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Ed King

Ed King

Titel: Ed King Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Guterson
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Vorstellungsgabe und ein großes zeichnerisches Talent. Ich möchte behaupten, dass die Legion der Superhelden für ihn so etwas ist wie das Heer der griechischen oder nordischen Götter, und ich habe seine Interessen in dieser Richtung gefördert. Sein Eintauchen in die Welt dieser Figuren hat ihm Tore geöffnet fürKunst, Literatur und Kreativität. Besonders die Wiederbelebung von ›Lightning Lad‹ war sehr eindrucksvoll und zeigt eine Phantasie, die in neue Gebiete vorstößt. Ich halte es für ein großartiges Zeichen, dass Eddie sich trotz seines jungen Alters auf so intensive Weise mit Mythen und Geschichten beschäftigt. Es war mir eine Freude, von ihm die Erklärungen für seine Zeichnungen zu hören.«
    In diesem Sommer verbrachten die Kings drei Tage in Pasadena und einen vierten, mit Spannung erwarteten, in Disneyland. Sie hatten das Gelände kaum betreten, als ihnen auch schon eine Gruppe Dapper Dans in bunt gestreiften Westen entgegenkam und Down by the Old Mill Stream sang. Eddie jedoch suchte nach Figuren aus der Legion der Superhelden, obwohl Alice ihm zweimal erklärt hatte, dass es die in Disneyland nicht gebe. »Das ist eine andere Gesellschaft«, fügte Dan entnervt hinzu. »Die Superhelden sind nicht von Disney, sondern von DC-Comics, die zu Warner Brothers gehören, dem Konkurrenzunternehmen von Disney. Aber seht euch nur die elektronisch gesteuerten Bären da drüben an, Jungs, ich glaube, die haben echtes Bärenfell.«
    »Wo können wir Superhelden sehen?«, fragte Eddie.
    In der ersten Klasse beschloss Eddie, dass Comics zwar ganz spannend, Baseball-Karten aber das Allergrößte seien. Baseballspieler trugen wie die Superhelden bunte Uniformen, aber sie hatten auch Bartstoppeln im Gesicht. Eddie sammelte seine Karten in einem Schuhkarton. Dan schlug ihm vor, eine besondere Abteilung für jüdische Spieler einzurichten, aber Eddie interessierte sich mehr für die Karten der Top-Spieler. Es gab eine »Klassik«-Reihe von Top-Spieler-Karten, die man mit viel Glück, Geld und Geduld zusammenkriegen konnte, und Eddie war fest entschlossen, die wenigen Lücken in seiner Sammlung bis Chanukka zu füllen: Mickey Cochrane von 34, Spud Chandler von 43, Jackie Jensen von 58 und das große Loch der Jahre 63 bis 65, Elston Howard, Brooks Robinson und Zoilo Versalles. Am ersten Abend von Chanukka, nachdem Dan endlich die drei Segen auf Hebräisch und Englisch aufgesagt und Alice die Kerzen angezündet hatte, riss Eddie ungeduldig die fünfzig Päckchen Karten auf, die seine Mutter in Geschenkpapier eingepackt hatte. Cochrane, Robinson und Versalles waren darunter, Chandler, Jensen und Howard nicht. »Nicht aufgeben«,tröstete ihn Dan. »Du hast gleich im ersten von acht Heimspielen die Aufnahme in den Club der Spieler mit fünfhundert Home Runs geschafft.«
    Als Nächstes kamen Filme an die Reihe. Irgendwie wusste Eddie genau, was er sehen wollte. Freitagabends mussten Dan und Alice mit ihren Söhnen ins Kino, um zum Beispiel Planet der Affen zu sehen. Alle vier Kings sahen Anatevka in einer Vormittagsvorstellung und die Premiere von Charlie und die Schokoladenfabrik . Mitte Februar schrieb Eddie seine Tipps für die Oscar-Verleihung auf Zettel. Den Oscar für die besten Spezialeffekte für Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett und den für die beste Kamera für Anatevka hatte er richtig vorhergesagt, doch lag er zu seinem großen Unmut bei allen wichtigen Kategorien daneben. »Wie kann man nur«, sagte er, als er zu Bett ging. »Die Akademie hat total idiotische Entscheidungen getroffen.«
    Danach wollte Eddie Football spielen. Nach seinem ersten Spiel sagte er auf der Rückfahrt im Wagen zu Dan: »Ich habe keine Lust, Guard zu spielen, ich will Quarterback spielen. Warum kann ich nicht Quarterback sein?«
    »Bist du gut als Quarterback?«
    »Viel besser jedenfalls als Timmy.«
    »Das verstehe ich dann auch nicht«, sagte Dan. »Wenn du besser bist als Timmy, und das bist du ganz bestimmt, warum setzt der Trainer dich dann als Guard ein?«
    »Das ist unfair «, sagte Eddie. »Ich sollte Quarterback sein.«
    Ein anderes Problem tauchte im Frühling beim Baseball auf, weil Eddie ständig danebenschlug. Ein Optiker sagte, er sei kurzsichtig und brauche eine Brille. »Ach was, die steht dir sehr gut«, beschwichtigte Alice ihn, als Eddie zum ersten Mal eine Brille aufsetzte und erklärte: »Ich sehe total behindert aus.« Die Sprechstundenhilfe erklärte, es gebe Sportbrillen, die mit einem

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