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Echtzeit

Echtzeit

Titel: Echtzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Reitz
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und er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Warum nicht?«
    Nina schüttelte den Kopf und spülte mit einem kräftigen Schluck Cola den letzten Heringshappen hinunter. »Ich muss jetzt los. Das Taxi wird gleich kommen.« Damit sprang sie auf und ließ Tom ohne weiteren Kommentar einfach sitzen. Die kühle Luft schaffte es, ihren Puls ein wenig zu beruhigen. Es war nicht das erste Mal, dass Tom ihr durch die Blume mitteilte, dass er ihre Beziehung am liebsten ganz anders gestalten würde. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Für sie war diese Vorstellung einfach nur grauenhaft. Wie sollte das auch funktionieren? Sollte sie ihr Kind etwa auch überall mit hinschleppen, so wie ihre Eltern es damals getan hatten? Das war absolut nicht kindgerecht. Oft genug war Nina in Haschischnebelschwaden eingeschlafen. Zudem hatte sie zwischen Whiskyflaschen und Verstärkern laufen gelernt. Bis ihre Mutter die Notbremse gezogen hatte, doch daran war die Ehe ihrer Eltern letztendlich zerbrochen.
    Sie schniefte und steckte sich eine Zigarette an. Tief inhalierte sie den Qualm, um sich für das Radiointerview zu entspannen ...
    Plötzlich drehte sich alles. Nina stützte sich an einen der Pfeiler. Vor ihren Augen leuchteten kleine Pünktchen und das Mittagessen schien ihr wieder hochzukommen.
    »Nina!«
    Es war Toms Stimme, die ganz aufgeregt ihren Namen rief. Sofort legten sich zwei Arme um sie, stützen sie, damit sie nicht zu Boden ging. Er drückte sie an sich. »Ich hab dich.«
    Sie ließ die Zigarette fallen und drückte sie mit dem Fuß aus. Tom strich ihr rhythmisch über den Rücken und sie bemühte sich, einige tiefe Atemzüge zu nehmen. Die Punkte vor ihren Augen verschwanden und auch der Gleichgewichtssinn kehrte zurück.
    »Du solltest den Termin absagen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Es ist der Letzte für heute und dauert auch nicht so lange.«
    Das Taxi fuhr vor und sie löste sich von ihm.
    »Dann begleite ich dich eben«, sagte er und ließ sie als Erstes einsteigen.
    Sie waren gerade erst losgefahren, als Tom ihr Gespräch fortsetzte. »Meinst du nicht, dass du dir ein bisschen zu viel zumutest?«
    »Ist schon okay, nur noch dieser Termin.«
    »Ich mach mir Sorgen.«
    »Um mich oder um unsere Zukunft?«
    Tom lehnte sich zurück. »Beides«, murmelte er und griff nach ihrer Hand, während sie gedankenverloren aus dem Fenster sah.
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    Kapitel 18
     
    Der Radiomoderator entpuppte sich als echt netter Kerl. Nina plauderte auch mit ihm, während die Musik lief. Einmal hatten sie gar nicht bemerkt, dass der Song schon zu Ende war und man sie wieder hören konnte. Es machte einfach Spaß mit Sören und sie empfand diesen Termin gar nicht als Arbeit. Ganz im Gegensatz zu dem Auftritt im Frühstücksfernsehen.
    »Sag mal, was war heute Morgen los? Ich mein wir wissen ja alle um die miese Qualität der Morgensendung, aber so offensichtlich wie du hat noch keiner die Flucht ergriffen.«
    Nina lachte, um sich etwas Zeit zu verschaffen. Eine passende Antwort war gar nicht so leicht zu finden, also blieb sie bei der Wahrheit. »Ich musste kotzen«, sagte sie schlicht. »Aber mein Magen ist nicht dazu geeignet, die Qualität eines Moderators zu messen.«
    »Schade, wäre interessant, was dein Magen über meine Sendung denkt.« Sören lächelte charmant.
    »Oh, ich glaube, dann würden jetzt Silvesterknaller in meinem Bauch explodieren.« Sie zwinkerte ihm zu und er schien dem Flirtangriff nicht abgeneigt zu sein.
    »Das ist ein sehr kreatives Kompliment. Ich hoffe, du bekommst wegen mir jetzt keine Magenschmerzen.«
    Sie winkte nur ab, doch da kam auch schon die nächste Frage, mit der sie hier nicht gerechnet hatte.
    »Esko. Was läuft da zwischen euch?«
    Mit geschlossenen Augen atmete sie einmal tief durch und hauchte dann ins Mikro: »Nichts.«
    Sören lachte laut. »Na, da erzählt er aber etwas vollkommen Anderes. Er hat sogar dein Tattoo bis in alle Einzelheiten beschrieben. Aber leider kann man das hier um diese Uhrzeit nicht Wort für Wort wiedergeben. Dennoch erscheint mir seine Aussage glaubhaft.«
    Nina spürte, wie die Übelkeit wieder in ihr Aufstieg. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Esko schon so weit gegangen war. Dabei hatte sie ihm deutlich klar gemacht, dass es unter ihnen beiden bleiben sollte. Vermutlich wollte er auf ihrer Erfolgswelle mitschwimmen, aber dass er so hinterhältig sein konnte, damit hatte sie nicht gerechnet.
    »Er ist ein Träumer, mehr nicht«, sagte sie mit fester

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