Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
um, doch die konnte sie auch nicht entdecken.
Sogar Humphrey war verschwunden.
Alex sah auf ihre Uhr.
Es war zehn vor neun.
Und da begann es ihr zu dämmern.
In exakt dreißig Stunden wurde sie dreißig.
Sie wollten sie zu ihrem Geburtstag überraschen.
Das war es. Sie mussten ihr auch das Kleid geschickt haben, und gleich würden sie alle draußen warten und sie irgendwohin zum Essen ausführen. Wahrscheinlich würden sie grummeln, dass ein paar extravagante Kanapees nicht einmal ausreichten, um eine Ameise zu sättigen, weshalb sie noch einmal losziehen müssten, um etwas Vernünftiges zu sich zu nehmen. Und sie mochte fast darauf wetten, wohin es gehen würde.
Ins Dolphin.
Remy war ihren Fragen ausgewichen, seitdem sie am Morgen strahlend bei ihr aufgeschlagen war; die meiste Zeit des Tages hatte sie zwar schlafend verbracht, aber es war mehr als offenkundig gewesen, dass sie alle auf ihre Kosten gekommen waren, und jetzt konnte sie es vermutlich gar nicht abwarten, die ProTrain-Party zu verlassen und ihren Joe wiederzusehen.
Wahrscheinlich waren Remy und Frazer schon im Dolphin und bliesen Luftballons auf.
Als Alex jetzt darüber nachdachte, wurde ihr bewusst, dass Remy ihr im Grunde die ganze Zeit aus dem Weg gegangen war, seitdem sie gegen drei Uhr nachmittags endlich aufgestanden war, was ihr jetzt noch mehr Anlass zu der Vermutung gab, dass ihre Freunde etwas planten, denn Remy war nie besonders gut darin gewesen, Geheimnisse zu wahren.
Und jetzt waren sie alle verschwunden.
Was würde sie draußen erwarten?
Vielleicht Humphrey mit einem Luftballon, einer Geburtstagskarte und einem Blumenstrauß, um sie gentlemanlike zum Restaurant zu geleiten?
Wenn sie nicht täte, was auf der Karte stand, würde sie es nie herausfinden.
Als sie die Sark Suite verließ und Richtung Rezeption ging, rief jemand ihren Namen.
»Alex!«
Beim Klang seiner inzwischen vertrauten Stimme lächelte sie und drehte sich um.
»Hi, du Held. Wie geht’s?«
Als Antwort schwenkte er das Glas, das er in der Hand hielt, in ihre Richtung.
Es war ein gefülltes Champagnerglas.
Alex lachte. »Das wurde auch verdammt noch mal Zeit. Wenn ich ein Glas hätte, würde ich mit dir anstoßen. Eigentlich müsstest du der Champion sein.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Meine Zeiten waren nicht die besten. Sven hätte gewinnen müssen … Wo gehst du hin?«
Alex verzog das Gesicht. »Es mag komisch klingen, aber ich weiß es selber nicht so genau.«
»Kommst du zurück?«
»Auch das weiß ich nicht.«
»Also, ich reise morgen in aller Frühe ab.«
»Wirklich?« Ihre Enttäuschung war offensichtlich. »Dann ist das jetzt sozusagen unser Abschied? Hier und jetzt?«
»Tja, ich denke schon.«
Sie sahen einander an, und in dem Moment wurde Alex bewusst, dass sie ihm sagen musste, was sie empfand, oder sie würde es später bereuen.
»Ich werde dich sehr vermissen, weißt du.«
»Und ich dich auch.« Er trat näher zu ihr heran.
»Wie kann ich das Gefühl haben, dich so gut zu kennen, obwohl wir uns vor einer Woche zum ersten Mal begegnet sind?«
»Vielleicht kennen wir uns aus einem anderen Leben«, entgegnete er lächelnd.
»Und in welcher Beziehung standen wir da zueinander?«
»Wir waren ein Liebespaar«, erwiderte er grinsend und mit verschmitzt funkelnden Augen.
»Björn!«, schalt sie ihn sanft.
Er zuckte mit den Schultern. »Okay. Geschwister?«
Alex prustete los.
»Warum lachst du?«
»Du kennst meinen Bruder nicht.«
Und dann hörte Alex auf zu lachen, und ihr Gesicht wurde traurig. Er nahm vorsichtig ihr Kinn in seine hohle Hand und hob ihren Kopf, damit sie ihn ansah.
»Wir werden uns wiedersehen. Zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort.«
»In einem anderen Leben?«, fragte sie wehmütig.
»Vielleicht. Kannst du so lange warten?«
»Nein. Ist das verkehrt?«
»Ich glaube, das Einzige, was verkehrt ist, ist unser Timing.«
»Und wie wir beide wissen, ist das Timing von entscheidender Bedeutung«, sagte Alex, und dann lachten sie beide wieder.
Schließlich hielt Björn inne und sah sie ernst an.
»Ich weiß, dass du Jake liebst.«
»Und ich weiß, dass du sehr bald eine tolle Frau kennenlernen und dich bis über beide Ohren in sie verlieben wirst«, entgegnete sie.
»Und du und ich, wir können einfach nur Freunde sein.«
»Sehr gute Freunde«, stimmte Alex ihm zu.
»Sehr gute Freunde«, wiederholte Björn.
»Ich könnte ja eine Fortsetzung über dich schreiben«, überlegte Alex laut.
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