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Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
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Tommy sich um, boxte ein paarmal in die Luft, grinste, als wäre er gerade nochmal davongekommen, und sah nur noch aus wie die aktuelle Version des alten Witzes: Was ist Tommy Owens im Anzug? Der Angeklagte. Was Tommy betraf, war das eigentlich gar kein Witz. Immerhin war er jetzt in Sicherheit, außer Podges Reichweite, und würde mir eine Zeit lang nicht in die Quere kommen.
    Ich stieg in den Volvo und dachte an Linda. Es war erst Viertel nach acht, die Straßen waren vom Berufsverkehr verstopft. Ich vermutete, dass sie mindestens bis zehn schlafen würde, und ich hatte noch eine Station vor mir. Peter war in Fagan’s Villas gewesen, das wusste ich. Ich wollte herausfinden, ob er dort bei Mrs. Burke gewesen war, und falls ja, was sie ihm von der guten alten Zeit erzählt hatte.
    Aber falls er je dort gewesen war, hatten beide den Gegenstand ihrer Unterhaltung mit ins Grab genommen. Vor dem Eckhaus stand ein Leichenwagen, und als ich aus dem Auto stieg, trugen gerade zwei bullige Männer in grauen Anzügen eine Bahre mit einem schwarzen Leichensack nach draußen. Sie öffneten eine Art Kofferraum im unteren Teil des Leichenwagens, zogen eine Haltevorrichtung heraus, stellten die Bahre hinein, schoben alles wieder zurück und schlossen die Tür. In Mrs. Burkes liebevoll gepflegtem Garten stand eine Frau von etwa fünfunddreißig und weinte. Sie sah dem Leichenwagen nach, als er wegfuhr. Niemand stand am Gartentor oder auf dem Bürgersteig, wie es früher der Fall gewesen wäre. Die wenigen Leute, die vorbeigingen, um den DART zu nehmen oder Einkäufe zu machen, wandten sich ab, als wäre es unangebracht, sie auch nur zu bemerken, geschweige denn Trost zu spenden. Aber Trauernde brauchen allen Zuspruch, den sie bekommen können, und so trat ich ans Gartentor und lächelte, als wäre das meine einzige Absicht.
    »Miss Burke? Mein herzliches Beileid.«
    Die Frau sah mich erstaunt an, dann lächelte sie und nickte. Ihr dichtes, rotbraun gefärbtes Haar sah aus, wie Haar eben aussieht nach einer durchwachten Nacht: wie eine exotische Pflanze oder eine abstrakte Skulptur. Sie kam ans Gartentor. Auf ihrem großflächigen, offenen Gesicht spiegelte sich der Schock, aber die runden haselnussbraunen Augen blickten freundlich und warm.
    »Ich heiße Kay Preston, aber ich bin tatsächlich die jüngste Burke. Vielen Dank … äh …«
    »Mein Name ist Loy. Meine Eltern sind hier aufgewachsen.«
    »Ach ja«, sagte sie. »Sie haben in Quarry Fields gewohnt. Und Ihr Vater ist …«
    Sie sprach den Satz nicht zu Ende.
    »Stimmt. Ich bin erst seit kurzem wieder hier. Meine Mutter ist auch vor ein paar Tagen gestorben«, sagte ich.
    Kay bestand darauf, dass ich auf eine Tasse Tee hereinkam. Sie sagte nichts zu meinem derangierten Äußeren, ich war mir nicht einmal sicher, ob es ihr auffiel. Wir setzten uns in den staubigen, stickigen Wohnraum, ich erzählte ihr, dass ich ihre Mutter vor kurzem noch besucht hatte, und sie fing an zu weinen. Sie hatte ihre Mutter seit Weihnachten nicht mehr gesehen, obwohl sie regelmäßig telefonierten; sie war erst gestern aus Cork angereist. Die Leute vom Essen auf Rädern hatten sie gefunden, sie war im Schlaf gestorben. Der Hund war oben im Schlafzimmer, war von da nicht wegzubewegen und gab keinen Ton von sich. Ich erzählte ein wenig von meiner Mutter, wir tranken Tee, und sie sagte, dass sicher einige ihrer Geschwister zur Beerdigung kommen würden, aber auf keinen Fall alle: Es war viel zu weit, und selbst wenn sie bei der Arbeit freibekamen – manche hatten Jobs, bei denen das gar nicht so einfach ging –, konnten sie sich die Reise vielleicht gar nicht leisten. In dem Moment gab mein Handy den doppelten Piepston von sich, der den Eingang einer SMS verkündete. Ich las sie nicht, dachte nicht, dass es dringend sein würde, nicht so dringend wie ein Anruf. Kay zog die Augenbrauen hoch, um mir zu signalisieren, dass es ihr nichts ausmache, aber ich schüttelte den Kopf und fragte sie nach Peter Dawson, ob ihre Mutter vielleicht seinen Besuch erwähnt habe. Sie antwortete, das habe sie, ganz aufgeregt sei sie gewesen, Besuch von einem Dawson zu bekommen, obwohl sie seinen Vater natürlich noch aus der Zeit kannte, als er ein Niemand war.
    »Hat sie gesagt, warum er sie besucht hat? Wollte er etwas Bestimmtes von früher wissen?«
    Meine Frage war ein wenig direkt, und ich befürchtete kurz, sie könnte vielleicht wütend werden, aber sie war zu sehr in ihre Trauer versponnen, um misstrauisch

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