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Echtzeit

Echtzeit

Titel: Echtzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Reitz
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genügte, um das Wasser sofort in einer angenehmen Temperatur über den Körper fließen zu lassen.
    Das Shampoo des Hotels duftete nach Kokos. Nicht ihre Lieblingssorte, aber vollkommen ausreichend. Sie selbst hatte schon seit Island kein eigenes Shampoo mehr. Wozu auch? In jedem Hotel gab es ein Fläschchen und ihre Haare benötigten keine besondere Pflege.
    Sie wusch sich gerade den Schaum aus, als sie einen kalten Luftzug spürte. Nur kurz, dann wurde die Duschkabine wieder geschlossen und Tom schlang seine Arme um ihre Taille.
    »Was machst du hier?«, fragte sie und ließ zu, dass er ihren Hals liebkoste.
    »Mmh ... duschen?«
    Er streckte den Arm an ihr vorbei und griff nach dem Duschgel. Geschickt drückte er einen dicken Klecks auf seine Hand und schäumte ihn auf. Dann begann er, in langsamen, kreisenden Bewegungen ihren Bauch einzuschäumen. »Das Bett ist viel zu kalt ohne dich«, sagte er dicht an ihrem Ohr.
    Zärtlich biss er in ihr Ohrläppchen und zog sie enger an sich. Kein Zweifel. Sie spürte seine wachsende Erektion in ihrem Rücken.
    »Tom, bitte. Das ist keine gute Idee.«
    Sie bemühte sich, seinem Griff zu entkommen, doch stattdessen legte er seine Arme wie eine Schraubzwinge um ihren Körper. »Tom! Mann, lass das!« Mit den Fingernägeln kniff sie in seinen Unterarm.
    »Autsch!«
    Jetzt konnte sie sich befreien und sofort huschte sie aus der Duschkabine. Sie wickelte sich ein Handtuch um und schlüpfte in die Pantoffeln.
    »Ich geh mich anziehen«, sagte sie zu Tom, der noch immer unter der Dusche stand. Mit seiner abschlaffenden Erektion sah er aus wie ein hilfloser, begossener Pudel. Jetzt tat er ihr fast ein bisschen leid, aber sie wollte wirklich nicht mit ihm schlafen. Sie hatte schon lange keine Lust mehr auf Sex. Seine Nähe, ja, die genoss sie sehr, doch meist wollte er sofort mehr und ihr kam es manchmal so vor, als ob er sie nur wegen ihres Körpers aufsuchte.
    Klar war es für sie beide nicht leicht, dass sie im Norden Europas durch etliche Städte tourte, während er in Deutschland seiner geregelten Arbeit nachzugehen hatte. Doch das hatten sie beide gewusst, als sie sich bei ihrem zehnjährigen On-/Off-Jubiläum dazu entschlossen hatten, ihrer Beziehung eine Chance zu geben.
    Er wollte sie öfter sehen, das hatte er ihr gestern Abend in einem der zahlreichen Streitgespräche über ihre Beziehung wieder mal gesagt. Aber sie war noch immer nicht bereit, ihr Leben, dass sie sich so mühsam aufgebaut hatte, für ihn aufzugeben.
    Nina schüttelte sich, um die grauen Gedanken am Morgen loszuwerden. Sie musste fit sein und glänzen. In nicht ganz zwei Stunden hatte sie einen Promotermin im schwedischen Frühstücksfernsehen.
    »Smörebrod, Smörebrod«, sagte sie vor sich hin und wühlte in ihrem Koffer nach frischen Klamotten. Es lohnte sich schon lange nicht mehr, ihre Sachen auszupacken. Sie wusste noch nicht einmal mehr, wann sie das letzte Mal überhaupt einen Kleiderschrank von innen gesehen hatte.
    Oder doch! Natürlich bei dieser dämlichen Chartshow, bei der sie zu Gast gewesen war. Der Moderator hatte sie ständig zu irgendwelchen langweiligen Spielen aufgefordert. Bei einem hatten sie sich den Inhalt eines Schrankes merken und in einem baugleichen die Gegenstände korrekt anordnen müssen. Sie hatte sich absichtlich dumm gestellt, aber dieser komische Finne, auch ein Musiker und Senkrechtstarter in Skandinavien, war in ihrem Team gewesen und hatte das Spielchen dann mal eben schnell gewonnen. Und noch ein goldenes Plastikbällchen dazu.
    Lolli und die anderen Jungs der Band hielten sich aus der ganzen Promotion raus. Der Plattenfirma war es nur recht gewesen, eine junge hübsche Frau in den Mittelpunkt zu stellen, das verkaufte mehr Platten. Aber zum Musik machen kam Nina kaum noch. Außer wenn sie auf der Bühne stand, um dann den immer gleichen Song zu spielen.
    Breaking the Ice hatte sich in den skandinavischen Ländern zu einem absoluten Tophit entwickelt. Seitdem lief ihre ganzes Leben aus dem Ruder. Ständig andere Hotelzimmer, Auftritt an Auftritt, dumme Fragen beantworten, um dann irgendwann feststellen, dass man jegliches Gefühl für Raum und Zeit verloren hatte.
    Tom kam nur mit einem Handtuch umwickelt aus der Dusche. Die Farben des großen Phönix, der auf seiner Brust prangte, glänzten durch die Feuchtigkeit.
    »Musst du schon los?«, fragte er.
    »Ja. Frühstücksfernsehen. Kommst du nach?«
    Nina sah nur noch aus dem Augenwinkel, wie er zerknirscht nickte,

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