Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)
messen, und wenn Sie damit so weit sind …
– Ja … Schwester Patel. Die hat sie nicht alle, die Alte.
– Yvonne, ist es okay, wenn ich mir einen Tee mache, hm?
– Ja, entschuldige … setz du schon mal Wasser auf, machst du das, ja, Lorraine? Tut mir leid, dass ich so ne unsoziale Kuh bin, aber ich muss noch das Buch hier auslesen.
Lorraine ging an das Waschbecken hinter Yvonne, füllte den Wasserkessel und stellte ihn an. Als sie auf dem Weg zurück an ihrer Freundin vorbeikam, beugte sie sich über deren Sessel und sog mit geweiteten Nasenflügeln den Duft von Yvonnes Parfüm und Shampoo ein. Sie ertappte sich dabei, wie sie eine Strähne von Yvonnes glänzendem blonden Haar zwischen Daumen und Zeigefinger zwirbelte.– Gott, Yvonne, dein Haar ist wirklich wunderschön geworden. Was für Shampoo benutzt du neuerdings?
– Das ganz normale Zeug von Schwarzkopf, sagte sie,– gefällt’s dir?
– Ja, sagte Lorraine mit seltsam trockener Kehle,– ja, es gefällt mir. Sie ging wieder zum Waschbecken und zog den Stecker des Wasserkessels raus.
– Und, gehst du heute Abend auf die Piste?, fragte Yvonne.
– Klar, zum Clubbing bin ich nie zu müde, lächelte Lorraine.
3 Freddies Kadaver
Von nichts bekam Freddy Royle so einen Steifen wie vom Anblick einer Steifen.
– Die hier sieht ganz schön mitgenommen aus, erklärte Glen, der Labortechniker, als er den Körper in die Leichenhalle des Krankenhauses schob.
Freddy konnte kaum noch ruhig atmen. Er untersuchte die Leiche.– Ist aber ne verdammt Hübsche gewesen, krächzte er in seinem schwerfälligen Somerset-Dialekt,– wohl Autounfall, nehm ich mal an?
– Ja, armes Mädel. M 25. Hat zu viel Blut verloren, bis sie sie endlich aus dem Blechhaufen geschnitten hatten, murmelte Glen betreten. Ihm war ein wenig übel. Normalerweise war ein Steifer einfach ein Steifer für ihn, und er hatte sie in jeder möglichen Verfassung gesehen. Aber manchmal, wenn es ein junger Mensch war oder jemand, dessen Schönheit in der dreidimensionalen Fleischfotografie, die von ihm geblieben war, noch zu erahnen war, empfand er den Eindruck von so viel Verschwendung und Sinnlosigkeit als irritierend. Dies war eine solcher Fall.
Eins der Beine des toten Mädchens war bis auf den Knochen aufgeschlitzt. Freddy ließ seine Hand über das unversehrte gleiten. Es fühlte sich glatt an.– Ist immer noch’n bisschen warm, die, stellte er fest,– bisschen zu warm für meinen Geschmack, wenn ich ehrlich bin.
– Ehm, Freddy, fing Glen an.
– Oh, tschuldige, alter Junge, lächelte Freddy, griff inseine Brieftasche und blätterte ein paar Scheine ab, die er Glen reichte.
– Besten Dank, sagte Glen, steckte das Geld ein und machte hastig einen Abgang.
Glen befingerte die Scheine in seiner Tasche, während er forsch durch den Krankenhausflur schritt und dann den Aufzug zur Kantine nahm. Nach diesem Teil des Rituals, der Geldübergabe, fühlte er sich immer beschwingt und zugleich beschmutzt. Er konnte nie genau sagen, welche Empfindung stärker war. Aber schließlich, sagte er sich, warum sollte er selbst nicht seinen Schnitt machen, wenn alle anderen beide Augen zudrückten? Diese Arschlöcher, die mehr hatten, als er je haben würde: die vom Krankenhausvorstand.
Ja, der Vorstand wusste alles über Freddy Royle, überlegte Glen verbittert. Sie kannten die wahren Geheimnisse des Talkmasters, des Moderators der Fernseh-Kontakt-Show In Liebe, Freddy , des Autors diverser Bücher, darunter Der saß!– Freddy Royle über Kricket, Freddy Royles Somerset, Somerset mit großem Z: Der Humor des West Country, Spaziergänge im West Country mit Freddy Royle und Freddy Royles 101 Party-Zaubertricks. Ja, diese Dreckskerle vom Vorstand wussten, was dieser distinguierte Freund, dieser mitfühlende, lakonische Lieblingsonkel der Nation mit den Kalten anstellte, die sie hier reinbekamen. Die Sache war die, dass Freddy dem Laden mit seinen Benefizaktionen Millionen von Pfund einbrachte. Das war ein Prestigegewinn für die Vorstandsmitglieder und machte das St. Hubbin’s Hospital zum Flaggschiff des an allen Enden knapsenden NHS . Dafür mussten sie nichts weiter tun, als ihren Mund zu halten und Sir Freddy hier und da seine Leiche zu gönnen.
Glen dachte an Sir Freddy, der sich durch ein Stück totesFleisch seinen Weg in ein liebloses Paradies rammelte. In der Kantine stellte er sich in der Schlange an und begutachtete das Essen in der Auslage. Glen verzichtete auf ein Brötchen mit Bacon
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