Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
nicht anders, als breit zu grinsen.
»Und was für Kriterien waren das?«
»Darf ich nicht sagen.«
»Warum denn nicht?«
»Topsecret.«
»Haben alle Teilnehmer zwei Augen, zwei Ohren, zwei Arme, Hände, Beine…?«
Bonnie nickte mit Nachdruck.
»Zwei Köpfe?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Was denn dann, Bonnie? Mir kannst du es doch wohl sagen?«
Bonnie beugte sich noch näher zu ihr vor. »Wenn ich es irgendjemandem verraten würde, würde der Rottweiler Kleinholz aus mir machen. Nur so viel: Sie haben alle etwas gemeinsam, das nichts mit Sportlichkeit zu tun hat …«
»Und wo genau sind diese superspeziellen Wettkämpfer?«
»Sie kommen erst morgen. Jecca wollte, dass ihr regelrecht nach ihnen lechzt, wenn es so weit ist.«
»Eher will sie uns wohl hinhalten, würde ich sagen, und uns am ersten Abend mit haufenweise freiem Alkohol ködern.
Und wenn wir uns dann durch die nächste Kiste Moët saufen, rollt sie Egor den Schrecklichen und Frankensteins Bruder auf die Bühne.«
»Das siehst du nicht ganz richtig … aber mehr darf ich wirklich nicht sagen«, erklärte Bonnie, als Alex die alte und oft eingesetzte Taktik anwandte, nichts zu entgegnen, damit ihr Gegenüber sich genötigt fühlte, das Schweigen zu brechen.
»Ihr wollt Spannung aufbauen, was?«
»Etwas in der Richtung.« Bonnie hob ihr Klemmbrett, als ob sie sich vor Alex’ forschendem Blick verstecken wollte.
»Hoffentlich ist es das ganze Theater wert.«
»Auf jeden Fall. Das verspreche ich dir. Also … wo ist Frazer McDonald? Dein fantastischer, aber durch und durch selbstgefälliger Fotograf?«
»Krank«, erwiderte Alex und fügte nach kurzem Überlegen schnell hinzu: »Aber Remy Daniels ist als sein Ersatz hier. Kannst du Frazers Namen auf der Liste für die Eröffnungsparty durch ihren ersetzen?«
»Kein Problem«, entgegnete Bonnie fröhlich. »Eine Neue?«
»Eine alte Freundin«, gestand Alex und beugte sich näher an Bonnie heran. »Sie ist Jakes Schwester. Sie ist mit mir mitgekommen, und ich fände es ganz nett, wenn sie bei einigen der amüsanten Veranstaltungen des Events dabei sein könnte.«
»Klar«, erwiderte Bonnie und zwinkerte ihr zu. »Erst recht, wenn sie Mr. Daniels Schwester ist. Wie geht’s deinem Supermann?«
Wenn ich das nur wüsste.
»Er ist in Hongkong. Dienstlich.«
»Immer noch ein aufsteigender Stern. Du kannst dich wirklich glücklich schätzen, Alex Gray.«
»Ich weiß«, entgegnete Alex und meinte es ehrlich. Die Frage war nur, wie lange ihr Glück noch anhalten würde.
»Okay.« Als Bonnie eine ganze Abordnung von ProTrain-Führungskräften und Anzugträgern von J.D. Public Relations näher kommen sah, schaltete sie flugs auf die Effizienz in Person um. »Hier sind deine Presseunterlagen, die sämtliche Informationen beinhalten, die du brauchst, aber wenn du noch irgendwelche Fragen haben solltest, findest du meine Nummern unter der Rubrik Kontakte. Ach, und hier«, sie zog einen Ausweis aus einem auf dem Tisch liegenden Stapel, »deine Zugangsberechtigung zu allen Bereichen.«
ProTrain hatte sich für die Dauer des Wettkampfs in einem der großen Veranstaltungsräume, der Sark Suite, einquartiert. Der riesige Saal war mit einem kostbaren Teppich ausgelegt, und am hinteren Ende befand sich eine große Bühne, vor der Stuhlreihen aufgebaut waren.
Auf beiden Seiten des Saals waren mit Flaggen drapierte Stände zu sehen, in denen hochmoderne Fitnessgeräte präsentiert wurden sowie Kleidung, die versprach, einen schlanker erscheinen zu lassen, Schuhe mit Flügeln, na ja, zumindest beinahe, sowie Pillen und Zaubertränke zur Leistungssteigerung, die natürlich alle ganz legal waren. Während Alex sich auf einem der Stühle niederließ, fragte sie sich, ob sie, wenn sie eine Woche lang unter ihrer normalen Kleidung einen dieser ProTrain-Trainingsanzüge trüge, wohl ein paar Pfund abnehmen würde, ohne ihren normalen Tagesablauf zu verändern.
Zwischen den immer noch herumstehenden Models entdeckte sie eine Menge bekannte Gesichter aus der Journalistenszene. Die meisten von ihnen waren nicht gerade Freunde, aber man kannte sich eben. In einer derart von Konkurrenz geprägten Szene war es schwer, echte Freundschaften zu schließen, obwohl es durchaus den einen oder anderen gab, den Alex zumindest als guten Kumpel bezeichnen würde.
Alex wählte einen Stuhl relativ weit hinten, wo sie für sich
saß, eine Angewohnheit aus ihrer Schulzeit, die sie nicht ablegen konnte, und sah zu, wie Bonnie
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