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Echtzeit

Echtzeit

Titel: Echtzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Reitz
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und Bekannte kannten die Geschichte von der Süßen vom Ring und nur zu gern machten sie auch heute noch Witze darüber. Nachdem er an diesem Wochenende '97 nach Berlin zurückgekehrt war, hatte er alle Hebel in Bewegung gesetzt, um sie wieder zu finden. Jeden, wirklich jeden, den er getroffen hatte, hatte er nach ihr gefragt, sie beschrieben und manchmal hatte er Glück gehabt und ein neues Fitzelchen Information über sie erhalten. Er hatte sich sogar getraut, die Wohnung ihrer Eltern aufzusuchen, doch die war längst an jemand Anderen vermietet. Seine Pläne hatten so weit gereicht, dass er blindlings nach Bayern hatte fahren wollen, um dort nach dem Internat zu suchen, auf das sie gegangen war. Irgendwann hatte ihm jemand den Kopf gewaschen, nachdem er fast ein halbes Jahr nach Nina gesucht hatte. Tatsächlich hatte er sich ziemlich lächerlich gemacht, liebeskrank und naiv, aber sie war nun mal diejenige, der sein Herz gehörte. Doch er musste sich mit den Erinnerungen zufriedengeben. Das war leichter gesagt als getan. Immer wieder schlich sie sich in seinen Kopf, tauchte in seinen Träumen auf und ständig hatte er ihr Gesicht vor Augen. Oft erwischte er sich selbst dabei, wie er unbewusst auf der Straße nach ihr Ausschau hielt.
    Immer wieder fragte er sich, was aus ihnen geworden wäre, wenn sie sich nicht aus den Augen verloren hätten. Er würde alles dafür geben, um sie noch einmal wieder zu sehen. Und sei es nur für einen Kaffee.
    »Gott, Nowak«, schimpfte er sich selbst. Das war doch einfach verrückt! Er war ein erwachsener Mann und hatte nichts Besseres zu tun, als von einem Wochenende zu träumen, dass er mit einer damals Achtzehnjährigen verbracht hatte.
    Die Kaffeemaschine gab zischend kund, dass sie ihre Arbeit erledigt hatte und Tom trottete wieder zu seiner Küchenzeile. Es sollte ein guter Vorsatz für das neue Jahr sein, sich endlich von diesen Träumereien zu lösen. Selbst wenn er sie wieder sehen sollte, war schlichtweg zu viel Zeit vergangen.
     
    Ziemlich entspannt stand Tom mit seinen Freunden an der Garderobe des Knaak und wartete darauf, seinen Mantel abgeben zu können. Sie hatten bei Ansgar schon einiges vorgeglüht, deshalb hatten sie es jetzt nicht so eilig, an die Bar zu kommen. Während er sich angeregt mit seinem Kumpel über die neuesten Ideen für die Band und die kommende Tour unterhielt, drehte er sich mit der linken Hand eine Zigarette. Eigentlich ein Laster, das er manchmal nur zu gern los werden wollte, aber Nina … Schon wieder war er in Gedanken bei ihr und das alles nur, weil sie denselben Tabak rauchte wie er.
    »Hey, Tom! Bist du noch da?« Sein Gesprächspartner schlug ihm gegen die Schulter. Verwirrt sah Tom ihn an.
    »Mensch, siehst du nicht, dass er schon wieder träumt?«, witzelte Ansgar, der neben ihm aufgetaucht war und ihm mit dem Ellenbogen in die Magengegend stieß. »Träums'te wieder von deiner Süßen vom Ring, häh?« Er lachte laut.
    Tom verdrehte die Augen. Jetzt würden die Frotzeleien auf seine Kosten wieder losgehen.
    »Och nee! Hängst du etwa immer noch an der Kleinen? Das ist doch jetzt wie lang her?« Sein Kumpel sah sich fragend im Vorraum des Clubs um. »Alter, das sind fast vier oder fünf Jahre!«
    Seufzend zündete Tom sich eine Zigarette an. »Macht euch mal keine Sorgen, Jungs, so bekloppt bin ich nicht, auch wenn ihr das gern so hättet.«
    Alle weiteren üblichen Witze über ihn, Nina und sein liebeskrankes Gehabe von damals ignorierte er routiniert. Sollten sie doch ihren Spaß haben. Er würde heute Abend in jedem Fall dafür sorgen, dass er auch welchen hätte. Und schon schweifte sein Blick zu der Doppeltür, die den eigentlichen Eingang bildete. Eine ziemlich große Clique stand dort und begrüßte sich herzlich und lautstark. Die kleine Blonde in dem Jeansrock und den verboten sexy Stiefeln fiel ihm besonders ins Auge. Er musste sie dringend auch von vorn abchecken.
    Wieder landete die Faust seines Kumpels auf seiner Schulter.
    »Deine Jacke, Tom.« Ansgar nahm ihm den Mantel ab und blickte dann ebenfalls Richtung Tür. »Na, biste mal wieder dabei dich zu verlieben, Romeo?«
    »Wer weiß. Wenn sie es wert ist«, grinste Tom und nahm seine Garderobenmarke entgegen. Gerade als er der Truppe mit der Blonden hinterher wollte, stürmte Ansgars Aktuelle mit ihren Freundinnen gackernd in den Eingangsbereich. Sofort waren die Jungs umringt von den frisch eingetroffenen Damen. Einige der Mädels kannte er bereits, und so wurden

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