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Echtzeit

Echtzeit

Titel: Echtzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Reitz
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hält uns alle ganz schön auf Trab.«
    Wider Erwartens lächelte sie. »Das ist schön. Du musst mir unbedingt mehr erzählen. Hast du ein Foto dabei?«
    »Ja! Ja, klar!« Plötzlich war seine Anspannung wie weggeblasen. Mit so viel Offenheit hatte er nicht gerechnet. Er begann, seine Geldbörse aus der Gesäßtasche zu zerren. Doch, noch bevor er das neueste Bild seines Sohnes hervorziehen konnte, tauchte plötzlich der Mann mit den, wie er nun bei Licht feststellte, blauen Haaren auf.
    »Honey!«, rief er, schob sich an Tom vorbei und schlang seine langen Arme um Nina. Er hob sie an und wirbelte sie herum, bis sie wie ein kleines Kind vor Freude quietschte. Erst da stellte er sie wieder auf den Boden, behielt aber weiterhin seinen Arm um Ninas Schultern. Dieser Typ war riesig und überragte sie mit Leichtigkeit. Neben ihm wirkte sie so klein und zerbrechlich.
    »Tom, das ist Garrett.« Sie klopfte dem Riesen auf die Brust. »Garrett, this is Tom, an old friend from Berlin.«
    Garrett reichte Tom die Hand und grinste dabei bis zu seinen mehrfach gepiercten Ohrläppchen. Besonders auffällig an Garrett waren aber nicht seine Haare oder Ohren, es waren seine Tattoos. Eines davon trug er ganz offensichtlich zur Schau. Eine große, schwarze Spinne mit roten Augen direkt auf seiner Kehle und Beinen, die sich um seinen Hals legten. Ein verflucht gut gemachtes Tattoo.
    Tom erwiderte den Händedruck und unterdrückte dabei ein Knurren. Der Kerl passte einfach zu gut in Ninas Beuteschema und sie anscheinend auch in seines. Innerlich brodelte es in Tom, denn Garretts Augen klebten förmlich an ihren Lippen und Brüsten. Sie gehört mir! , wollte er am liebsten brüllen, doch sein Verstand sagte ihm, dass er sich damit jede Chance, sie jemals wieder in seinen Armen zu spüren, verbauen würde. Aber in seinen Gedanken sah er diesen abgehalfterten Affen unter ihm auf den Boden liegen und um Gnade winseln.
    »Wir wollen noch in einem Pub meinen Geburtstag feiern«, holte sie ihn in die Wirklichkeit zurück. »Vielleicht magst du ja mitkommen?«
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    Kapitel 14
     
    Tom schob sich mit zwei Pints durch den übervollen Pub. Die Band, samt Anhängsel, hatte sich in eine gemütliche Sitzecke verzogen und sich ein paar Fish and Chips bestellt. Oder in Ninas Fall Steak und Kidney Bohnen.
    »Hier.« Tom reichte Lolli, der sich wie er selbst mit einem Stehplatz zufriedengab, sein Bier.
    »Danke. Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich dich nochmal wiedersehe.«
    Tom zuckte nur mit den Schultern und maß mit den Augen den Bierkrug ab, der etwas mehr als einen halben Liter beinhaltete. Dann gönnte er sich einen großen Schluck. Den er auch bitter nötig hatte. Direkt neben Nina, die gerade das letzte Stückchen ihres Steaks verspeist hatte, saß Garrett und die beiden schienen sich prächtig zu unterhalten.
    Lolli stieß Tom an. »Sag mal, ist es eigentlich Zufall, dass du ausgerechnet an Ninas Geburtstag hier auftauchst?«
    Diesmal schüttelte er dem Kopf. »Nein! Ich musste sie sehen.«
    »Wozu?« Lolli legte seine Stirn in Falten und war anscheinend bemüht, möglichst grimmig drein zu blicken, was ihm aufgrund seines gesteigerten Alkoholkonsums nicht mehr so wirklich gelang.
    »Was glaubst du denn, weshalb ich hier bin?«
    Er rückte seine Brille zurecht. »Vermutlich um der alten Zeiten willen?«
    Tom nahm gerade noch einen Schluck, da fasste Lolli ihn am Unterarm und zog ihn näher zu sich. »Hör zu«, flüsterte er in sein Ohr. »Auch das letzte Mal hat es mich Monate gekostet, sie wieder aufzubauen, also überleg dir gut, was du tust.«
    In diesem Moment verschluckte sich Tom an seinem Bier und begann zu husten. Bevor er sich jedoch wieder gefasst hatte und seine Gedanken, die sich geradewegs überschlugen, wieder in geraden Bahnen lenken konnte, hörte er ein Rufen.
    »Hey, Tom!« Nina brüllte über die Köpfe der anderen hinweg. »Guck mal!« Sie zeigte auf ihre Kehle und deutete dann auf Garrett. »Das sieht doch hammergeil aus, oder? Das würde dir auch gutstehen.«
    Er lächelte nur gequält und deutete mit den Fingern an, eine Zigarette rauchen zu wollen. Er konnte und wollte sich das alles nicht länger antun und so schob er sich wieder durch die Menge nach draußen, um eine zu qualmen und in Ruhe darüber nachzudenken, was er nun glauben konnte und was seinem reinen Wunschdenken entsprang.
    Eins war ihm jedoch auch ohne nachzudenken klar: Seine Reise nach London glich inzwischen einer Selbstgeißelung. Erst musste er

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