Echtzeit
zusehen, wie Nina mit einem anderen flirtete, nur damit Lolli ihn gleichzeitig wieder verunsichern konnte. Nun war Tom ratloser denn je.
Er stellte sich unter den großen Sonnenschirm, der den Rauchern Schutz vor den feinen Regentropfen bot, und zündete sich eine an.
Wie schon viele Male zuvor stellte er sich die Frage, was er für sie war. Als er sie vor zehn Jahren kennengelernt hatte, hatte sie ihm das Gefühl gegeben, das Beste zu sein, was ihr jemals im Leben widerfahren war. Und nun stand er hier förmlich im Regen und blickte ratlos auf seine Füße, die im Wasser standen. Nina schien kein Interesse mehr an ihm zu haben, doch wollte er sich wirklich so schnell geschlagen geben? War er etwa in das Flugzeug gestiegen, um sich von so einem dahergelaufenen Anarchisten den Rang ablaufen zu lassen?
Er fühlte nach dem Päckchen in seiner Tasche. Damit sollte er Garrett ausstechen können, egal, wie toll seine Tattoos oder Haare auch waren. Gegen eine gemeinsame Erinnerung konnte selbst so ein Kerl nichts ausrichten.
»Hey!« Nina trat neben ihn und verschränkte ihre Arme vor der Brust. »Entschuldige, dass ich noch nicht viel Zeit für dich hatte. Garrett nimmt mich ganz schön in Beschlag.«
»Du konntest ja nicht wissen, dass ich komme.« Er lächelte sie schräg an und legte seine Hand auf ihr Gitarrentattoo. »Hey, du frierst ja.« Er drückte seine Zigarette in den überfüllten Aschenbecher und öffnete seinen Mantel. »Komm her.«
Sie lächelte und legte die Arme um seine Taille, während er sie mit seinem Mantel bedeckte. »Ich wollte dich was fragen«, flüsterte sie.
»Dann frag.« Er drückte sie noch enger an sich. Es tat gut, sie so nah zu spüren.
»Was ist mit dir und Katrin?« Sie legte ihren Kopf in den Nacken und sah ihn an.
Der Platz in seiner Brust wurde weniger. Sein ganzer Oberkörper zog sich verkrampft zusammen. Wie sollte er ihr davon erzählen, ohne respektlos zu sein? Katrin war die Mutter seines Sohnes, aber Nina war viel mehr.
»Wir haben uns vor einem halben Jahr getrennt«, sagte er tonlos.
Leise seufzte sie und lockerte ihre Umarmung. »Ihr solltet euch versöhnen, ihr habt ein Kind zusammen.«
Er zog sie wieder an seine Brust und streichelte ihr durch das Haar. »Seit wir getrennt sind, verstehen wir uns besser denn je.«
»Du klingst wie mein Vater.« Jetzt ließ sie sich von seiner Umarmung nicht mehr aufhalten und löste sich von ihm. Sie fingerte in ihrer Hosentasche herum und zog ein zerdrücktes Päckchen Zigaretten hervor.
»Wie geht es deinem Vater? Hat er sich wieder erholt?«
Ein Schatten legte sich auf ihr Gesicht. »Er ist gestorben«, sagte sie in einem für sie ungewohnt kalten Ton und schob sich eine krumme Zigarette in den Mund.
Noch bevor Tom nach seinem Zippo kramen konnte, blitze eine Flamme auf. Garrett war aus dem Nichts aufgetaucht und hielt Nina sein brennendes Feuerzeug hin, was sie dankend annahm.
»Hell, Nina, you're freezing!« Er deutete auf ihre zitternden Hände und zog gleich seinen Parker aus, um ihn Nina über die Schultern zu legen. »I think so it’s better.«
Sie lächelte ihm dankbar zu und zog tief an ihrer Zigarette.
Na super! , dachte Tom. Jetzt stand Mister Supercool hier und ihre ganze Aufmerksamkeit richtete sich voll auf ihn.
Angeregt unterhielten sie sich schon wieder über das Tattoo. Tom wusste um ihren Faible für bunte Körperkunst, aber ein Bild über die Kehle würde er sich um nichts in der Welt stechen lassen. Allerdings musste er zugeben, dass diese ineinander verschlungenen Spinnenbeine verdammt genial aussahen.
Nina begann, von ihrem Blütenrankentattoo zu erzählen und deutete an ihrem Körper entlang, wie weit es sich zog. Tom hielt die Luft an. Er betete inständig, dass sie ihm nicht verraten würde, wo die letzte Verästelung hinführte. Doch da hob sie schon ihr Shirt an und eine der größeren Blüten kam zum Vorschein. Mit dem Finger fuhr sie über die Linien bis zu ihrem Hosenbund und grinste Garrett vielsagend an. Dieser hatte plötzlich einen dermaßen gierigen Blick, dass Tom nicht anders konnte, als tief zu knurren.
»Really?« Garrett zog Nina an den Hüften zu sich. »Let me take a look.« Er grinste frech.
Das brachte das Fass zum Überlaufen. Tom wollte sich gar nicht erst vorstellen, wie dieser Möchtegern sie mit seinen Wichsgriffeln überall betatschte, besonders an Körperteilen, auf die Tom eigenen Anspruch erhob.
»Du Arschloch!« Er packte Garrett an der Schulter. Seine Wut war
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