Echtzeit
Eingangstür riss ihn aus seiner Starre.
»Jetzt können wir raus.«
Doch da wurde die Tür schon von außen aufgerissen. Es war Tom. Unsicher fuhr er sich durch die Haare und schien nach den richtigen Worten zu suchen. Schließlich schlug er seinem Freund auf die Schulter. »Danke, Jo, aber könntest du mich mit Nina einen Moment allein lassen?«
Jo musterte ihn von oben bis unten. »Bis du verletzt?«
Auf Toms Stirn bildeten sich Falten. Es waren mehr als bei ihrem letzten Zusammentreffen.
»Na, ich dachte, die Hyäne zerfleischt dich«, klärte Jo seinen Freund auf.
»Sehr witzig, Jo.« Toms Gesicht blieb ernst. Seine Kiefer mahlten, er stand noch immer unter Stress.
Jo hob entschuldigend die Arme und tauschte mit Tom den Platz. »Ich lass euch dann mal allein«, sagte er und schloss die Tür hinter sich.
Tom machte eine entschuldigende Handbewegung und lehnte sich an einen Stapel Kartons. Wieder fuhr er sich mit den Händen durchs Haar und rieb anschließend über sein Gesicht. »Es tut mir leid, was Katrin alles über dich gesagt hat.«
Nina sagte nichts. Warum entschuldigte er sich für Katrins ungebührliches Verhalten? Sie verschränkte die Arme vor der Brust und zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.«
»Sag mir einfach, dass es schon okay ist.«
»Aber es ist für mich nicht okay.«
»Nina, bitte, ich ...« Er machte einen Schritt auf sie zu und fasste ihr Gesicht. In dem schwachen Licht der Kammer wirkten seine Augen geheimnisvoller und das dunkle, tiefe Braun hatte wie immer etwas Tröstliches. »Ich verstehe dich, aber bitte geh nicht.«
»Ich hatte nicht vor zu gehen, aber ...«
Tom zog sie fest an sich und vergrub sein Gesicht an ihrem Hals. »Danke«, murmelte er und festigte die Umarmung. »Du hast keine Ahnung, was es mir bedeutet, dass du heute Abend hier bist.«
Sie befreite sich aus der Umarmung, bevor noch ein Schauer über ihren Rücken laufen konnte und sie die Wärme seines Körpers nicht mehr gehen lassen wollte. »Tom, es ist nur eine Fete.«
»Ja, aber«, er schwenkte großzügig den Arm, »das hier, dieses Tonstudio. Jo und ich wollen uns hier was aufbauen und ich wollte es dir unbedingt zeigen. Du bist …«, er holte einmal tief Luft und ein Schatten flog über sein schönes Gesicht, »... deine Meinung ist mir wichtig, verstehst du?«
Sie drückte seine Unterarme nach unten und lächelte milde. Es rührte sie, dass er es ihr unbedingt zeigen wollte. Sie sahen sich so selten. Nach dem gestrigen Tag hatte sie gedacht, sie wäre einer der letzten Menschen, mit denen er so etwas Bedeutsames teilen wollte. Aber ihm lag wirklich etwas daran. Für einen Moment war sie versucht, ihn zu fragen, wie er zu ihr stand. Sie entschied sich jedoch, es nicht zu tun, um nicht noch mehr alte Wunden aufzureißen.
Sie nickte. »Es gefällt mir.«
Er strahlte plötzlich über das ganze Gesicht, als hätte man eine Glühbirne angeschaltet. »Wirklich?«
»Natürlich! Warum sollte ich es sonst sagen? Tom, auch wenn hier noch viel zu tun ist, ihr habt bereits ein funktionsfähiges Studio auf die Beine gestellt. Mann, das ist mehr als ich von mir behaupten kann.«
»Du hast deine Band.«
»Ja, aber kein eigenes Studio.« Sie stieß mit der Faust gegen seinen Oberarm. »Los, komm schon, ich glaub, du könntest ein bisschen Ablenkung vertragen. Und ich brauch ein neues Bier.«
»Na dann«, er stieß sich von den Kartons ab und öffnete ihr die Türe, »Madame.«
Wie selbstverständlich legte er den Arm um sie – freundschaftlich, ohne irgendwelche Doppeldeutigkeiten. Es war angenehm, seine Nähe tat ihr gut. Sie war dankbar für den glücklichen Zufall, der sie wieder zusammengebracht hatte. Auch wenn ein bitterer Nachgeschmack blieb.
Kapitel 12
Die Party war ein voller Erfolg. Der Streit zwischen Katrin und Nina hatte zwar noch für reichlich Gesprächsstoff gesorgt, aber die Stimmung nicht im geringsten getrübt. Im Gegenteil: Jo stellte Nina überall als seine Heldin vor, die die böse Hexe vertrieben hatte.
Inzwischen war die Mitte des Raumes zur Tanzfläche erklärt worden. Nina jedoch stand am Rand und nahm gerade ihr Bier von Tom entgegen.
»Danke!«, rief sie Tom über die laute Musik hinweg zu und hielt ihr Glas hoch. Er lächelte nur schief und zwinkerte, bevor er mit ihr anstieß.
Schließlich war der Song zu Ende und für einen Moment war nur noch das laute Gemurmel der Leute zu hören.
Tom beugte sich zu ihr runter. »Und, wie
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