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Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
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Menge Lärm machten. Nachdem sie zum neunten Mal mit allen erdenklichen obszönen Varianten »Happy Birthday« gesungen hatten, rief der Barmann sie zur Ordnung. Anschließend sangen sie weitere fünf Male und wankten dann, in eine Wolke von Ausgelassenheit gehüllt, mit klappernden Absätzen und piepsenden Handys nach draußen. Ihre kreischenden Stimmen hallten noch die Metalltreppe herauf, als sie schon unten auf der Straße waren.
    Von irgendwo erklangen Kirchenglocken, und ich ging zu einem Seitenfenster und schaute zu St. Anthony hinüber. Vor der Kirche fuhr gerade ein Leichenwagen vor, und die wartende Menge trat beiseite, um ihn durchzulassen. Ich überlegte, ob der Betonleichnam aus dem Rathaus wohl jemals in die Kirche gebracht würde, ob er jemals einen Namen bekommen und einen Segen erhalten würde, bevor man ihn der Erde übergab.
    Ich wollte mir gerade einen Jameson bestellen, da kam eine kleine, rundliche junge Frau mit blonden Strähnchen und zu viel Orange in ihrem hübschen Gesicht auf mich zu. Sie stellte sich mir als Jenny vor und erklärte, der Barmann habe gesagt, ich wolle mit ihr reden. Ich zeigte ihr das Foto von Peter Dawson und fragte sie, ob sie sich an ihn erinnerte.
    »Kaum«, sagte Jenny. »Freitag um sechs? Um die Zeit ist hier die Hölle los.«
    Sie schaute sich das Foto noch einmal an und schüttelte den Kopf. Ich bestellte meinen Jameson, einen doppelten mit Wasser. Als sie ihn mir brachte, fragte sie: »War der vielleicht mit so ’nem Typen unterwegs, der humpelt?«
    »Kann schon sein. Wie sah dieser Typ, der humpelt, denn aus?«
    »Ziemlich übel, ehrlich gesagt. Der hatte so eine schmuddelige Bomberjacke an, nichts Besonderes, kein Designerstück oder so was. Lange Haare, Ziegenbärtchen … schien ein ziemlicher Chaot zu sein, so ’n typischer Kiffer.«
    »Und er hat gehumpelt?«
    »Ja, richtig schlimm, der arme Kerl. Wissen Sie, so ’n Humpeln, wo man erst denkt, der tut nur so.«
    Tommy Owens. Das T auf der Liste. Ich trank den halben Whisky pur. Er versengte mir die Kehle und füllte mir die Nase mit seinen süßen Dämpfen.
    »Und der hat sich hier mit dem Mann auf dem Foto getroffen?«, fragte ich.
    »Beschwören würd ich’s nicht. Aber zumindest war das so ’n eleganter Geschäftsmann. Und Locken hatte er auch. Ich weiß noch, wie ich gedacht hab, das ist ja ein seltsames Paar. Sind die verwandt oder schwul oder was?«
    »Na, verwandt sind sie jedenfalls nicht. Wie ging es dann weiter?«
    »Keine Ahnung, ich hab ja schon gesagt, hier war die Hölle los, ich bin rumgerannt wie ’ne Wilde. Als ich das nächste Mal hingeschaut habe, war der Typ von dem Foto weg, und Schmuddeljacke saß mit ’ner Frau da, eine, von der ich gedacht hätte, die spielt nicht in seiner Liga.«
    »Wie sah sie aus?«
    »Honigblondes, hochgestecktes Haar, teure schwarze Klamotten. Jung war sie nicht mehr, mindestens vierzig, aber sie sah noch ziemlich gut aus. Schlicht, geschmackvoll. Den meisten Leuten hier sieht man auf zehn Meter Entfernung an, dass sie Geld haben.«
    Linda.
    »Waren sie lange hier?«
    »Ich hab sie nicht mehr gesehen. Gegen sieben hab ich eine Zigarettenpause gemacht, und als ich wiederkam, waren sie weg. Oder sie zumindest. Ich hatte nach ihr geschaut, weil ich sie fragen wollte, wo sie sich die Haare machen lässt.«
    Ich bezahlte den Jameson mit einem Zehner, trank den Rest mit Wasser und ließ das Wechselgeld als Trinkgeld da. Als ich wieder auf der Seafront Plaza stand, schaute ich übers Meer zum Bayview Point. Weiter unten an der Promenade war irgendetwas los, dort hatte sich eine Menschenmenge gebildet, und ich meinte, Blaulicht zu sehen. Ich ging über den Rasen hin, zwischen den Joggern, den Spaziergängern mit ihren Hunden und den Eisessern hindurch, die sich dort wie jeden Sommer drängten. Vor dem zweiten weißblauen Absperrband des Tages stand eine Horde Schaulustiger. Zwei uniformierte Polizisten waren dabei, den Tatort zu sichern. Der eine schien Zeugenaussagen von einem halben Dutzend Leute aufzunehmen. Der andere war mein gesprächiger Freund vom Rathaus, der lippenlose Polizist. Ich marschierte direkt auf ihn zu und tippte auf mein Handy.
    »Detective Sergeant Donnelly«, sagte ich mit viel sagendem Nicken.
    Er warf einen Blick über die Schulter, sah mich leicht verunsichert an, nickte dann aber und hob das Absperrband, um mich durchzulassen. Das abgeriegelte Gebiet war mitten auf der Promenade, von hier aus führte eine Steintreppe zum Meer hinunter.

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