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Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
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erwartete. Dann sagte er eine Zeit lang gar nichts mehr. Wir ließen den Hafen hinter uns und wurden von der Bugwelle der ankommenden Fähre in unserem Ruderboot hin- und hergeschleudert. Ein paar Kinder an Deck winkten uns zu. In der Bucht zeigten sich die ersten Yachten des Morgens. Ich fühlte mich wie der letzte Überlebende eines wilden Stammes, der endlich doch noch aus seiner Höhle entkommen war und nun verwirrt und geblendet dem kalten Blick der Zivilisation gegenüberstand.
    Ich versuchte, mich auf etwas Überschaubares zu konzentrieren: Ich wollte so weit wie möglich von dem alten Fährhaus wegkommen. Als ich mich das nächste Mal umsah, um unsere Position zu bestimmen, waren wir auf Höhe des Royal Seafield Club, und Tommy fing an zu reden.
    »Es war an dem Abend, als sie dir das Haus zerlegt haben. Ich war in der Garage, hab die Werkzeuge von deinem Alten in Ordnung gebracht. Gute Ausrüstung, aber so was von runtergekommen. Dann sind sie zu mir rein. Ich hab gesagt, wo ich glaube, dass die Glock ist, aber du hattest sie ja woanders hingetan. Im Mietwagen haben sie sie dann gefunden. Sie haben mich mitgenommen und ins alte Fährhaus gebracht, war alles klasse, weißt du? Es hieß, sie müssen mich aus der Schusslinie halten. Podge war superfreundlich wegen der Glock, kam mir schon komisch vor, aber egal, er hat mich nicht angerührt, da noch nicht. War alles wirklich klasse, also, klar, nicht super, weil ich ja gegen meinen Willen da war, aber es gab immer Bier und Pizza, und anfangs war ich auch oben im Fährhaus, keine Fesseln, kein Garnichts, nur eingesperrt eben. Hyland hat sich um mich gekümmert, ich fand den Typen ganz in Ordnung.«
    »Darum hast du eben auch versucht, ihn umzubringen«, warf ich ein.
    »Hyland hätt’s verhindern können. Er hat es einfach passieren lassen.«
    »Podge Halligan? War es Podge, Tommy?«
    Tommy lief rot an und hatte wieder Tränen in den Augen. Er setzte ein verkrampftes Lächeln auf, um sie zurückzuhalten, und nickte.
    »Wie hätte Hyland Podge denn aufhalten sollen? Den Kerl kann keiner kontrollieren, der ist ein gottverdammtes Ungeheuer.«
    Tommy musterte mich und schien erst jetzt zu bemerken, wie ich aussah.
    »Hattest du auch Krach mit ihm?«
    Ich nickte.
    »Ich dachte, ich hätte ihm ein paar ordentliche Schnittwunden verpasst«, sagte ich.
    »Er hatte auch Verbände an der Brust und an der Schulter. Aber dann versteh ich … Er hat die ganze Zeit gesagt: ›So leicht kommt mir dein kleiner Freund nicht davon.‹«
    Tommy schüttelte den Kopf.
    »Verdammte Scheiße! Die sollen doch dealen und klauen und sich nicht aufführen wie die … wie die gottverdammte SS«, sagte er.
    Er schaute aufs Meer hinaus. Seine Lippen zitterten, er legte sein ganzes hageres Gesicht in Falten und spannte die Kiefermuskeln an, um seine Gefühle in den Griff zu bekommen. Die Fähre hatte ihren majestätischen Weg durch die Hafenmündung inzwischen fortgesetzt, und wir trieben in ihrer Bugwelle nach Süden.
    »Erzähl mir von Peter Dawson, Tommy, von dem Abend, als du ihn im High Tide getroffen hast.«
    »Hab ich doch schon erzählt. Ich hab ihm Geld von George Halligan gegeben. Wir haben was getrunken. Dann hat sein Handy geklingelt, er hat gesagt, er muss los und ich soll warten und Linda sagen, dass er noch mal wegmusste. Hab ich gemacht. Mehr war nicht.«
    »George Halligan hat Peter Geld gegeben. Ich weiß, dass Peter Geldsorgen hatte, ich habe seine Kontoauszüge gesehen. Trotzdem: Warum? Wofür hat er das alles ausgegeben?«
    »Pferderennen. Er hat bei George Halligan gewettet. Hat gigantische Schulden gemacht und immer wieder versucht, die abzuzahlen, aber er hat’s nicht geschafft. Dann hat er George stattdessen in die Golfclub-Sache einsteigen lassen. Angefangen hat’s damit, dass Peter seinen Alten beeindrucken wollte, weil John Dawson beim Pferdewetten groß dabei war. Aber am Ende war er doch nur wieder das reiche Söhnchen, das in der Scheiße sitzt.«
    »Gut, zurück zum High Tide: Ist dir an dem Abend irgendwas an Peter aufgefallen, etwas Seltsames oder Ungewöhnliches oder sonst ein Detail, das hängen geblieben ist?«
    »Er hatte ’ne blaue Plastiktüte dabei. So eine, wie’s sie in Süßwarenläden und am Kiosk gibt, du weißt schon. Sah komisch aus, das weiß ich noch, weil er mit Anzug und Krawatte unterwegs war, der Geschäftsmann vom Dienst, da hätt er eher so was wie ’ne Aktentasche haben müssen. Aber er hatte diese Plastiktüte voller

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