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Ed King

Ed King

Titel: Ed King Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Guterson
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nicht mitbekommen habt, das war sarkastisch gemeint.«
    »Schon verstanden«, sagte Walter.
    »Eigentlich will ich nur an die WSU, um mich zuzudröhnen und abzurocken.«
    »Barry«, sagte Lydia.
    »Und um Acid einzuwerfen, verhaftet zu werden und mit Satanisten abzuhängen.«
    »Barry«, wiederholte Lydia.
    »Und um ein paar Farmerstöchter flachzulegen, vorzugsweise Jungfrauen.«
    »Schluss jetzt«, sagte Walter.
    Mit einer Anzahlung sicherten sie Barry den Studienplatz an der WSU. Im Sommer gab Barry seinen Küchenjob auf und spielte ein paar Gigs mit der Band, deren tastsächlicher Name DeathTrap lautete. DeathTrap, erklärte Barry, sei »eine Verarschung von Heavy Metal. Richtig schlechter Metal. Doom Metal. Wir sind eine Parodie-Band.« Den ganzen Juni über meldete er sich nur einmal bei ihnen, weil sein Wagen ständig überhitzte und er von Walter wissen wollte, was er dagegen machen könne. Er wolle zuerst selbst eine billige Lösung finden, bevor er den Wagen in die Werkstatt bringen musste. Walter vermutete, es sei »entweder das Thermostat oder die Wasserpumpe«. Dann fragte er auf Lydias Drängen hin, die ihn die ganze Zeit beobachtete, als sei sie sicher, er würde das Falsche sagen, ob sie am 4. Juli mit ihm rechnen könnten.
    »Lass mich erst den Wagen in Ordnung bringen«, antwortete Barry. »Ich kann jetzt nicht so weit vorausdenken.«
    »Es ist nächste Woche.«
    »Aha«, sagte Barry. »Gut zu wissen. Aber im Moment dampft mein Auto ständig und …«
    »Komm damit zur Insel«, drängte Walter. »Mach hin und wieder die Haube auf, und wenn du am Vierten kommst, beheben wir das Problem.«
    »Äh, ich glaube, wir haben da einen fetten Gig«, sagte Barry. »Irgend so ein großes patriotisches Ding. Die traditionellen Werte Amerikas hochhalten.«
    Das nächste Mal rief er Mitte Juli an und sagte: »Jetzt ist der Wagen wirklich hinüber«, um auf Walters Nachfrage sämtliche Geräusche nachzumachen, mit denen er auf einem gottverlassenen Highway im Osten Washingtons verreckt war. Auf dem zweiten Anschluss sagte Lydia: »Wie bist du denn zur nächsten Telefonzelle gekommen?«
    »Getrampt.«
    »Du sollst doch nicht trampen, Barry«, sagte Lydia. »Unter gar keinen Umständen. Bitte.«
    »Okay, toller Ratschlag, hab ich verstanden. Aber die Sache ist die, mein Wagen ist im Arsch.«
    Walter seufzte laut in den Hörer. »Wie oft«, fragte er, »hast du den Ölstand kontrolliert?«
    »Wie soll ich das denn wissen?«
    »Hast du überhaupt je den Ölstand kontrolliert?«
    »Keine Ahnung.«
    »Entweder hast du ihn kontrolliert oder nicht. Das ist doch nicht so schwer. Ich glaube eher, du hast dich nie drum gekümmert.«
    »Oh«, sagte Barry.
    »Du kannst nicht einfach in der Gegend herumfahren, ohne nach dem Öl zu sehen.«
    Keine Antwort.
    »Das war ein prima Wagen, bevor du dich nicht um das Öl gekümmert hast.«
    »Richtig«, sagte Barry. »Ich habe den Wagen ruiniert. Ich habe es verbockt.«
    »Hilf ihm«, sagte Lydia dazwischen. »Er braucht Hilfe, Walter. Das ist ein Hilferuf.«
    Typisch für sie, dachte Walter, typisch für seine Ehe und typisch für das, was jedes Mal mit den Kindern passierte – typisch für alles. »Ich helfe ihm bereits«, sagte er.
    »Eine schöne Hilfe«, fuhr Lydia ihn an. »Barry, ich gebe dir eine Kreditkartennummer. Dann kannst du den Wagen abschleppen lassen.«
    »Nur zu«, sagte Barry. »Ich schreibe sie mir auf die Hand. Ich bin in einer Telefonzelle in Walla Walla, und es sind 38 Grad. Ich schwitze wie bekloppt.«
    »Trink was«, sagte Lydia. »Bist du so weit?«
    Sie gab ihm die Nummer durch, und als sie damit fertig war, sagte Barry: »Ich muss los. Die Hitze hier drin hält keine Sau aus.«
    »Wie du redest «, erwiderte Lydia. »Deine Ausdrucksweise tut mir richtig weh. Ich weiß, dass du dich mit deinen Freunden so unterhältst, aber es wäre mir recht, wenn du mir gegenüber nicht so reden würdest. Es gibt mir jedes Mal einen Stich ins Herz. Schließlich bist du mein Sohn .«
    »Alles klar«, sagte Barry. »Ich muss.«
    Er legte auf. Lydia und Walter blieben in unterschiedlichen Räumen in der Leitung. »Ich nehme an, auch das ist wieder meine Schuld«, sagte Walter über ein angespanntes, vom statischen Rauschen gedämpftes Freizeichen hinweg.
    »Er hat um Hilfe gebeten.«
    »Also doch«, sagte Walter. »Alles ist meine Schuld. Nichts, woran ich nicht schuld wäre. Du meine Güte.«
    »Jetzt bist du wieder sarkastisch. Warum musst du immer so sarkastisch

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