Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
nicht. Sie hat mich um Aufschub gebeten, was irgendwelche Erklärungen angeht, aber ich habe vor, ihr heute beim Abendessen auf den Zahn zu fühlen.«
»Gut, dann hör dir ihre Version der Ereignisse an, denn ich
habe nur von anderen gehört, was passiert ist, aber ich bitte dich, ein Auge auf sie zu haben, Alex. Das mit Simon hat sie verständlicherweise umgehauen, aber weshalb ich mir jetzt Sorgen mache, ist, dass sie es darauf abzusehen scheint, sich dem erstbesten Mann an den Hals zu werfen, der ihr Ego ein wenig aufrichten kann. Es gab hier nämlich einen kleinen Zwischenfall, musst du wissen. Sie hat sich an unseren neuen Chefkoch rangeschmissen …«
»Ich verspreche, auf sie aufzupassen, keine Sorge.«
»Danke, Alex. Würdest du sie auch bitten, mich mal anzurufen?«
»Natürlich.«
In dem Moment, in dem sie das Gespräch beendete, piepste ihr Handy, um sie auf eine SMS aufmerksam zu machen.
Sie war von Serena.
»Alles klar an der Front in Fernost?«, las Alex.
»Hat seit seiner Landung jeden Tag angerufen.« Kaum hatte Alex den Satz eingetippt, fiel ihr auf, dass das nicht ganz stimmte, weshalb sie hinzufügte: »Außer heute.«
»Die Nacht ist ja noch jung«, piepste es zurück.
»Nicht in Hongkong«, antwortete Alex. »Da ist es schon zwei Uhr morgens.«
»Geht es dir gut?«, simste Serena zurück.
Alex dachte kurz nach, bevor sie ihren Fingern das Antworten überließ.
»Solange in seinem Wasserbett nicht zwei liegen, ist mit mir alles okay.«
»Lex?«
Alex sah von ihrem Handy auf. »Hi Rem. Alles klar?«
Sie hatte sich bereits die Nasenspitze verbrannt, die rosig glühte, und um ihre Mundwinkel klebten Spuren von Eis.
Remy nickte und ließ sich neben Alex nieder. »Alles super. Und wie war es bei dir?«
»Ach, das Übliche. Du weißt schon, sie haben versucht, uns Journalisten einer Gehirnwäsche zu unterziehen, damit wir denken und schreiben, wie toll ProTrains mit seiner gesamten Produktpalette ist. Und was hast du gemacht?«
»Ich war am Strand.«
»Du Glückliche.«
»Ich habe gebadet und drei Eis verputzt«, fuhr Remy mit einem schuldbewussten Grinsen fort.
»Du noch Glücklichere!«
»Ich wollte dir ja eins mitbringen, aber es wäre geschmolzen, bis ich hier gewesen wäre. Da draußen ist es glühend heiß.«
»Das heißt, du hast dich bei strahlendem Sonnenschein am Strand geaalt und mehrere Eis weggeputzt, während ich mit einem Haufen schwitzender Schreiberlinge in einem Saal mit Neonlicht ausharren musste.«
»Du hattest also auch einen netten Nachmittag«, stellte Remy lachend fest.
»Es war ein langer Tag, das kann ich dir sagen. Was hältst du davon, wenn wir jetzt etwas zu Abend essen und uns dann früh aufs Ohr hauen?«
Remy gähnte breit, und da fiel ihr ein, dass sie schon seit Samstagnacht nicht mehr geschlafen hatte, außer der halben Stunde im Taxi. Sie war hundemüde.
»Klingt verdammt gut.«
»Bist du sicher, dass du in deinem Bauch noch Platz für Essen hast?«
»Auf jeden Fall. Das Eis hat nicht mal die Seitenwände meines Magens ausgekleidet. Muss an der Seeluft liegen.«
»Das Hotelrestaurant soll wirklich gut sein. Wollen wir es ausprobieren, oder willst du lieber in die Stadt gehen?«, fragte Alex, während Remy ein weiteres Gähnen nicht unterdrücken konnte.
»Glaubst du etwa, wir haben noch genug Energie, irgendwohin zu gehen?« Remy schüttelte den Kopf.
»Nein, du hast recht. Bleiben wir also im Hotel. Ziehen wir uns um?«
»Wenn du willst, dass ich unter der Dusche einschlafe.«
»Dann also auf direktem Weg ins Restaurant?«
»Ja, klingt gut.«
»Oder willst du lieber auf direktem Weg ins Bett?«
»Nur wenn ich den da mitnehmen kann«, erwiderte Remy grinsend, als ein Model mit nichts am Leib als einer hautengen Lycra-Radlerhose an ihnen vorbeischlenderte und Gratis-Energiedrinks austeilte, doch Alex, die das Grinsen erwiderte, registrierte, dass Remys Augen ihre scheinbar gute Laune nicht widerspiegelten.
Kapitel 14
U nter den gegebenen Umständen schien Remy die Lage ziemlich gut im Griff zu haben. Doch je genauer Alex hinsah, desto mehr kam ihr der Verdacht, dass das ganze aufgekratzte und beschwingte Getue vielleicht nichts anderes war als Schauspielerei.
Im Flugzeug hatte Remy nicht viel gesagt, und Alex war entschlossen, sie zum Reden zu bringen, bevor sie vor Müdigkeit zusammenbräche.
Was mit Simon geschehen war, hatte Alex natürlich längst aus zweiter Hand von Connie erfahren, aber Connie hatte sich auf die
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