Björn?«
»Da ist gar nichts.« Alex stand auf. »Lass uns tanzen!«
»Tanzen?« Er sah sie mit großen Augen an, völlig überrascht über den abrupten Richtungswechsel, den ihre Unterhaltung plötzlich nahm.
»Ja, tanzen«, wiederholte sie entschieden und hielt ihm die Hand hin. »Es sei denn, du glaubst, dass du nicht mit mir Schritt halten kannst.«
Alex wollte in der Tat das Thema wechseln. Auch wenn Bentley ein guter Freund von ihr war, mehr als alles andere war er ein altes Klatschmaul, und das Letzte, was sie wollte, war, dass der Klatsch, den er in die Welt setzte, sie zum Gegenstand hatte. Sie wusste, dass es eines gab, dem er nicht widerstehen konnte: wenn man eine seiner zahlreichen Fähigkeiten auf die Probe stellte. Das, und wenn man ihm Gelegenheit gab, sich zu beweisen. Bentley war von der alten Schule; Foxtrott, Walzer und sogar Quickstep tanzen zu können, war für ihn ein Muss. Er war ein hervorragender Tänzer und machte auf der Tanzfläche zu nahezu jeder Musik eine gute Figur.
»Ich weiß, was du vorhast, Alex. Aber indem du ein Problem ignorierst, schaffst du es nicht aus der Welt.«
»Ich ignoriere dich nicht, Bentley, ich habe dich aufgefordert, mit mir zu tanzen.«
» Ich bin nicht das Problem, Alex«, entgegnete er scharf, nahm aber dennoch ihre Hand und
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