Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
das Problem war immer nur, neben der Arbeit die Zeit dafür zu finden.
Am Sonntagnachmittag rief sie Frazer an, den Fotografen der Zeitschrift, für die sie arbeitete, der sie nach Jersey begleiten würde. Frazer war ein lieber Kerl und nicht nur einer ihrer engsten Arbeitskollegen, sondern auch einer der besten Fotografen der Stadt, doch obwohl er inzwischen zweiunddreißig war, war er immer noch ein berüchtigter Partylöwe und dementsprechend nicht einer der zuverlässigsten Menschen der Welt.
»Ich bin mit dem Packen fertig«, verkündete Alex, nachdem eine schwere Stimme ein Hallo in den Hörer gekrächzt hatte.
»Und ich bin am Ende«, erwiderte er.
»Was ist los?«, fragte Alex und injizierte ihrer Stimme einen Hauch von Sorge, obwohl sie ziemlich sicher war, dass Frazers Unwohlsein etwas mit Wodka zu tun hatte.
»Um ehrlich zu sein, es geht mir nicht so gut.«
»Kater?«
»Vielleicht. Ich war gestern Abend mit Paulie in dieser neuen Bar.« Paulie war Frazers bester Freund, ein lebhafter kleiner Fettkloß, der mehr Energie hatte als der Duracell-Hase, und ein Herz, das vor allem für Partys schlug. »Hab eine heiße Schnitte aufgerissen, sah aus wie David-wie-heißt-er-nochmal aus Baywatch ; er hat mir gezeigt, wie man länger als eine Minute die Luft anhalten kann, und als ich heute Morgen aufgewacht bin, war er schon weg.«
»Oh Frazer, du bist so ein Aufreißer.«
»Ich bin kein Aufreißer, Alex, ich bin einfach nur ein einsamer Mann auf der Suche nach Liebe.«
»Nach Liebe oder eher nach einem Kerl zum Drübersteigen?«
»Wenn eine günstige Gelegenheit bei mir anklopft, würde ich ihr bestimmt nicht die Tür vor der Nase zuknallen«, entgegnete er und lachte rau.
»Nein, du würdest ihr einen eigenen Schlüssel anbieten«, stellte Alex trocken fest.
Und das brachte ihre Gedanken natürlich sofort zurück zu Jake.
Denn das war genau das, was ihr an seiner Dienstreise am meisten Sorgen bereitete.
Die Gelegenheit.
Sollte er auch nur die leiseste Neigung verspüren, aus seiner
Arbeitskollegin Alison King eine Bettgenossin zu machen, böte diese Reise die ideale Gelegenheit.
Alex’ Handy machte sie durch ein Piepsen auf eine neue SMS aufmerksam, und sie stürzte sich darauf wie eine gierige Wölfin auf Beutesuche, aber die Nachricht war nicht von Jake, sondern von Serena.
»Hast du mal in Betracht gezogen, ob du vielleicht mehr von dieser Frau besessen bist als Jake?«, las Alex laut.
Sie runzelte die Stirn, zog einen verdrossenen Schmollmund, und dann musste sie tatsächlich lachen.
Warum mussten ihre Freundinnen so verdammt hübsch und so verdammt clever sein?
Die Möglichkeit bestand natürlich.
Sie wäre nicht die erste Frau auf diesem Planeten, deren Hormone ins Brodeln gerieten, weil sie sich auf eine Frau fixierte, von der sie glaubte, dass ihr Mann sie unwiderstehlich finden könnte.
Sie hatte sie nur ein einziges Mal getroffen.
Alison »Atemberaubend« King.
Aber ein Mal hatte gereicht.
Sie sah aus wie ein Model, hatte eine perfekte Frisur, trug ein perfektes Make-up, perfekte Kleidung, und dann herausfinden zu müssen, dass diese Frau auch noch Köpfchen hatte, war wie ein Faustschlag in die Magengrube gewesen. Und zu allem Überfluss auch noch ein Juristinnen-Köpfchen. Und sie verdiente mehr, als Alex sich in ihren kühnsten Träumen vorstellen konnte.
Alex wusste, dass sie irgendwo in der Nähe von Temple eine Wohnung besaß und konnte sich exakt vorstellen, wie sie aussah: cremefarbene Teppiche, moderne, minimalistische Einrichtung, in jedem Zimmer Bang-und-Olufsen-Hightech-Geräte, eine Küche, die für einen Koch ausgestattet, jedoch sauberer als ein Operationssaal war, ein Wohnzimmer mit
Wildledersofas, ein Balkon mit herrlichem Ausblick und ein Schlafzimmer von der Größe des neuen Fußballplatzes von Arsenal mit einem eigenen Bad voller Marmor und einem maßgearbeiteten Ankleidezimmer mit Platz für alles, ordentlichen Regalen für die Designerschuhe und einer alphabetisch sortierten Garderobe, angefangen bei Anna Sui und endend bei Ronit Zilka.
Die Frau hatte alles. Was hatte sie nicht, was einem Mann gefiele, abgesehen von einem Mann vielleicht, der sich von einer intelligenten, erfolgreichen, hübschen Frau eingeschüchtert fühlte? Und zu dieser Sorte Mann gehörte Jake definitiv nicht. Tatsächlich hatte er laute Loblieder auf sie gesungen. Und zwar in einem solchen Maße, dass Alex bei ihrer einmaligen Begegnung beschlossen hatte, sie wirklich nicht zu
Weitere Kostenlose Bücher