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Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman

Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman

Titel: Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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Windschutzscheibe. Na gut, vielleicht tat sie auch beides und lachte und weinte gleichzeitig, aber es ging ihr verdammt viel besser als das letzte Mal, als sie bei Nacht und Nebel abgehauen war.
    Abgesehen davon, dass sie auf halbem Weg die M4 hinunter einen Schluckauf bekam.
    Und eine Megakrise. Sie kam sich wie der größte Trottel
der Welt vor. Nicht nur, weil sie François’ Aufmerksamkeiten komplett missverstanden hatte, der in Wahrheit nur der dämlichen Tochter der Hotelbesitzer hatte schmeicheln wollen, sondern auch wegen der Art und Weise, wie sie mit dem Dilemma umgegangen war.
    Ihr war klar, dass sie total überreagiert hatte, aber sie war auch helle genug, voll und ganz zu begreifen, warum sie so reagiert hatte; alles, was in der vergangenen Woche geschehen war, war eine Reaktion auf die Bombe gewesen, die Simon hatte platzen lassen. Der Welleneffekt sozusagen. Erneut Reißaus zu nehmen, war eine Bauchentscheidung gewesen, ausgelöst von einem Urinstinkt und einzig und allein eine Reaktion auf Simon und nicht auf die Tatsache, dass sie sich gegenüber François wie eine Idiotin benommen hatte. Sich an François ranzuschmeißen, war ein Versuch gewesen, sich besser zu fühlen, mehr nicht - ein Versuch, der zugegebenermaßen absolut in die Hose gegangen war, aber abgesehen von der glühenden Scham, die sie verspürte und die hoffentlich so schnell verschwinden würde wie François’ mediterrane Sonnenbräune in einem englischen Sommer, würde sie keine bleibenden Narben davontragen.
    Mit Simon war das etwas anderes. Sie hatte so ein Gefühl, als ob sie von den Verletzungen, die er ihr zugefügt hatte, noch lange gezeichnet sein würde.
    Trotz alledem musste sie optimistisch sein; wer nicht von sich aus optimistisch gestimmt war, würde in einer Welt, in der trübe Hoffnungslosigkeit und Enttäuschung auf der Tagesordnung standen, schwer zu kämpfen haben, um zu überleben.
    Und so beschloss sie mitten auf M4, während sie unaufhörlich vor sich hin hickste, ihre verrückte, wild überstürzte, idiotische Jagd nach Freiheit in etwas Zielstrebiges zu verwandeln und nach London zu ihrem fantastischen, vernünftigen, gescheiten, liebenswerten Bruder Jake zu fahren und sich an seiner
Schulter auszuheulen. Er würde ihr damit kommen, dass das Meer voller anderer Fische sei oder der Strand voller anderer Kieselsteine, und sie mit allen möglichen ähnlichen Sprüchen vollquatschen, die sie innerlich aufstöhnen lassen würden, aber letztendlich würde sie sich besser fühlen, und dann würden Alex und Jake sie in ihrem Gästezimmer einquartieren, und die beiden würden für sie kochen, wobei Jake für den gesunden Hauptgang zuständig wäre und Alex für den schwer verdaulichen Pudding, und sie würden sie mit viel zu viel Rotwein abfüllen und sie zum Lachen bringen, und dann würde Alex für den nächsten Tag eine Frust-Shopping-Therapie vorschlagen, und sie würden einkaufen, bis sie zusammenbrächen und Remy wieder lächelte.
    Eine perfekte Therapie.
     
    Als Remy schließlich London erreichte, fing es bereits an zu dämmern.
    Sie hatte unterwegs angehalten und jede Menge Kaffee in sich hineingeschüttet; inzwischen war es kurz vor fünf.
    Für den Berufsverkehr war es noch etwas zu früh. Ein paar Autos hier und da und ein paar vereinzelte Jogger und Leute, die ihre Hunde ausführten, waren die einzigen anderen Lebenszeichen außer ihr, als die Sonne über den hohen Gebäuden aufzusteigen begann und sich hinter der Wolkendecke versteckte, die über der noch schlafenden Stadt hing, sodass Remy relativ problemlos zu Jakes und Alex’ Wohnung durchkam.
    Jetzt, da sie kurz vor ihrem Ziel war, rief sie im Priory an und hinterließ eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter ihrer Mutter, in der sie mitteilte, wo sie war, aber nicht, warum sie abgereist war - obwohl sie keinen Zweifel hatte, dass die Gerüchteküche schon dafür sorgen würde, dass ihrer Mutter sämtliche Details zu Ohren kämen. Außerdem bat sie ihre Mutter, sich keine Sorgen zu machen.

    Als sie die Freisprechanlage ausschaltete und in die Straße einbog, in der sich die Mietwohnung befand, die sich Jake und Alex seit drei Jahren teilten, sah sie auf der Eingangstreppe zu dem Gebäude bereits zu dieser frühen Stunde eine vertraute Gestalt. Es war Alex. Sie sprach in ihr Handy, während sie sich mit ihren Taschen und einem Koffer durch die Haustür nach draußen kämpfte. Sie stellte vorsichtig ihre Laptoptasche auf die oberste Stufe, damit sie

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