Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut
sagte ich. »Ich hebe sie einfach auf, und wenn ich das nächste Mal eine Entschuldigung brauche, löse ich sie ein.«
»Ich hätte Ihnen den Auftrag nicht entziehen dürfen. Ich hätte mehr Vertrauen in Ihre Methoden haben sollen, so … unorthodox sie mir auch vorkamen. Das war ein Fehler. Detective O’Sullivan vom NBCI sagte mir, dass Ihre Arbeit zur Festnahme des Mörders meines Mannes geführt hat.«
»Ich bedaure nur, dass wir keine Mordanklage erreichen konnten.«
»Wenn ich irgendwie helfen kann, lassen Sie es mich wissen.«
Sie konnte helfen, und ich sagte es ihr. Eigentlich hatte ich gedacht, der Preis würde ihr zu hoch sein, aber die Sache appellierte wohl an ihren Wohltätigkeitsinstinkt.
»Ist das nicht der Mann, dem Sie den Arm gebrochen haben?«, fragte sie. »Natürlich muss ich die Familie erst kennen lernen, um zu beurteilen, ob sie … aber wenn sie das sind, mache ich es.«
Fünfundsiebzigtausend, einfach so.
Muss Reichtum schön sein.
Wenn sie was sind?
* **
Dave Donnelly gab eine Party, um seine Beförderung zum Detective Inspector zu feiern. Am Abend davor gab Fiona Reed eine Party, um ihre Beförderung zum Superintendent zu feiern. Auf dieser Party war ich nicht, auch nicht auf der, mit der das ganze Polizeirevier Superintendent Caseys Versetzung auf irgendeine erfundene Stelle im Hauptquartier feierte, wo er die verbleibenden achtzehn Monate bis zu seiner Pensionierung fristen musste. Aber bei Daves Party war ich. Vom Meer her war ein Wind aufgekommen, es war zu kalt, um draußen zu sitzen, der Grill wollte erst nicht angehen und brannte dann viel zu stark, und die meisten Polizisten, die gekommen waren, waren schon zu abgefeiert, um noch eine wilde Nacht zu überstehen, und gingen früh. Irgendwann war nur noch ein harter Kern aus drei Leuten übrig: Dave, Carmel und ich. Wir saßen vor der großen Außenheizung, aßen halbgares Fleisch und tranken zu viel Bier. Wir lachten, weinten und prügelten uns, nicht unbedingt in der Reihenfolge. Warum wir gelacht haben, weiß ich nicht mehr. Geweint haben wir, als ich den Fragen nach meinem Liebesleben in L. A. nicht mehr standhielt. Ich hörte mir dabei zu, wie ich den beiden erzählte, dass ich verheiratet gewesen war, dass wir eine Tochter gehabt hatten und dass sie gestorben war.
Carmel brach sofort in Tränen aus. Dave stand auf und ging auf einen der riesigen Rosenbüsche unten im Garten los. Er brüllte und trat nach ihm, bis die Nachbarn aus den Schlafzimmerfenstern schauten und Carmel ihn beruhigen musste.
Geprügelt haben wir uns, nachdem wir angefangen hatten, Whisky zu trinken, um uns aufzuheitern. Das betraf nur Dave und mich, Carmel war schon schlafen gegangen. Ich weiß nicht mehr genau, worum es ging, aber ich glaube, es lief ungefähr so ab:
Wie viel Whisky können zwei Iren trinken, bevor sie anfangen, sich zu prügeln?
So viel, du Penner.
Nein, so viel, du Wichser.
Ich wachte im Garten auf. Daves Kinder rannten davon, als ich mich aufrichtete und die Augen öffnete.
* **
Ich ließ einen Vaterschaftstest machen. Ich bin Eamonn Loys Sohn. Es ist besser, es zu wissen.
***
Ich fragte mich oft, ob ich die Wahrheit nicht sehr viel schneller hätte herausfinden können. Courtney hatte Spuren gelegt: Er hatte die Immobilienfirma, die das Golfclub-Gelände gekauft hatte, Courtney Estates genannt und die Vorstandsvorsitzenden Kenneth Courtney und Gemma Grand. Und Barbara hatte behauptet, keinen Courtney zu kennen, als sie bei mir war.
Aber die Verbindung zu Gemma Courtney hätte ich niemals ziehen können, wenn ich nicht Peters Handyverbindungen gehabt und ihre Nummer mit den Ziffern auf dem Fotofragment verglichen hätte, das ich auf dem Boot gefunden hatte.
Und schließlich war noch ein fingergroßes Stück dieses Fotos aufgetaucht, gerade groß genug, um Kenneth Courtneys Gesicht zu zeigen, als die Polizei Peter Dawsons Boot ein letztes Mal durchsuchte, auf der Suche nach Fingerabdrücken oder DNS-Spuren von Colm Hyland. Es steckte tief zwischen zwei Sitzpolstern und war den ersten Bemühungen der Spurensicherung und meiner eigenen Suche entgangen. Die ganze Zeit über war er da gewesen: der dritte Musketier. Hätte ich ihn gleich gefunden, wäre Linda vielleicht noch am Leben.
Solche Gedanken waren sinnlos. Wenn Linda mir gleich alles gesagt hätte, was sie wusste, wäre sie vielleicht auch noch am Leben. Wenn der Superintendent von Seafield nicht so korrupt gewesen wäre, wenn Peter sich nicht mit den
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