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Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)

Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)

Titel: Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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und nahm statt dessen Schmelzkäse. Er dachte an Freddy und einen netten kleinen Nekrophilenwitz: Irgendwann sickert noch mal was durch. Aber an Glen sollte es nicht liegen: Dafür zahlte Freddy zu gut. Als er an das Bare dachte und was er sich davon kaufen konnte, wanderten Glens Gedanken zum AWOL heute Abend im SW 1 Club. Sie würde dort sein– das war sie oft am Samstagabend– oder im Garage City in der Shaftesbury Avenue. Ray Harrow, einer der Techniker im Club, hatte es ihm erzählt. Ray stand auf Jungle; er hatte den gleichen Modus Operandi wie Lorraine. Ray war okay, er hatte Glen ein paar Tapes geliehen. Glen konnte mit Jungle nicht viel anfangen, aber um Lorraines willen würde er es versuchen. Lorraine. Lorraine Gillespie. Die schöne Lorraine. Lernschwester Lorraine Gillespie. Er wusste, dass sie hart arbeitete: gewissenhaft und hingebungsvoll auf der Station. Er wusste, dass sie hart ravte: AWOL , The Gallery, Garage City. Er hätte nur gerne gewusst, wie sie liebte.
    Als er mit seinem Tablett in der Schlange vorgerückt war und an der Kasse zahlte, sah er die blonde Schwester an einem der Tische sitzen. Er wusste ihren Namen nicht, er wusste nur, dass sie Lorraines Freundin war. So wie es aussah, trat sie gerade ihren Dienst an. Glen dachte daran, sich zu ihr zu setzen, mit ihr zu reden, vielleicht sogar durch sie etwas über Lorraine zu erfahren. Er ging auf sie zu, aber dann, einem plötzlichen, nervösen Impuls folgend, glitt oder vielmehr plumpste er ein wenig unglücklich auf einen Platz einige Tische weiter. Während er sein Brötchen aß, verfluchte er seine eigene Schwäche. Lorraine. Wenn er nicht mal den Mumm hatte, mit ihrer Freundin zu reden,wie sollte er dann jemals den Mumm aufbringen, mit ihr zu reden?
    Dann stand sie auf und lächelte ihm zu, als sie an ihm vorbeiging. Das gab ihm wieder Auftrieb. Das nächste Mal würde er mit ihr reden, und das Mal danach würde er mit ihr reden, wenn Lorraine dabei war.
    Als Glen in die Vorhalle zurückkam, hörte er Freddy nebenan in der Leichenhalle. Er brachte es nicht über sich, einen Blick hineinzuwerfen, aber er lauschte an der Schwingtür. Er hörte Freddies Schnaufer,– Arf, arf, arf, arf, ja, so gefällst du mir!

4 Eine Neueinweisung
    Der Krankenwagen kam rasch, aber Perky schien es endlos zu dauern. Er sah zu, wie Rebecca auf dem Boden des Wintergartens nach Luft rang und stöhnte. Unsicher packte er ihre Hand.– Kopf hoch, altes Mädchen, sie sind schon unterwegs, sagte er ein- oder zweimal.
    – Bald bist du wieder putzmunter, sagte er zu ihr, als die Sanitäter sie in einen Stuhl luden, ihr eine Sauerstoffmaske aufs Gesicht setzten und sie ins Heck des Krankenwagens schoben. Es war, als würde er einen Stummfilm sehen, in dem seine eigenen aufmunternden Laute wie ein aufdringlicher eingesprochener Text wirkten. Dann bemerkte Perky Wilma und Alan Fosley, die die Szene über ihre Hecke hinweg beobachteten.– Alles in bester Ordnung, versicherte er ihnen,– in bester Ordnung.
    Die Sanitäter wiederum versicherten Perky in ähnlicher Weise, dass dies tatsächlich der Fall sein würde, und deuteten an, der Schlaganfall sehe nicht allzu ernst aus. Diese Behauptung wurde mit einer Überzeugung ausgesprochen, die er höchst beunruhigend fand und die seine Laune keinesfalls besserte. Perky ertappte sich bei der inständigen Hoffnung, sie möchten unrecht haben, und dass der Arzt den Fall weitaus negativer beurteilen würde.
    Ihm brach der Schweiß aus, als er in Gedanken die verschiedenen Möglichkeiten durchspielte.
    Das allerbeste Szenario: sie tot und ich im Testament großzügig bedacht.
    Das nächstbeste: Es geht ihr besser, sie schreibt wieder und beendet in kürzester Zeit ihren neuesten Regency-Kitschroman.
    Es lief ihm eiskalt den Rücken herunter, als er merkte, dass er sogar mit dem Gedanken an das schlimmstmögliche Szenario spielte: Rebecca in irgendeiner Weise behindert, vielleicht sogar verblödet, nicht in der Lage zu schreiben, aber eine Belastung für unser Budget.
    – Kommen Sie nicht mit, Mr. Navarro?, fragte einer der Sanitäter in recht vorwurfsvollem Ton.
    – Fahrt ihr Burschen vor, ich komme im Wagen nach, erwiderte Perky scharf. Im gesellschaftlichen Umgang war er es gewohnt, Menschen dieser Klasse Befehle zu erteilen, und daher wurmte es ihn, dass sie anzunehmen schienen, er hätte das zu tun, was sie für richtig hielten. Er sah zu den Rosenbüschen hin. Ja, wirklich, sie mussten dringend gespritzt werden. Im

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