Echtzeit
jetzt nicht mehr zu bremsen. Mit der größten Wucht, die er aufbringen konnte, ließ er seine Faust in Garretts Gesicht sausen. Ein starker, brennender Schmerz zog durch seine Knöchel. Verflucht! Es war ewig her, seitdem er einem Anderen eine verpasst hatte.
»Fuck!«, schrie Garrett und wischte sich die blutende Nase am Hemdsärmel ab.
»Scheiße, Tom, was soll das?« Nina war außer sich und durch ihr lautstarkes Gebrüll wurden andere Gäste vor die Tür gelockt. »Bist du noch ganz bei Trost?«
Tom schnaubte und beachtete niemanden um sich herum, nicht mal Nina nahm er wahr. Stattdessen fixierte er Garrett wie ein Raubtier seine Beute. Er wartete nur darauf, dass dieser näher kam, dann würde er ihm gleich noch eine verpassen. Garrett stand indes noch immer gebückt da und ließ sich von Nina den Rücken tätscheln.
Dann jedoch ging alles ganz schnell. Nina wurde zur Seite geschubst und zu ihrem Glück von der Gruppe Neugieriger aufgefangen. Wie ein Stier stürzte sich Garrett auf Tom und warf ihn zu Boden, sodass dieser hart mit dem Kopf aufschlug. In Toms Schädel dröhnte es wie in einem Glockenturm und Garretts erster Schlag traf ihn hart direkt unter dem Auge. Und auch der Nächste landete wieder in seinem Gesicht. Er wollte sich wehren, aber dieser Typ war einfach zu schwer, um ihn von sich runter zu schubsen. Er hörte Ninas hysterisches Kreischen und panische Worte, die über ihn hinweg gebrüllt wurden. Plötzlich verschwand das wütende Stiergesicht über ihm und ein anderes trat an seine Stelle.
»Tom! Tom! Ist alles okay? Oh Gott!«
Besorgte, kleine Hände mit rauen Fingerkuppen befühlten sein Gesicht. Er spürte Blut zwischen seinen Lippen und sein Kopf dröhnte noch immer ganz fürchterlich.
»Neujahrsglocken«, stöhnte Tom.
»Was? Verflucht, ich glaub, wir brauchen einen Krankenwagen!«
Ganz sanft wurden ihm mit zittrigen Fingern die Strähnen aus dem Gesicht gestrichen.
»Nein, ist schon okay.« Er richtete sich auf. Alles drehte sich. Am liebsten hätte er sich gleich wieder auf den Gehweg gelegt, aber er musste Nina beruhigen. »Alles okay, ich brauch nur was zum Kühlen, glaub ich.« Er blickte in ihre sorgenvollen Augen und ihm wurde schwindelig, aber diesmal aus seinem Bauch heraus.
»Mir wäre wohler, wenn du dich ins Krankenhaus fahren lässt, Tom. Bitte, du siehst schlimm aus.«
»Das liegt nur an dem Blut. Das ist gleich vorbei.« Er griff nach einem Taschentuch, das ihm gereicht wurde, hielt es an die Wunde unter dem Auge und lächelte Nina schief an.
»Okay. Dann kommst du halt mit zu mir. So lass ich dich ganz bestimmt nicht alleine ins Hotel fahren.«
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Kapitel 15
»Leg deinen Kopf zurück«, befahl Nina und krabbelte zu ihm auf die Couch. Sie begutachtete seine Schwellung unter dem Auge und befühlte sie vorsichtig mit den Fingern.
»Autsch!« Tom sog scharf Luft ein und warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu.
»Lehn dich wieder zurück. Ich hab dir was zum Kühlen geholt.« Sie wog eine Tüte tiefgefrorener Erbsen in der Hand. Ganz sanft berührte sie seine Wange und legte das Tiefkühlgemüse auf sein Auge.
»Wenn du Glück hast, schwillt es nicht so stark an.«
»Du scheinst dich ja damit auszukennen.«
»Tja«, sie lachte, »Garrett ist nicht der einzige Rüpel in meinem Umfeld. Meine Band strotzt nur so vor Testosteron. Manchmal ist es gar nicht so einfach, die Jungs ruhig zu halten.«
Tom stöhnte, sein Schädel schmerzte noch immer stark und es fiel ihm schwer, sich auf sie zu konzentrieren. »Hättest du vielleicht noch eine Kopfschmerztablette für mich?«
»Ich denke schon.« Sie lächelte milde, überließ ihm das Gemüse und lief nach hinten ins Badezimmer. »Aspirin, oder?«
»Wenn ich Whisky dazubekomme ...«
»Das denke ich nicht«, tadelte sie ihn, als sie zurück zum Sofa kam.
Sie goss ihm ein Glas Wasser ein und warf die Brausetablette hinein, die sich sofort sprudelnd auflöste. »Hier.«
Er nahm das Glas entgegen und wollte die Erbsen vom Auge nehmen.
»Na, na, na. Nichts da. Der Beutel bleibt, wo er ist.«
Tom gehorchte und setzte das Glas daher etwas umständlich an, doch sogleich hatte er eine ihrer helfenden Hände an seinem Glas und die andere unter seinem Kinn. »Du machst dich ganz gut als Krankenschwester.«
»Dann weiß ich ja, was ich tue, wenn das mit dem Plattenvertrag nicht klappt.«
»Nur, wenn du meine persönliche Pflegerin wirst.« Er grinste.
»Tom Nowak, du bist so unfassbar kindisch.« Auch sie
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