Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
mögen, obwohl sie absolut freundlich gewesen war.
Um ihre Aversion gegenüber dieser Frau vor sich selbst zu rechtfertigen - denn normalerweise war sie offen und unvoreingenommen, wenn sie neuen Menschen begegnete -, zermarterte Alex sich das Gehirn, um irgendetwas zu entdecken, das an Alison King nicht supertoll war, und sie war zu dem Schluss gekommen, dass sie einfach zu perfekt war, und es gab wirklich nichts Ärgerlicheres als eine Frau, die zu verdammt perfekt war, und das sollte Alison auch wissen und sich als eine Art Kompensation ein paar schlechte Angewohnheiten oder ernsthafte Charakterfehler zulegen und aufhören herumzustolzieren und sich als perfektes Exemplar der Spezies Frau zu präsentieren.
Diese Ansicht hatte Alex Emma vorgetragen, die ihr zugestimmt und bestätigt hatte, dass sie überhaupt nicht irrational sei und es schon der gesunde Menschenverstand gebiete, dafür zu sorgen, dass man wenigstens eine Schwachstelle hatte, die man auch öffentlich zur Schau stellte. Später hatte Emma in einem schmeichelhaften Internetartikel über die »Top Ten
der Anwältinnen in Großbritannien« ein Foto von Alison aufgestöbert und es per E-Mail an Alex weitergeleitet - mit geschwärzten Zähnen, Teufelshörnern und X-Beinen.
Alex wusste nicht, ob sie sich besser oder schlechter fühlen sollte, als er, genau in dem Moment, in dem sie ins Bett gehen und früh schlafen wollte, weil sie am nächsten Morgen in aller Frühe aufstehen musste, anrief, um ihr mitzuteilen, dass sie inzwischen ihr Hotel bezogen hätten.
Einerseits freute sie sich, dass er sich die Mühe machte, sie anzurufen.
Aber dann erzählte er ihr, dass er in einer supertollen Hotelsuite abgestiegen sei, mit einem Jacuzzi auf dem Dach, von dem aus man die ganze Bucht von Hongkong überblicken könne, und dass er auf einem Wasserbett mit den Ausmaßen eines olympischen Schwimmbeckens liege.
»Ein affengeiles Wasserbett, Alex!«, rief er halb ungläubig, halb begeistert.
Alex, die sich asiatische Hotelzimmer als kleine Boxen in der Größe von First-Class-Liegen in Flugzeugen vorgestellt hatte, freute sich zwar für ihn, war sich aber nicht wirklich sicher, wie glücklich sie sich schätzen sollte, dass Jake sich nun behaglich in einem Gemach eingerichtet hatte, das so klang, als wäre es der perfekte Ort für eine Marathon-Sex-Session.
Doch als sie auflegte, Jakes lebhafte Schwärmerei noch im Ohr, meldete sich ihre Stimme der Vernunft und sagte ihr, dass Beziehungen auf gegenseitigem Vertrauen beruhten, und wenn sie ihm nicht vertraue, sollte sie nicht mit ihm zusammen sein, und sie vertraute Jake doch, nicht wahr, und zwar bedingungslos, denn in all den Jahren, die sie nun schon zusammen waren, war er immer absolut ehrlich zu ihr gewesen.
Also bitte!
Aber, meldete sich die andere leise Stimme in ihrem Kopf,
die paranoide mit dem jammernden näselnden Klang, die einem auf die Nerven ging, wie wenn jemand mit Fingernägeln über eine Tafel kratzte.
Er war immer ehrlich zu ihr gewesen.
Bis zur letzten Woche.
Kapitel 10
S ein absolut entsetztes Gesicht war das Schlimmste. Als ob sie sich soeben den walgroßen Lachs geschnappt hätte, der an diesem Abend Bestandteil des Priory-Menüs gewesen war, und ihm diesen mit voller Wucht ins Gesicht geklatscht hätte.
Dann hatte sie sich umgedreht und feststellen müssen, dass die Tür, die vom Lagerraum in die Küche führte, offen stand und sämtliches Küchenpersonal die Vorführung aus der ersten Reihe verfolgte.
Danach hatte der Zufall bestimmt, wer zuerst die Beine in die Hand nahm, doch da Remy in jüngster Zeit öfter trainiert hatte, war sie etwas schneller als er. Sie stürmte durch die Küche und durch die Schwingtür, die in das leere Restaurant führte, und direkt zu Aidan, der nach seinem kurzen Ausflug in die Welt des Nähens erneut seinen abendlichen Dienst in der Hotelbar angetreten hatte.
»Wow, Rem!«, rief er und streckte die Hände aus, wie man seine Hände ausstreckt, um ein durchgehendes Pferd zu stoppen. »Was ist los, meine Süße? Ist François mit seinem Fleischerbeil hinter dir her?«
Ungeachtet der Tatsache, dass das gesamte Küchenpersonal an der Tür stand und zuhörte, war Remy so erleichtert, ein freundliches, mitfühlendes Gesicht zu sehen, dass auf der Stelle alles aus ihr herausplatzte.
»Er findet mich furchtbar! Bescheuert, fett und hässlich, und dann werfe ich mich ihm auch noch an den Hals wie eine bescheuerte, fette, hässliche Idiotin!«,
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