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Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
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Tages im Polizeirevier in Seafield angerufen hatte, um den Mord zu melden. Und auf dem Tonbandmitschnitt des Anrufs hörte man Barbara Dawson mit ihrem vornehmsten Akzent. In einem weiteren der zahllosen Nebengebäude und Schuppen auf dem Grundstück der Dawsons fand man den Inhalt der leeren Ordner aus Peter Dawsons Arbeitszimmer: die Fotos aus »Familie 1« und »Familie 2«, die Golfclub-Unterlagen sowie sämtliche Kontoauszüge, Telefonrechnungen, Einzelverbindungsnachweise, Aktienunterlagen und Hypothekenurkunden. Dort lagen auch meine Familienfotos. Und außerdem fand sich, auf weißem DIN-A4-Papier, in Umschlägen mit Adressetiketten, die an die Herausgeber verschiedener Zeitungen, namhafte Politiker, sämtliche Detectives aus Seafield sowie an weitere Entscheidungsträger und Figuren des öffentlichen Lebens adressiert waren, folgender Brief:
     
    Zur allgemeinen Kenntnisnahme:
    Ich, Peter Dawson, einziger Sohn des Bauunternehmers John Dawson, bin in den vergangenen Wochen einer alten Familientradition gefolgt. Ich habe versucht, durch Bestechung und Korruption die Umnutzung des Geländes um den Castlehill-Golfclub, der meiner Familie gehört, zu erreichen. Auf dieselbe Weise hat mein Vater vor vielen Jahren sein Unternehmen aufgebaut, worin er seinerseits dem leuchtenden Beispiel Jack Parlands und seiner Spießgesellen aus den sechziger Jahren folgte. Bisher ist es mir gelungen, die folgenden Mitglieder des Stadtrats von Seafield zu bestechen: Eithne Wall und John O’Driscoll. Sie haben mich jeweils dreißigtausend gekostet. Dafür wurde vereinbart, dass sie den Antrag auf Umnutzung des fraglichen Grundstücks von Landwirtschaft auf intensive Bebauung unterstützen werden – oder, falb Sie dies nach der Abstimmung lesen, bereits unterstützt haben. Ich hoffe auf weitere Stadträte, vor allem auf Councillor Seosamh MacLiam, Jack Parlands Schwiegersohn, denn zum augenblicklichen Zeitpunkt ist der Ausgang der Abstimmung noch unsicher. Bei alldem kann ich natürlich auch meine Mutter nicht außen vor lassen. Sie hat mir geraten, meine geschäftlichen Vorhaben voranzutreiben, indem ich George Halligan einbeziehe, der vor allem ab Oberhaupt der gleichnamigen Verbrecherfamilie bekannt ist. Meine Mutter schenkt solchen Verleumdungen, wie sie das nennt, keine Beachtung. Das mag daran liegen, dass sie die uneheliche Tochter von George Halligans Großvater ist und damit Georges Tante. Sie hat das Verbrechertum also gewissermaßen im Blut, anders ab mein Vater, der erst aus Neigung und Habgier zum Verbrecher wurde. Der Unterschied zwischen beiden ist nicht allzu groß – im Grunde kann man sie ab Nachbarn bezeichnen. Natürlich sind die Halligans hochgefährlich und tun nur, was sie wollen, und Georges Bruder ist ein gestörter, instabiler Mensch, der sehr viel besser in einer psychiatrischen Einrichtung aufgehoben wäre. Für die Zurechnungsfähigkeit meiner eigenen Familie würde ich allerdings auch nicht die Hand ins Feuer legen. Wie auch immer: Falb mir oder meinen Angehörigen etwas zustoßen sollte, kann es gut sein, dass die Halligans daran die Schuld tragen. Es kann aber genauso gut sein, dass wir Dawsons das Ganze selbst zu verantworten haben.
     
    Ich dachte an die Quittung des Schreibwarengeschäfts Ebrill’s, die ich bei Linda im Abfall gefunden hatte. Dave Donnelly erzählte mir, sein Bekannter aus der IT-Abteilung, der Peters Festplatte durchforsten sollte, sei krankgeschrieben. Doch irgendwann fand sich auch die Computerversion des obigen Briefs, die unter dem Dateinamen »ZaK« gespeichert war. Sie wurde ausgedruckt und Dave zugeschickt, auf den Tag genau drei Monate nachdem man Peters Leiche gefunden hatte.
    Peters Brief enthielt eine Anspielung, die wohl nur die wenigsten verstanden: Er sagt, man könne eine ererbte Veranlagung zur Kriminalität als »Nachbarn« der Kriminalität aus Habgier bezeichnen. Dabei muss er an John Dawson gedacht haben, der in Fagan’s Villas der direkte Nachbar der Halligans in den berüchtigten Somerton-Blocks war. Und Barbara irgendwo dazwischen – schlimmer noch: versehen mit dem Schlechtesten aus beiden Welten. Peters Brief gelangte nie an die Öffentlichkeit. Seine rücksichtslose Ehrlichkeit hatte etwas Erhabenes an sich, sein Nihilismus allerdings war beängstigend. Ich glaube, er wollte tatsächlich sterben, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass seine Familie dabei öffentliche Schmach erlitt. Aber man kann oft nur schwer vorhersehen, was in Irland als

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