Ed King
Bundesanleihen, Sparbriefe, Schecks über fünfzig oder einhundert Dollar und Bargeld in vergoldeten Bar-Mizwa-Karten – Ed stand zwischen seinen Eltern am Ende der Empfangsreihe und stopfte alles in die Seitentaschen seines Jacketts, während er Hände schüttelte und Umarmungen und Küsse über sich ergehen ließ. Das frühreife Mädchen, das immer zu Eds Basketballspielen erschien, lief erneut knallrot an, als es ihm mit so leiser Stimme gratulierte, dass er nichts davon verstand. Später, nach dem Essen und nachdem Dan am Kopfende des Tisches aufgestanden war und sich ganz besonders beidenen bedankt hatte, die von weit her gekommen waren, lotste Ed sie in den Chorraum, schob die Hände unter ihre Bluse und drückte. Sie sagte: »Lass das!«, er machte es noch einmal. Sie sagte noch einmal nein, er drückte noch fester zu. Dann packte sie ihn an den Haaren, trat ihm vors Schienbein, nannte ihn einen Wichser und lief heulend davon.
In diesem Sommer hatte Ed nur noch Augen für Mädchen. Schwimmen im Verein war der reine Wahnsinn. Die Mädchen in ihren Wettkampfanzügen, mit nassen Oberschenkeln und Bräunungsstreifen, die einhundert Bahnen durchs Wasser pflügten und dann schwer atmend neben dem Becken standen, kichernd miteinander flüsterten, die Hüften rollten und sich den Nylonstoff am Po zurechtzupften – für Ed war es wie eine Live-Pornoshow. Fast jeden Tag verschwand er nach dem Schwimmen im Bad im Untergeschoss und onanierte. Manchmal benutzte er dazu eine ganzseitige Illustration von Hylas und die Nymphen in einem Buch über Mythologie, auf der zwischen Seerosenblättern aufsteigende Najaden zu sehen waren, die einen Jüngling ins Verderben stürzen. Manchmal nahm er ein Dionne-Warwick-Album. Ihm gefiel auch das Mädchen auf Herb Alperts Whipped Cream -Cover und Peggy Lipton aus der Serie Twen-Police . Und dann gab es Raquel Welch als stummes Steinzeitmädchen in Eine Million Jahre vor unserer Zeit, oder besser noch, Welch in Die phantastische Reise , die von Antikörpern angegriffen wird. Alles das vermischte sich mit den fünfzehn- und sechzehnjährigen Nixen, mit denen er sechs Tage in der Woche im Pool herumtobte, ganz besonders mit einem Mädchen namens Tiffany Wicks, die schlank und blond wie Peggy Lipton war. Und Samantha Caldwell, kurz Sam, mit breiten Schwimmerinnenschultern, einem Nasenstöpsel und einer Latexkappe, die jedes Mal, wenn sie auf einen Startblock stieg, ausgiebig ihren Badeanzug im Schritt zurechtzupfte. Und Terry Tomlinson, die so dünn wie Twiggy war und ein Gesicht wie Mia Farrow hatte. Und Barb Marconi, deren sonnenverbrannte Nase, blaue Augen und runder Po ständig in seinem Kopf auftauchten.
Dann gab es noch die jüdischen Mädchen im Ferienlager B’nai Brith, wo Ed mit zahlreichen anderen Jungen in einer Blockhütte schlief und alle abends im Bett leise onanierten. Es war der Sommerder Zweihundertjahrfeier, und die dreizehnjährigen Jungen standen auf Feuerwerke und Masturbation.
Von der Jungendusche aus beobachteten sie durch ein Loch in der Wand, wie die Mädchen sich einseiften und shampoonierten und erwischten dabei auch flüchtige Blicke auf ihre vom Wasser glänzenden Muschis, wie es bei ihnen hieß. Am besten aber waren die Tanzabende im Speisesaal, in dem die Tische an die Seite geschoben wurden und ein sich drehendes Stroboskoplicht unter der Decke hing. Sobald das Licht im Saal ausgeschaltet wurde, ging Ed zu einem Mädchen namens Susan Weinbaum, deren auffälligste Merkmale lange Arme, lange Hände, lange Haare, eine lange Taille und, darin waren alle in seiner Hütte sich einig, großartige Titten waren. Ed versuchte bis zum ersten langsamen Tanz des Abends an ihr dranzubleiben, meistens nach der vierten oder fünften Nummer, bei dem er Susan Weinbaum wie selbstverständlich gegen seine eingezwängte Erektion drückte. Sie sagte nie ein Wort dazu, selbst dann nicht, als Ed, ohne es groß verheimlichen zu können, in seiner Unterhose kam. Schließlich gelang es ihm, auf einer Turnmatte in einem dunklen Winkel der Sporthalle seine Finger in ihren Slip wandern zu lassen. Davon überzeugt, es ginge darum, einen Penis zu simulieren, stocherte er in ihr herum, bis Susan Weinbaum sagte: »Aua, du tust mir weh. Lass das!« Danach machte er mit dem weiter, was ihm ohnehin am besten gefiel: ihre Brüste zu quetschen, die Brustwarzen zu zwicken und sich gegen ihren Schritt zu pressen.
Im selben Sommer traf Ed sich auch mit dem Mädchen aus der Nachbarschaft, die
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