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Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)

Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)

Titel: Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Hangover hat sich erledigt; der psychologische Selbstekel verfliegt, sobald sich die Gehirnchemie selbst reinigt, und die Erschöpfung ist vergessen, wenn die alte Adrenalinpumpe langsam wieder anläuft, um sich auf die nächste Runde Raubbau an der Gesundheit einzustellen. Dieses Gefühl, wenn man über den depressiven Hangover weg ist und Körper und Geist wieder durchstarten, wird nur noch vom Draufkommen auf gutes E übertroffen.
    Im Club spielt Vaughan Bowls mit so nem alten Scheißer. Er nickt mir zu, und der alte Scheißer guckt mit leicht gereiztem Blick hoch, und ich merke, dass ich ihn aus der Ruhe gebracht habe, weil mein Schatten seine Sicht gestört hat. Der alte Knacker strafft sich wieder, lässt die Kugel rollen, rollen, rollen, und ich denke, er kommt zu weit raus, aber nichts da, der raffinierte alte Scheißer hat den Bogenraus, denn die Kugel beschreibt einen brasilianischen Pass, genau das ist es, ein beschissener brasilianischer Pass, und sie kommt wie n beschissener Bumerang zurück, schiebt sich wie ein mieser Vordrängler hinter Vaughans massive Verteidigungslinie, rollt bis zur Zielkugel und kassiert sie.
    Ich gratuliere dem alten Scheißer zu seinem Wurf. Vaughan hat noch einen gut, aber ich geh lieber rein und hole was zu trinken. Ich stelle fest, dass ich noch ein Briefchen Speed in der Tasche hab, weiß der Henker seit wann. Ich geh damit auf den Pott und teile es auf dem Spülkasten in mehrere Lines. Wenn ich schon über Bowls reden muss, kann ich auch gleich voll zuschlagen … Ich komm ultrageladen wieder raus. Der Stoff kommt mir bekannt vor, als hätte ich letzte Woche ein paarmal die Finger drin gehabt. Ist allerdings sehr viel besser durch die Nase, das Zeug.
    – Bist nicht bis zum großen Finale geblieben, meint Vaughan mit frustrierter Miene.– Hätte deine Unterstützung beim letzten Wurf gebrauchen können.
    – Tschuldige, Vaughan, ich musste ne Stange Wasser wegstellen. Hat’s noch geklappt?
    – Nee, der war Meilen daneben!, blökt der alte Sack. Der alte Sack trägt weiße Hosen, ein blaues Hemd mit offenem Kragen und nen Strohhut.
    Ich haue dem alten Sack auf die Schulter,– Schön gemacht, Kollege! Klasse Wurf übrigens, der kleine Dreher, der’s am Schluss rausgerissen hat. Ich bin Lloyd, Vaughans Bruder.
    – Hallo Lloyd, ich heiße Eric, er streckt die Hand aus und gibt mir einen kernigen Freimaurerhändedruck,– spielst du selber auch?
    – Nee, Eric, tu ich nicht, Kumpel; nicht so ganz mein Ding, verstehst du. Nicht, dass ich dir das Spiel miesmachen will oder so, ein tolles Spiel … ich mein, hab neulich erst vor der Kiste gehangen und mir diesen Richard Corsie angesehen … der war doch früher Postler, oder? Der Typ weiß, wie man die Kugel schiebt …
    Leck mich, mein Lou Reed haut aber zügig rein.
    – He, was wollt ihr haben?, ruft Vaughan, dem mein Geschwalle etwas peinlich ist.
    – Nee, nee, nee, ich geh schon holen. Drei Lager, oder?
    – Schwuchtelpisse, meint Eric verächtlich,– ich nehm ein Special.
    – Ein ganz spezielles Bier für einen ganz speziellen Sieg, was Eric?, grinse ich. Der alte Sack grinst zurück.– Vaughan hat’s ganz schön die Laune verhagelt!
    – Na großartig, unterbricht Vaughan,– holst du jetzt was zu trinken oder wie?
    Ich steuere die Theke an, und der Typ dahinter meint, man müsste n Tablett haben, um bedient zu werden, und ich sag scherzhaft, ich hätt so schon genug zu schleppen, und er murmelt irgendwas über Hausregeln, aber da reicht mir n kleiner Scheißer aus der Schlange eh schon eins. Ich hatte ganz vergessen, was sie für blöde, verfickte Vorschriften in solchen Läden haben, die pomadigen Fotzen in ihren Blazern mit Clubabzeichen, und wenn die Sperrstunde naht, rieselt mehr Kalk als beim Luftangriff auf Coventry … und jetzt bin ich wieder an meinem Platz.
    – Prost, Jungs!, sage ich und hebe mein Glas.– Weißt du, Eric, ich wusste, dass du den Bogen raus hast, als ich dich in Aktion gesehen hab. Der Knabe hat Eier, sagte ich mir. Der brasilianische Pass da, Alter! Wow, was für n ausgekochtes Schlitzohr!
    – Stimmt schon, meinte Eric selbstgefällig,– ich denk so bei mir, ich versuch mal diesen netten kleinen Trick. Vaughan hat seine Verteidigung aufgebaut, sag ich mir, aber ich dachte, versuche mal klammheimlich durch die Hintertür, und siehe da, es hat geklappt.
    – Stimmt, war n guter Wurf, räumte Vaughan ein.
    – Der war absolute Spitze, erklärte ich ihm,– Du hast bestimmt vom

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