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Echtzeit

Echtzeit

Titel: Echtzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Reitz
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Eine zu drehen.
    »Und ich dachte, du machst dir Katrin heute klar«, gab sich Ansgar selbst die Antwort, »oder willst du sie etwa alle beide abschleppen??«
    »Boah, Ansgar, hör auf, so einen Schwachsinn zu labern«, fuhr Tom ihn an und leckte über die Klebestelle des Blättchens.
    »Okay! Alles klar, was ist da los? Wer ist die Kleine?« Das neugierige Funkeln war nun einem durchdringenden Laserblick gewichen. Ansgar konnte sehr beharrlich sein, wenn er das Gefühl hatte, jemand verbarg etwas vor ihm.
    Tom zündete seine Zigarette an und blies kräftig den Qualm aus. »Das war Nina.«
    »Nina? Deine Nina?« Ansgar fuhr sich durch die Haare und zappelte aufgeregt wie ein Lottogewinner hin und her. »Das war die Süße vom Ring?!«
    »Jap«, sagte Tom und wandte sich ab.
    »Moment mal!« Ansgar griff ihn am Arm. »Wieso bist du so ungerührt davon? Hast du wenigstens ihre Nummer?«
    Tom verdrehte die Augen und wollte Ansgars Griff lösen.
    »Das ist nicht dein Ernst! Du machst uns eine halbe Ewigkeit vollkommen wahnsinnig mit diesem Mädel! Sogar nach Jahren redest du immer noch von ihr.« Ansgar war vollkommen außer sich. »Echt, Alter! Wie kann man so blöd sein?« Ruckartig ließ er seinen Arm wieder los, schnappte sich sein Bier und verschwand irgendwo in der Dunkelheit des Knaaks.
     
    Tom hatte sich wieder auf die rote Sitzecke gefläzt. Im rechten Arm hielt er Katrin, die schon ziemlich angetrunken halblaut mit ihrer Freundin über ein anderes Mädel in der Truppe lästerte. In der anderen Hand hielt er fest sein Bier umklammert. Es fiel ihm nicht schwer, das Weibergetratsche auszublenden. Seine Gedanken waren ganz woanders.
    Sie war so merkwürdig, abweisend und unterkühlt. Überhaupt nicht so, wie er sie damals kennengelernt hatte. Hätte er nicht ihr Tattoo wiedererkannt, er würde nicht glauben, dass es tatsächlich Nina war. Aber was hatte er denn erwartet? Es waren fast fünf Jahre vergangen und sicherlich hatte er sich auch verändert. Bevor er sein Gehirn daran hindern konnte, stellte er wieder die was-wäre-wenn-Frage, die ihn seit ihrem Verschwinden begleitete. Bestimmt wäre dann spätestens jetzt der Zeitpunkt, an dem sie zu ihm gezogen wäre. Er würde ihre Eltern schon länger kennen und seine Mutter wäre vielleicht etwas aufgeschlossener seinen Zukunftsplänen gegenüber, wenn er Nina als feste Partnerin an seiner Seite gehabt hätte. Und schlussendlich würde er mit ihr hier sitzen und nicht mit einer weiteren Schönheit, die in ein paar Wochen schon wieder Geschichte sein sollte.
    Grinsend lehnte Katrin sich zu ihm herüber und drückte ihm einen feuchten Schmatzer auf die Wange. Er lächelte verhalten und nahm einen großzügigen Schluck aus seiner Bierflasche. Schon wieder hatte er Nina hochstilisiert zur perfekten Frau, zu seiner Traumfrau. Immer wieder verglich er seine aktuellen Freundinnen mit ihr, doch keine konnte ihr das Wasser reichen. War ja auch kein Wunder! Die meisten ihrer Eigenschaften entsprangen einzig und allein seiner Fantasie. Er kannte sie doch gerade mal drei Tage lang. Nur drei verdammte Tage! Wieder sog er das Bier aus der Flasche. Es war gut, dass er sie wiedergesehen hatte. So verändert und abweisend. Das sollte es leichter machen, Rock am Ring`97 endlich hinter sich zu lassen.
    Er stellte die leere Bierflasche auf den Tisch, schlang jetzt auch seinen anderen Arm um Katrin und legte seine Nase in ihren Nacken. Kichernd drückte sie sich dichter an ihn.
    »So, Leute, wenn ich mal um eure Aufmerksamkeit bitten dürfte!«
    Tom verdrehte ungesehen die Augen. Ansgar musste mal wieder eine seiner berühmt-berüchtigten One-man-Shows abziehen. Dabei fand er es so eng an Katrin gekuschelt gerade sehr gemütlich, doch die schien recht neugierig zu sein auf Ansgars Ankündigung und wand sich in Toms Arm, um den großen Blonden besser sehen zu können. Brummend tat Tom seine Enttäuschung kund und versuchte, seine Nase weiter an ihrer Halsbeuge zu vergraben.
    »Ich möchte euch jemanden vorstellen. Das ist Nina! Toms Süße vom Ring.«
    Sofort ließ er von seiner abendlichen Begleitung ab und starrte seinen Freund an. Ansgar grinste nur breit und fett in die Runde. Und tatsächlich: Nina stand direkt neben ihm, festgeklemmt im starken Griff seines Armes, den er um ihre schmalen Schultern gelegt hatte. Fast die ganze Clique stürzte sich förmlich auf sie. Die Mädels quietschten verrückt, wie romantisch diese Geschichte doch sei und seine Kumpel begannen, Witze und

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