Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
beendete sie ihre traurige Geschichte.
Aidan schüttelte energisch den Kopf, griff nach ihren Händen und versuchte, sie zu beruhigen.
»Oh, Remy Daniels, du bist doch nicht hässlich! Absolut nicht! Und auch nicht bescheuert oder fett!«, fügte er hinzu, bevor sie diese Worte ihm oder sich selbst noch einmal an den Kopf schleudern konnte. »Im Gegenteil, du bist umwerfend … und jeder Mann, der etwas auf sich hält, würde vor Freude zergehen, wenn du ihn küssen würdest …«
»Also, François ist nicht gerade vor Freude zergangen. Eher zog er ein Gesicht, als hätte ich ihm ein Messer in den Bauch gerammt.«
»Ja, aber nur, weil du nicht …«, entgegnete er und stockte.
»Weil ich nicht was?«
Aidan setzte erneut an. »Also … du bist nicht der Typ, auf den François normalerweise abfährt…«
»Ich bin nicht sein Typ?«
Er schüttelte den Kopf und zuckte die Achseln. Remy merkte, dass er verlegen war, aber warum bloß?
»Mag ja sein. Aber was ist falsch an mir? Steht er normalerweise auf Blondinen? Oder auf Rotschöpfe? Oder auf ältere oder jüngere Frauen? Oder wenn ich ein bisschen abspecken würde? Könnte ich denn zumindest theoretisch sein Typ sein?«
»Könntest du, wenn du …«
»Ich könnte also?«
»Wenn du…« Er hielt erneut inne und verdrehte die Augen.
»Wenn ich was?« Remy runzelte die Stirn, als sie registrierte, dass Trevor und Andy, die immer noch zuhörten, in nicht gerade gedämpftes Gekicher ausbrachen.
Aidan brachte sie mit einem in Richtung Küche gebrüllten »Verpisst euch, ihr Schwachköpfe!« zum Schweigen, dann zog er Remy in die hinterste Ecke des großen Raums und beugte
sich konspirativ zu ihr vor, ohne die vom Restaurant in die Küche führende Tür aus den Augen zu lassen.
»Wenn du an einer gewissen Stelle etwas hättest, was du nicht hast.«
Jetzt verdrehte Remy verwirrt die Augen.
»Lass es mich dir so erklären: Er steht deutlich mehr auf deutsche Würstchen als auf English Muffins.«
Remy sprang wie von der Tarantel gestochen von Aidan weg.
»Er ist schwul?«
»Schwul wie… ein Rudel Frisöre«, bestätigte Aidan feierlich.
Jetzt war es Remy, die aussah, als wäre sie gerade mit einem toten Fisch attackiert worden.
»Oh mein Gott, ich habe schon wieder den gleichen Fehler gemacht.«
»Das konntest du ja nicht wissen.«
»Was ist nur los mit mir?«
»Red keinen Unsinn! Der eine stellt seine Sexualität mehr zur Schau als der andere, aber die Menschen laufen nun einmal nicht mit Etiketten herum.«
»Egal. Ich hätte es merken müssen.«
»Wie denn? Er posaunt schließlich nicht überall herum, wie er gestrickt ist. Viele Leute hier wissen es nicht.«
Doch Remy taumelte immer noch rückwärts, als ob sie einen Fausthieb verpasst bekommen hätte.
»Ich bin so eine Idiotin … so eine verdammte Idiotin.« Und dann sah sie Aidan mit großen Augen an, als ob sie sich gerade erst erinnert hätte, dass er vor ihr stand, und sagte: »Ich muss jetzt gehen.«
»Wohin denn?«, fragte Aidan besorgt.
»Wohin auch immer. Weg von hier. Hier kann ich nicht mehr bleiben.«
»Jetzt spinn doch nicht, Remy. Morgen früh ist das alles vergessen.«
»Das ist nicht wahr, und das weißt du genauso gut wie ich.«
»Und wenn schon. Niemand wird dich deswegen behelligen.« Er hob die Stimme und wandte sich der Tür zu. »Diese Schwachköpfe haben selber zu viel Blödsinn angestellt, um sich an den kleinen Missgeschicken anderer ergötzen zu dürfen.«
Kleines Missgeschick? Sie hatte ihr wundes Herz überstürzt in einen großen Bottich Heilbalsam werfen wollen, und der Bottich Heilbalsam hatte sich als ein Kübel siedendes Öl entpuppt. Sie war eine absolute Vollidiotin mit Scheuklappen. Wenn sie könnte, würde sie vor sich selber Reißaus nehmen. Sie musste weg, und da sie unmöglich vor sich selber weglaufen konnte, war die einzige andere Möglichkeit, vor ihm wegzulaufen.
Und so flüchtete Remy ein weiteres Mal in die Nacht.
Sie stürmte in ihr Zimmer, stopfte die Sachen, die sie aus dem Koffer genommen hatte, den Simon ihr gebracht hatte, wieder hinein, schnappte sich ihre Autoschlüssel und jagte los in Richtung Autobahn.
Doch diesmal brach sie nicht in herzzerreißendes Schluchzen aus, sondern sie fand sich plötzlich dabei wieder, dass sie sich halb totlachte. Was irgendwie seltsam war, aber deutlich besser als eine Woche zuvor, als sie so heftig geweint hatte, dass sie die Scheibenwischer für ihre Augen benötigt hätte anstatt für die
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