Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)
Hubbin’s zu rufen. Auf der Fahrt durch West-London änderte er, frustriert von dem stockend langsamen Verkehr, seine Meinung und bat den Fahrer, ihn an einem Buchladen in Soho abzusetzen, in dem er Stammkunde war.
Freddy zwinkerte dem Mann hinter der Ladentheke des gut besuchten Etablissements zu, ehe er weiter ins Hinterzimmer schlenderte. Dort saß ein weiterer Mann, der eine seltsame Hornbrille trug, Tee aus einer Gillingham- FC – Tasse trank und Freddy zulächelte.– Na, Freddy? Wie geht’s, alter Junge?
– Nicht schlecht, Bertie, alter Schwede. Und selbst?
– Oh, kann nicht klagen. Hier, ich hab was für dich … Bertie zog eine verschlossene Schublade auf und kramte durch einige Päckchen aus braunem Packpapier, bis er eins fand, auf das mit schwarzem Filzstift FREDDY geschrieben stand.
Freddy machte es nicht auf, sondern wies stattdessen mit einem Nicken auf ein Regal mit Buchauslagen. Bertie lächelte,– Bist nicht der Erste heute, und ging zur Wand. Er packte einen Griff und zog eine Tür auf. Dahinter war ein kleiner, schmaler Raum mit Metallregalen, auf denen sich Magazine und Videos stapelten. Zwei Männer stöberten darin, als Freddy eintrat und die Regaltür hinter sich zuzog. Einen davon kannte Freddy.
– Perks, alter Freund und Kupferstecher!
Perky Navarro löste seinen Blick vom Titelbild von Langzüngige Lesbo-Love-Babes Nr. 2 und lächelte Freddy an.– Freddy, alter Junge. Wie geht’s? Er riskierte einen raschen zweiten Blick ins Regal, da er sich sicher war, ein Ebenbild von Schwester Lorraine Gillespie in Frische Fotzen 78 gesehen zu haben. Er nahm das Magazin und sah es sorgfältig durch. Nein, bloß das Haar war ähnlich.
– Mir geht’s bestens, alter Schlawiner, begann Freddy, fragte dann, als ihm auffiel, dass Perks einen Moment nicht ganz bei der Sache war,– was Interessantes dabei?
– Dachte ich, aber, nein, leider nicht; Perky klang ernüchtert.
– Möchte wetten, du findest was Passendes. Und was gibt’s Neues vom Engelchen, wie hält sie sich?
– Oh, ihr geht’s viel besser.
– Tja, sie ist in den besten Händen. Ich schaue heute mal bei ihr rein und sage Hallo, ich muss sowieso zu einem Meeting der Freunde und Förderer ins St. Hubbin’s.
– Na ja, sie ist kaum wiederzuerkennen, lächelte Perky, wieder obenauf,– Sie redet sogar schon davon, bald wieder zu schreiben.
– Saubere Leistung.
– Ja, diese junge Schwester, die sich um sie kümmert … kleine Schottin … die hat ihr gutgetan. Ein richtig leckeres Püppchen übrigens. Ich hab gerade das Angebot nach einer Doppelgängerin durchstöbert …
– Irgendwas Interessantes reingekommen?
– Da ist neuer Kram, der gestern frisch aus Hamburg gekommen ist, wie mir Bertie gesagt hat, aber der ist da drüben, dirigierte Perky Freddy zu einem der Regale.
Freddy nahm sich eins der Magazine und blätterte den Inhalt mit dem Daumen durch.– Nicht schlecht, gaaar nicht schlecht. Hab mir letzte Woche hier ein nettes kleines Faustfick-Magazin mitgenommen. Wie manche von den Jungs und Mädels diese Fäuste in ihre Pöter kriegen, weiß ich wirklich nicht. Mir fällt ja das Scheißen schon schwer, wenn ich ein paar Tage nicht auf dem Häuschen war.
– Ich schätze, ein paar von denen müssen randvoll mit diesen Muskelrelaxantien sein, sagte Perks.
Das schien Freddy auf Ideen zu bringen.– Muskelrelaxantien … dann sind sie ja schön geweitet, wie?
– Ja, damit klappt’s immer. Lies es mal nach. Du hast doch nicht etwa vor, einen Selbstversuch zu machen, oder doch?, lachte Perky.
Freddy wandte sich mit breitem Lächeln zu ihm um, und Perky wich unwillkürlich vor dem fauligen Atem des Fernsehstars zurück.– Man soll nie nie sagen, Perky, mein Bester, du kennst mich ja.
Nachdem er seinem Freund einen Klaps auf den Rücken gegeben hatte, nahm der Fernsehstar sein Päckchen und verließ den Laden; draußen hielt er sich ein neues Taxi an. Er war unterwegs, um Rebecca Navarro zu besuchen, eine Frau, die er, wie es alle ihre Freunde taten, maßlos verwöhnte. Er hatte ihr scherzhaft und zu ihrer größten Freude den Spitznamen »Engelchen« verpasst. Aber nach seinem Besuch bei ihr würde Freddy sehr viel mehr Zeit mit anderen Freunden verbringen, Freunden, die die meisten Menschen als »abwesend« bezeichnen würden, die für seine Zwecke jedoch anwesend genug und höchst geeignet waren.
9 Im Jungle
An dem Abend, bevor sich sein Leben änderte, musste Glen seinen Freund Martin anbetteln,–
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