Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
war die Schwimmdistanz. Hinaus aufs Meer und wieder zurück, und das etliche Male, bis die gut dreieinhalb Meilen geschafft waren. Vor dem Schwimmen hatte Alex am meisten Respekt, da sie selber schon Mühe hatte, zwei Bahnen in einem Schwimmbad zu bewältigen.
Wie nicht anders zu erwarten, hatten die Wettkämpfer nach dieser Mammut-Tortur einen Tag frei, um sich zu erholen, und an Tag neun fände dann die Preisverleihung statt, von der Bonnie ihnen versprach, dass sie so spektakulär sein werde, dass sie die Londoner Millenium-Feier wie ein harmloses Lagerfeuer mit Grillen aussehen lassen würde.
Schließlich ergriff Jecca Davies, die wie immer adrett und hübsch aussah, selbst kurz das Wort, dankte den Anwesenden für ihr Kommen, versprach ihnen »zehn unvergessliche Tage« und legte ihnen nahe, »jeden Augenblick zu genießen«, bevor sie die Bühne wieder verließ, und als die Zuhörenden dachten, die Flucht ergreifen zu können, und sich von ihren Stühlen erhoben, ging Bonnie erneut ans Mikrofon und verlas eine
Kurzfassung der Wettbewerbsregeln - ein langweiliger Vortrag, der den Journalisten allerdings dadurch versüßt wurde, dass sie ihn mit jeder Menge Alkohol runterspülen konnten, der ab dem Moment gratis ausgegeben wurde, als sich der erste Hintern von seinem Stuhl hob.
Als endlich alles vorbei war, steuerte Alex die Hotelbar an, die noch ziemlich leer war, da die meisten Presseleute sich noch in der Sark Suite an ProTrains großzügiger Bewirtung gütlich taten.
Sie bestellte einen Kaffee, setzte sich und studierte die Presseunterlangen, die Bonnie ihr ausgehändigt hatte. Sie enthielten genaue Informationen über sämtliche ProTrain-Produkte, von Pülverchen bis hin zu Herren-Strings, eine ProTrain-Firmenbroschüre, die so dick war wie Tolstois Krieg und Frieden , eine schriftliche Zusammenfassung der Wettkampfregeln, die man ihnen soeben vorgelesen hatte, sowie einen schriftlichen Ablaufplan für die nächsten zehn Tage. Überraschend wenig erfuhr man über die Teilnehmer, die an dem eigentlichen Wettkampf teilnehmen würden; das Einzige, was erwähnt wurde, war, dass sie »die weltbesten Athleten auf ihrem Spezialgebiet« seien, was auch immer das heißen mochte.
Alex versuchte sich vorzustellen, was für Männer wohl erscheinen würden. Sie hatte schon mal Ironman-Wettkämpfe im Fernsehen verfolgt und somit eine recht konkrete Vorstellung von den Kerlen, die an dem ProTrain-Wettkampf teilnehmen würden. Es würden lauter stiernackige Muskelprotze sein, die mit einer Hand einen Milchwagen hochheben konnten und dabei noch mit den Zähnen ein Flugzeug zogen.
Alex schob all die Hochglanzbroschüren zurück in die lederne Präsentationsmappe und gähnte. Sie wusste, dass Helen einen guten Riecher für eine interessante Geschichte hatte, aber was sie bisher gesehen hatte, machte ihr nicht viel Hoffnung.
Sie sah auf die Uhr; es war zehn vor sechs. Perfektes Timing. In dem Wissen, dass das Briefing spätestens um sechs Uhr zu Ende sein würde, hatte sie vor dem Treffen mit Remy eine halbe Stunde für sich eingeplant, um ein paar notwendige Anrufe zu tätigen.
Sie hinterließ Jake eine Nachricht auf der Mailbox.
»Hi. Wollte nur Bescheid geben, dass ich wohlbehalten auf Jersey angekommen bin. Außerdem wollte ich dir noch sagen, dass deine Schwester bei mir ist. Sie ist genau in dem Moment in London aufgekreuzt, als ich zum Flughafen fahren wollte und … na ja, nach dem, was ihr kürzlich widerfahren ist, wollte ich sie nicht allein bei uns zurücklassen, also habe ich sie eingeladen, mit mir mitzukommen. Es scheint ihr so weit gut zu gehen, mach dir also keine Sorgen, okay? Aber bestimmt würde sie sich über einen Anruf freuen … ich übrigens auch. Ich liebe und vermisse dich.«
Als Nächstes rief sie Connie an, die den ganzen Tag panikartig überall herumtelefoniert hatte und auf Alex’ Anruf abwechselnd erleichtert und wütend reagierte.
»Tut mir leid, Alex. Ich weiß, man soll nicht den Boten für die schlechte Nachricht verantwortlich machen, aber ich kann es einfach nicht fassen, dass Remy einfach so abgehauen ist… Ich habe mir solche Sorgen um sie gemacht.«
»Das kann ich mir vorstellen. Aber das ist nicht nötig, sie ist bei mir, sie ist wohlbehalten, es geht ihr den Umständen entsprechend gut, und ich verspreche dir, mich um sie zu kümmern.«
»Das weiß ich ja, aber ich mache mir Sorgen, was sie wohl als Nächstes tun wird. Hat sie dir erzählt, was passiert ist?«
»Noch
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