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Echtzeit

Titel: Echtzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Barylli
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»Nicht-richtige« Frau? Bin ich »Nicht richtig«, weil ich kein Geheimnis habe? Also du bist eine richtige Frau! Isabell!! Wirklich. Das kann ich dir nach den langen Jahren unserer Freundschaft wirklich bestätigen. Du hast ein Geheimnis! Das ist wahr!
    Wie macht es Isabell bloß, dass sie immer den Jackpot abräumt?! Wie macht es Isabell bloß, dass ihr Butterbrot immer auf die Brotseite fällt? Wieso bekommt Isabell immer den Superman? Und alle anderen schauen zu, wie ihre Schnitte auf die Butterseite fällt? Wieso? Kannst du es mir verraten? Dein Geheimnis? Ich habe einen Verdacht. Du bist eine Köchin und Hure und im richtigen Moment eine Madonna! Stimmt’s? Kleiner Scherz. Behalt es ruhig für dich, dein Geheimnis. Immerhin bist du ja ziemlich weit gekommen damit. Zumindest bist du aus dieser Stadt hier herausgekommen. Und lebst jetzt in der Hauptstadt! Gratuliere! Was für ein Aufstieg! Die dort haben sicher nicht nur ein Kaffeehaus mit alten Sofas und Holzstühlen am Rathausplatz.
    Die dort haben Fünf-Sterne-Hotels mit Restaurants und Bars. Wo man sich in der Lobby treffen kann. Bevor man auf das Zimmer hinaufgeht. Die Geschäftsreisenden schätzen so einen Service. Ein attraktives Frauenzimmer, das sich ihr Haushaltsgeld ein wenig aufbessern möchte. Und darum am Abend ganz zufällig an der Bar sitzt. In einem zufällig sehr kurzen Kleid. Und ganz zufällig den Herrn neben ihr fragt, ob er Feuer hat. Und dann ganz zufällig mit ihm ins Zimmer geht. Und am Morgen danach ganz zufällig in ihrem Portemonnaie ein paar bunte Scheine mehr hat.
    All das kann man in den Fünf-Sterne-Hotels der Hauptstadt viel besser erleben als bei uns hier. Wir hier haben nur zwei Hotels. Mit drei Sternen. Und ohne Bar. Da fällt so etwas auf. Wenn man als Kind der Stadt in zu kurzem Kleid in der Halle rumsitzt. Ganz zufällig. Außerdem ist die Rezeption dort keine Halle. Höchstens ein etwas größeres Zimmer. Da geht so etwas nicht. Bei uns hier …
    Hast du Stefan davon erzählt? Was du in deinen Studentenzeiten gemacht hast? Abends? In den großen Hotels mit ihren großen Hallen? Vielleicht solltest du es ihm besser nicht erzählen. Ich glaube, er ist ein sehr empfindsamer und romantischer Mann. Mit sehr viel Einfühlungsvermögen und Phantasie. Ich glaube, er könnte einen ganzen Film ablaufen lassen mit den Details deiner Freizeitbeschäftigung. Damals. In seinem Kopf.
    Und dann wäre die Frage, ob er danach noch so gerne den Kaffee an dein Bett bringen würde. Was meinst du? Würde er? Wir könnten ja eine Wette abschließen. Aber dazu muss er es erst wissen. Was seine Isabell gemacht hat. Früher. Um das Geld zu haben für all die schönen Kleider. Die sie ja so gerne hat.
    Wenn du es ihm nicht gesagt hast … soll ich es ihm sagen?! Und dann schauen wir, was passiert? Hm? Kleiner Scherz. Keine Angst! Ich verrate nichts. Isabell. Wir wollen doch, dass Geheimnisse ihren Zauber behalten. Und wenn es dir so viel bedeutet, mit fremden Männern Champagner zu trinken. In den Hotelbars. Dann solltest du es tun. Mein Gott! Wird jemandem geschadet dabei?! Nein! Also …!
    Weißt du – ich habe mir gedacht, was Isabell kann, kann ich auch. Und habe mir ein sehr kurzes Kleid gekauft. Erst vor einer Woche. Und wenn ich mal in die Stadt zu dir fahre und wir am Abend ausgehen, dann setze ich mich in dieselbe Bar wie du … und dann können wir wetten, wer von uns als Erste angesprochen wird. Das ist sicher lustig. Meinst du nicht? Vielleicht sprechen uns ja auch zwei Freunde an?! Dann könnten wir zu viert Champagner trinken … und auf das Zimmer gehen?! Was meinst du?! Das wäre dann aber bestimmt kein Zimmer, sondern eine Suite! Mit Sicherheit. Eine Suite. Mit silbernen Champagnerkübeln am Fußende des Bettes. Des XL- Kingsize-Bettes. Damit wir alle vier darin Platz haben. Ich sehe es richtig vor mir. Wie das sein wird. Und am nächsten Morgen gehen wir dann gemeinsam frühstücken. Nur du und ich. In das schönste Frühstückslokal der Stadt. Das ist eine wunderschöne Idee. Es wird Sommer sein. Und wir werden draußen sitzen können. Im Garten des Restaurants. Und der leichte Sommerwind wird über die weißen, großen Sonnenschirme streichen. Und über die Tischdecken aus Satin. Und wir werden weißen Tee trinken und plaudern … das wird schön, Isabell! Und von dem Geld, das wir in unseren Taschen haben, kaufen wir uns leichte, helle Sommerkleider. Und vielleicht haben wir Lust, nach Ibiza zu fliegen. Auf ein langes

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