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Echtzeit

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Titel: Echtzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Reitz
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abgesehen von einer professionellen Verkabelung der einzelnen Plätze«, sagte Jo.
    Noch einmal musste Tom tief durchatmen. Er begriff es einfach nicht. »Können wir vielleicht erstmal bei null anfangen?« Er fuhr sich durchs Haar, das er wieder länger trug. »Du wirst also nach Berlin ziehen?«, fragte er Lolli.
    »Nein. Ich bin schon seit ein paar Monaten wieder hier. In London ist die Konkurrenz professioneller Studios einfach zu groß. Deshalb sind wir hierher gekommen, um unser Glück zu versuchen.«
    »Du wolltest also ein Tonstudio eröffnen?«
    »Das war schon immer mein Traum. Und dank Heavy Light Weight verfüge ich über einige beachtliche Rücklagen.«
    »Was ist mit der Band passiert?« Vielleicht erfuhr Tom so etwas über Nina, ohne direkt danach fragen zu müssen. Er hatte zwar eine Zeit lang ihre Karriere über das Internet weiter im Auge behalten, aber als die Band dann plötzlich ihre Tournee abgebrochen hatte, hatten die wildesten Gerüchte in den Social Media Netzwerken kursiert. Beginnend mit einem Zerwürfnis der Bandmitglieder, über eine schwere Kehlkopfentzündung von Nina, bis hin zu ihrem Burnout. Auf der Seite der Plattenfirma hingegen stand eine ganze Zeit lang, dass die Band sich ins Tonstudio zurückgezogen hätte, um eine neue CD aufzunehmen. Doch vor rund einem Jahr war auch diese Meldung verschwunden und mit dem Statement ersetzt worden, dass das Label sich von Nina und ihren Jungs getrennt hatte. So sehr Tom sich auch bemüht hatte, er hatte nichts Genaues erfahren können, ohne Gefahr zu laufen, dass Nina davon erfuhr.
    Lollis Gesicht versteinerte von einer Sekunde zur nächsten. Dann zuckte er mit den Schultern. »Das Übliche halt. Das, was mit allen Bands passiert, wenn ihnen der Erfolg zu Kopf steigt. Um es kurz zu machen: Nina hat das Projekt an die Wand gefahren. «
    »Nina hat …?« Sorge stieg in ihm auf. Warum zur Hölle, hatte Nina ihre Jungs im Stich gelassen?
    »Es ging ihr damals nicht gut«, ergänzte Lolli. »Aber das ist Schnee von gestern.«
    »Und jetzt? Was ist jetzt mit Nina? Geht es ihr besser?« Die Worte kamen ihm einfach so über die Lippen und er sah Lolli mit festem Blick an. Er musste es wissen. Er musste einfach nur wissen, dass es Nina jetzt wieder gut ging.
    »Ja …«, für einen Moment stockte Lolli. »Ja, jetzt geht es ihr wieder gut.«
    Tom atmete tief aus, während Ninas bester Freund die Luft anhielt und Jo durch einen Blick zu verstehen gab, dass er dessen Hilfe benötigte.
    »Tom«, Jo fasste ihn wieder an der Schulter, »wenn nur Lolli mit einsteigt, kommen wir noch lange nicht aus. Wir müssen Nina mit ins Boot holen.«
    Er fühlte sich wie gelähmt. Der Schmerz in seiner Brust war nie vergangen. Er war stumpfer geworden, doch er spürte ihn noch immer leise in sich pochen. Tom starrte auf das Tattoo, welches seinen Unterarm nun seit zwei Jahren zierte. Es waren ein großes Herz und ein Anker, beides im Oldschoolstyle, und dazu eine Gitarre. Eine abgewandelte Version von Ninas Instrument, das sie selbst auf dem Unterarm trug. Zusammengehalten wurden die einzelnen Motive durch ein Schriftband, auf dem in verzierten Lettern »True Love« stand. Er hatte es sich kurz nach seiner Rückkehr aus Schweden stechen lassen. Die Trennung von ihr hatte ihn dazu inspiriert, denn erst da hatte er gemerkt, wie wichtig sie für ihn war. Tagelang war er immer wieder kurz davor gewesen, sie anzurufen, nur um ihre Stimme zu hören. Doch er hatte gewusst, dass es dabei nicht bleiben würde. Sein Schmerz würde wieder anwachsen, bis er nicht mehr an sich halten konnte. Eines Morgens dann hatte er beschlossen, dem Ganzen ein Ende zu setzen. Er hatte sich das Tattoo stechen lassen. Dieses Bild markierte nichts weiter als den Endpunkt ihrer Beziehung und doch bedeute es nicht das Ende seiner Liebe zu ihr.
    »Wo ist sie?«, fragte Tom.
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    Kapitel 20
     
    Die Kälte kroch an Ninas nackten Waden hoch und sie beeilte sich, eine ausreichende Menge Kaffee in den Filter zu schaufeln. Sie hatte heute zwar nicht mehr zu tun, als zwei fertige Jingles aufzuhübschen, aber im Bett hielt es sie sowieso nicht lang.
    »Guten Morgen.« Lolli kam gähnend in ihre gemeinsame Küche und ließ sich auf den alten Zweisitzer an der Wand fallen.
    »Spät geworden gestern?«
    »Joa, kann man so sagen.« Er nahm die Brille ab, fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und wuschelte sich durch die Haare, bevor er seine Brille wieder aufsetzte.
    »Wen hast du denn getroffen?« Die

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