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Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
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vollständige Beichte abgelegt, hat die heilige Kommunion empfangen und ist dann so zufrieden eingeschlafen wie ein Baby. Vielleicht haben Sie also Anteil daran, dass seine Seele ins Himmelreich einzieht, Mr. Loy – damit haben Sie sich wirklich verdient gemacht!«
    »Wenn Sie sagen, er hat eine vollständige Beichte abgelegt …«
    »Die hat natürlich nur der Priester gehört, Pater Ivory.«
    »Schwester Ursula, ich fürchte, ich bewege mich in meiner Eigenschaft als Katholik seit Jahren irgendwo zwischen abtrünnig und aus der Übung. Ich nehme nicht an, dass die Kirche inzwischen ihre strengen Ansichten zum Beichtgeheimnis gelockert hat?«
    »Jetzt hören Sie aber auf, Mr. Loy, Sie sind ein schrecklicher Opportunist, fast so schlimm wie der arme Jack. Ich sehe schon, ich werde noch sehr viel mehr für Sie beten müssen, als ich dachte. Gott schütze Sie.«
    Von Jack Dagg würde ich also nichts mehr erfahren. Ich kehrte in die Garage zurück. Mit dem Vorschlaghammer klopfte ich die restliche Zementauflage ab und schippte sie dann mit einem Spaten in eine Ecke. Dann kehrte ich mit einem Gartenbesen den Staub zusammen, konnte aber immer noch nichts Genaues erkennen. Hinter dem Haus lag ein zusammengerollter alter Gartenschlauch. Ich befestigte ihn am Kaltwasserhahn in der Küche, drehte den Hahn auf, führte den Schlauch über den Flur und spritzte den Betonboden damit ab. Und da war es, mitten in der Betonfläche: ein Stück Zement, gut zwei Meter lang und einen knappen Meter breit. Die Maße eines Grabes. Die Maße eines Menschen.
    Ich drehte das Wasser ab, ging zurück in die Garage und machte mich mit dem Vorschlaghammer ans Werk. Ich klopfte nur am Betonrand entlang, weil ich nicht wusste, wie dick die Zementschicht war, und ich sie nicht zerstören wollte. Nachdem ich den Zement am Rand gelockert hatte, löste ich ihn mit einem Rechen, zog einzelne Stücke heraus und warf sie in die Ecke zu den anderen, bis ich schließlich etwas Grünes hervorschauen sah. Jetzt rückte ich dem Zement mit einem Splitthammer und einem Meißel zu Leibe, schlug und brach Teile davon weg, bis sich die Schicht schließlich ganz anheben ließ und ich die grüne Plane sah, die aussah wie ein Leichentuch.
    Dagg hatte es mir ja gesagt. In eine grüne Plane gewickelt, hatte er gesagt, in der Werkstatt. Aber er hatte nicht Eamonn Loys Autowerkstatt gemeint, sondern dessen Privatwerkstatt in seiner Garage in Quarry Fields. Dave Donnelly hatte auch schon versucht, es mir zu sagen; offenbar hatte Dagg es in seiner Aussage erwähnt.
    Ich überlegte, ob ich die Polizei hinzuziehen sollte. Aber die Spurensicherung war bestimmt noch Stunden in Castlehill beschäftigt. Und ich hatte nicht vor, jetzt wieder aufzuhören.
    Jack Dagg hatte vermutlich geglaubt, dass Kalk eine Leiche zerstört. Dabei hat er in den meisten Fällen genau den gegenteiligen Effekt: Nach ein paar oberflächlichen Verbrennungen lässt die starke Hitze den Körper austrocknen und konserviert ihn in einer Art mumifiziertem Zustand. Das Ganze riecht nicht besonders gut, aber immerhin nicht nach Verwesung. Und es sieht auch nicht besonders gut aus, aber man kann doch noch einen Menschen erkennen.
    Der Tote sah verwittert und bräunlich aus und hatte Stichwunden am ganzen Körper. Das Gesicht war bis zur Unkenntlichkeit entstellt und schmerzverzerrt, die Augen waren verschwunden. An der verschrumpelten linken Hand trug er einen Ehering, der sich leicht abstreifen ließ. Innen war der Name Daphne eingraviert. Der Name meiner Mutter. Ich steckte dem Mann den Ring wieder an den Finger.
    Es war mein Vater.

Neunundzwanzig
    Die Spurensicherung zog für eine knappe Woche in meine Garage. Sie erstellten Diagramme und Graphiken, die die Muster der verschiedenen Blutflecke verzeichneten. Durch einen Vergleich mit dem Winkel und der Tiefe der verschiedenen Wunden, wie sie die Gerichtsmediziner beschrieben, konnten sie ziemlich genau rekonstruieren, wie John Dawsons Angriff auf meinen Vater vor sich gegangen war: Art und Reihenfolge der Wunden, Dauer und so weiter. Ein Forensiker, der mich schon so oft auf dem Revier in Seafield und an verschiedenen Tatorten gesehen hatte, dass er mich wohl für jemanden hielt, dem so etwas nichts ausmachte, erzählte mir begeistert, dass es sechs Sorten von Blutspuren gebe und dass bei der Grünen Plane – so nannten sie meinen Vater: Grüne Plane – alle sechs nachzuweisen seien. Ob ich wisse, wie selten das sei. Ich sagte, das wisse ich nicht, und

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