Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)
überließ sie sich selbst und warf beim Rausgehen nen Blick auf den Arsch des Opfers in den schwarzen Stretch-Leggings, seltsam erfreut und gleichzeitig enttäuscht darüber, dass ich keinerlei Reaktion verspürte.
Ich nahm unten am Walk den Bus zu meinem Bruder Vaughan. Ich war ein bisschen spät dran. Als ich ankam, musste ich ewig klingeln. Vaughan war weg, und Fiona, meine Schwägerin, war hinten und spielte mit meinerNichte Grace, die zwei und ein bisschen gaga ist, wie Zweijährige so sind.
– Lloyd! Hab mir schon gedacht, dass du das bist. Immer rein mit dir.
Ich sah direkt, dass Vaughan kräftig renoviert hatte, hielt aber meinen Mund. Das Haus war in geschmacklosem Habitat-Landhausstil eingerichtet, einfach lachhaft in einem Vorortreihenhaus. Das war typisch Vaughan und Fiona. Ich liebe sie auf seltsame Weise– eine angespannte, pflichtbewusste Liebe, aber mit Fotzen wie denen kann man nicht über Geschmack streiten. Das ist für sie gar keine Frage. Der kommt aus dem Katalog.
Ich fragte Fiona, ob ich mal telefonieren könnte, und sie verstand den Wink und ging mit Grace in den Garten. Ich rief Nukes an.– Was liegt an?, fragte ich ihn.
Mit den Hools und den Drogen bin ich fertig. Ich steh auf der Abschussliste, Lloyd. Hab letzte Nacht die Polizei hier gehabt, die wollten mir alles Mögliche anhängen. Total linke Aktion.
– Musst du vor Gericht?
– Nee, aber ich hab Muffe. N paar von den Jungs sagen, ich soll mich nicht anscheißen, aber Mann, Alter. Ich deale ja ab und zu, und das kann mich drei verfickte Jahre meines Lebens kosten, nur für n bisschen Klatscherei beim Fußball.
– Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du n bisschen Stoff für mich absetzen kannst.
– Vergiss es. Schön unauffällig für die nächste Zeit, so heißt die Devise.
– Na schön. Komm nächste Woche auf nen Joint vorbei.
– Alles klar.
– Bis dann, Nukes … ach, weißt du noch, was neulich nachts passiert ist? Hatten wir irgendwie Trouble?
– Das willst du nicht wirklich wissen, Lloyd.
– Nukes …
Der Hörer wurde aufgelegt.
Jetzt hatte ich die Paranoia, aber lange nicht so heftig wie Nukes. Irgendwas setzte der Fotze schwer zu. Ich wusste, dass es Nukes momentan nicht so mit den Casuals hatte, aber für ne kleine Klatscherei zwischendurch war er immer noch zu haben. Mir war der Reiz dabei nie klar gewesen, aber er schwor auf den Kick. Wenn er allerdings polizeibekannt war, sah’s übel aus; man braucht nur n paar Drogen für sich und seine Freunde bei sich zu haben, um für die schon ein Dealer zu sein. Er war im Moment empfindlich, und ich nahm mir vor, es für ne Weile easy angehen zu lassen und so.
– Gefällt dir die neue Farbe?, fragte Fiona.
Grace krabbelte an mir hoch und versuchte, mir ein Auge auszudrücken. Ich schob ihre Hand weg, ehe sie auf mein anderes losgehen konnte, das lädierte.– Ja, prima. Echt angenehm. Wollte grad schon sagen, log ich.– Da hast du Vaughan ganz schön ans Arbeiten gekriegt, wie? Wo steckt er?
Grace kletterte wieder runter, rannte zu Fiona und schlang sich um ihr Bein.
– Dreimal darfst du raten, sagte Fiona mit einem Lächeln, mit dem sie sich von der jungen Hausfrau in ein Luder verwandelte.
– Zum Bowlsspielen?, fragte ich.
– Ein Schuss, ein Treffer, nickte sie müde.– Ich soll dir sagen, du sollst ihn da auf ein Bier treffen. Essen ist nicht vor fünf.
– Super … meinte ich. Oder auch nicht. Ich wär lieber bei Fiona und Grace geblieben, als mir Vaughans Scheiß anzuhören.
– … oder ich relaxe hier einfach n bisschen.
– Lloyd, ich hab alle Hände voll zu tun. Ich will dich nichtauch noch zwischen den Füßen haben; ein Kleinkind reicht, grinste sie.
– Na besten Dank, lachte ich bitter, als wär ich tief getroffen. Wir nahmen unser altes Spielchen wieder auf. Es war armselig und behämmert, aber es gibt mir oft ein merkwürdiges, flaues Glücksgefühl, totalen Stuss mit Leuten zu reden und mich nicht drum kümmern zu müssen, auf saucool zu machen, weil man sich einfach irgendwie verbunden fühlt. War schon ein wilder Trip.
Aber zu viel von dem Scheiß macht weich im Kopf, also ging ich nach ner Weile lieber, um mich mit Vaughan zu treffen.
Draußen auf der Straße wartete ein herrlicher Sommerabend. Ich ertappte mich bei einem seltsam beschwingten Gang. Klar, es war Donnerstag. Die Drogen vom letzten Wochenende waren mittlerweile gründlich verdaut, die Gifte abgebaut: ausgeschwitzt, – geschissen und – gepisst; der
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