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Echtzeit

Echtzeit

Titel: Echtzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Reitz
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lächelte nun.
    Er griff nach ihrer Hand und fuhr sanft mit dem Daumen über ihre Haut. Dann strich er weiter bis zu ihrem Handgelenk und bewegte ihren Arm so, dass er Zugang zu ihrem Tattoo bekam. Er zeichnete die Linien der Blüten nach, dann die Konturen des Korpus und glitt weiter bis zur Kopfplatte.
    »Du hast mir nie gesagt, für was die Noten stehen.«
    »Vermutlich, weil es mir peinlich war.« Sie entzog ihm ihren Arm und streifte ihren Ärmel darüber.
    »Bereust du es?«
    »Nein. Nicht für eine Sekunde habe ich diesen Tag bereut.«
    Tom lächelte, denn er wusste, dass sie nicht nur das Tattoo damit meinte. Sanft griff er erneut nach ihrer Hand und schob ihren Ärmel zurück. Sein Finger fuhr die geschlängelten Notenlinien nach.
    »Herz vergeben, Herz verschenkt«, murmelte er die Textzeile aus dem Selig-Song, bei dem er sich in sie verliebt hatte.
    »Du hast es gewusst?« Sie ließ zu, dass er weiter ihren Arm streichelte.
    »Damals nicht, aber es war mein Antrieb, endlich Noten zu lernen.«
    »Bist du deshalb hier? Ich meine … um deinen Lernerfolg zu überprüfen?«
    Ein tiefer Seufzer entwich ihm. Das war die elementare Frage: Warum war er hier? Für ihn klang die Antwort ganz simpel: Er musste sie einfach sehen. Seine Gedanken kreisten seit einem Jahrzehnt immer wieder um sie und stellten die gleichen Fragen. Was macht sie gerade? Wie geht es ihr?
    All dass wollte er wissen und nun saß er hier und konnte ihr nicht einmal sagen, warum er da war. Zu sehr nagte die Angst in ihm, dass sie ihn auch dieses Mal abweisen könnte. Vorsichtig berührte er mit seinen Fingerspitzen ihre Wange. »Deine Haut ist so weich«, flüsterte er.
    Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, dann fasste sie nach seinen Fingern und pustete kühle Atemluft, die seine Nervenenden nur so kribbeln ließ, über seinen geschwollenen Knöchel. Dann stand sie plötzlich auf. »Ich denke, du brauchst noch was zum Kühlen für deine Hand.«
    Nervös strich sie mit ihren Fingern ihre Strähnen zurecht, während sie zügig auf ihre Küchenzeile zulief. Tom ahnte, dass es jetzt an der Zeit war, ihr zu zeigen, was er wirklich wollte. Würde er diese Gelegenheit verstreichen lassen, würde es vermutlich nie wieder eine Chance dazu geben.
    Ungelenk zog er seine Jacke von der Sofalehne und wühlte sich mit der unverletzten Hand durch den schweren Tweet, bis er das Päckchen aus der Tasche ziehen konnte. Schleunigst ging er ihr nach und gab ihr die Erbsen zurück. »Hier, ich brauch sie nicht mehr.«
    Sie nahm ihm das Päckchen ab ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen und schmiss es in die Spüle. Ihre Augen waren weiterhin stur auf die Arbeitsplatte gerichtet und sie zerrte hektisch an einer Schachtel Zigaretten herum, deren Folie sich nicht öffnen ließ.
    »Hey.« Sanft streichelte er ihr über die Schulter. »Ist alles okay?«
    Ihre Hände fuhren über ihr Gesicht und strichen erneut verirrte Strähnen hinter ihre Ohren. »Was tust du hier, Tom?«
    Sein Mut schrumpfte. Gefühlte Ewigkeiten starrte er sie einfach nur an. Er kam nicht dahinter, warum sie ihn immer wieder abwies und doch ließ ihn das Gefühl nicht los, dass ihr Verhalten eine Bedeutung hatte.
    Tom atmete einmal tief durch. Jetzt oder nie! , befahl er sich selbst, nahm all seinen Mut zusammen und hielt ihr das kleine Päckchen hin. »Für dich. Happy Birthday.«
    Nina zögerte, nahm es dann aber doch entgegen und begann, es vorsichtig zu öffnen. Ganz langsam wickelte sie das Papier ab, so als wollte sie es noch einmal verwenden. Sie zog einen Bilderrahmen hervor und Tom glaubte eine Träne gesehen zu haben, die für einen kurzen Moment ihren Augen einen süßen Schimmer verlieh.
    »Du hast mal gesagt, dass du Angst hast, es zu vergessen.«
    Kurz sah sie ihn an, bevor sie ihren Blick wieder auf das Geschenk richtete. Es war ihr einziges gemeinsames Foto. Sie, eng ankuschelt auf seinem Schoß, und er, breit grinsend mit langem Haar.
    »Tom, das ist ein wunderschönes Geschenk.« Eine Träne kullerte über ihre Narbe an ihrer Wange hinab.
    Er streckte den Arm nach ihr aus. »Hey, ich wollte nicht, dass du weinst.«
    »Zehn Jahre«, flüsterte sie.
    Zärtlich strich er über ihre Wange. »Ja, auf den Tag genau.«
    Nina schob seine Hand von sich. »Was willst du von mir? Warum zur Hölle bist du hierher gekommen?«In ihrer Stimme klang Wut und Verzweiflung mit.
    Er presste die Lippen aufeinander. Sein Verstand war kurz davor ihm zu verbieten, ihr zu sagen, weshalb er hier

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