Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)
Sturgess. Er gehört mir.
– Ich fürchte, ich kann nicht riskieren …
– Ich kriege das Schwein zuerst.
– Wie du willst, sagte Andreas und verdrehte die Augen zum Himmel,– Aber eigentlich bin ich heute Abend gekommen, um über Liebe zu sprechen. Morgen machen wir Pläne, aber heute gehört die Nacht der Liebe, ja?
– Es gibt keine Liebe, Andreas, die kannst du dir sonst wo hinstecken.
– Wie traurig, grinste er,– na, Schwamm drüber! Dann gehört die Nacht eben dem Biertrinken. Vielleicht gehen wir in einen Club, ja? Ich hatte noch kaum Gelegenheit, mich über diesen ganzen Acid-House- und Techno-Kram schlauzumachen … natürlich hab ich das Ecstasy probiert, aber nur im Haus mit Marlene, um besser verliebt zu sein … loved up , meine ich …
Jetzt erstarrte sie bei der Erwähnung dieses anderen Namens und dem, was er bedeuten konnte. Er bestätigte es mit einem Foto von einer Frau mit zwei kleinen Kindern, einem Baby und einem Kleinkind. Es war ein Bild unbeschwerter Zufriedenheit. Samantha starrte auf das Foto, auf den Ausdruck von Liebe und Stolz in Andreas’ Gesicht. Sie fragte sich, was ihr eigener Vater wohl für ein Gesicht gemacht haben musste, als er sie zum ersten Mal sah.
– Keine Ruhe bis zum Sturz des Systems, wie?, meinte sie mit kaltem Lachen. Es war ein raues, abweisendes Lachen, und es schien Andreas zu verunsichern. Sie grinste befriedigt. Es war das erste Mal, dass sie ihn so verstört erlebte, und sie freute sich, dass sie den Anlass dazu geliefert hatte.– All diese kleinen Gliedmaßen … fuhr sie fort, berauscht vom Gefühl ihrer Macht über ihn.
Seine Klaue entriss ihr das Foto. Er sagte böse,– Ich bin doch hier, oder nicht? Genieße ich hier etwa mein glückliches und zufriedenes Leben? Nein. Sturgess ist hier, und ich bin hier, Samantha. Ein Teil von mir ist immer hier, immer dort, wo er ist. Du siehst, auch ich kann den Schmerz nicht vergessen.
Ficken?
Die Erste, die ich seh, als ich bei meiner alten Dame ankomme, ist die Schlampe.– Was will die denn hier?, frag ich.
– Sprich nicht in diesem Ton, David! Sie ist die Mutter deines kleinen Jungen, mein Gott, schimpft meine alte Dame.
– Was ist passiert? Wo ist Gal?
– Er musste ins Krankenhaus, sagt die Schlampe, Kippe in der Hand, und pustet den ekligen Qualm durch die Nase.– Hirnhautentzündung. Aber er kommt wieder in Ordnung, Dave. Hat der Arzt gesagt. Stimmt doch, Mum, oder?
Die blöde Scheißschlampe nennt meine Mum »Mum«, als würde sie hier irgendwie dazugehören.
– Ja, wir haben nen kleinen Schreck bekommen, aber er wird wieder gesund.
– Ja, wir ham uns schrecklich aufgeregt, sagt die Schlampe.
Ich starre die Schlampe mit ihrem Kuhgesicht an,– Wo ist er jetzt?
– Station acht im Londoner …
– Wenn ihm irgendwas passiert, bist du fällig!, schnauze ich, dann renne ich rüber zu ihrer Handtasche auf dem Tisch und zerre ihre Kippen raus,– Du und das hier! Den ganzen Tag kriegt er diesen Scheißqualm in die Lunge! Ich zerknülle die Zigarettenpackung.– Wenn ich dich noch mal erwische, wie du in Gegenwart meines Sohns qualmst, passiert mit dir das Gleiche wie mit den verdammten Kippen hier! Was machst du überhaupt hier? Du hast hier nichts verloren! Mit dir hab ich nichts mehr zu tun, kapiert!
Ich bin direkt wieder weg, und meine Mum schreit mir nach, ich soll zurückkommen, aber ich hau ab. Mit irrem Herzrasen fahr ich zum Krankenhaus. Gerade jetzt, wo ich was zu erledigen hab, macht diese dämliche Sau ihn krank mit ihrem Gequalme. Als ich ankomme, ist der Kurze fest am Schlafen. Er sieht aus wie n Engel. Sie sagen mir, er würd wieder gesund. Ich muss gehen. Ich hab ne Verabredung.
Ich bin total durch den Wind, als ich in den Scheißladen komme. Ich hab sie schon beobachtet, ich hab sie kommen und gehen sehen, aber jetzt muss ich zum ersten Mal selbst reingehen.
Ich krieg das Kotzen hier. Mich macht direkt ne Schwuchtel an, die mit den Augen rollt und irgendwas von Party aufm Klo sagt. Ich sag ihm, wohin er sich seine Party stecken kann. Es ist nur einer hier, der mich interessiert, und der sitzt an der Theke. Leicht auszumachen: Er ist der älteste von den Ärschen hier drin. Ich geh rüber und setz mich neben ihn.
– Einen großen Brandy, sagt er zum Barkeeper.
– Sie sprechen aber ein sehr gepflegtes Englisch, meine ich zu ihm.
Er dreht sich zu mir um und sieht mich mit seinem typischen Arschfickergesicht an: mit hängenden Gummilippen, und dann diese toten,
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