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Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
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Lenkrad nach links zu reißen und dem anderen Bullen auszuweichen, der schon zum Wagen rannte und Blaulicht und Martinshorn einschaltete. Ich raste an Bayview vorbei durch die Hauptstraße von Seafield und bog ganz in der Nähe von Fagan’s Villas nach Quarry Fields ein.
    Ich stellte den Wagen vor dem Haus ab, um es ihnen leicht zu machen, und rannte hinein, wo mir mehr oder weniger gleichzeitig mehrere Dinge auffielen:
    1. Irgendwer hatte das Haus komplett auf den Kopf gestellt. Alle Schränke waren ausgeleert, sämtliche Sofas und Sessel aufgeschlitzt und alle Stühle und Tische kurz und klein geschlagen. Ich stand knöcheltief in zerbrochenem Porzellan, zerrissenen Büchern und kaputten Polsterbezügen.
    2. Ich hatte genau an der Stelle geparkt, wo der Mietwagen gestanden hatte, was wiederum bedeuten musste, dass der Mietwagen weg war. Der Mietwagen mit der Glock und der Munition im Kofferraum, die ich für Tommy Owens aufbewahren sollte.
    3. Auch von Tommy Owens fehlte jede Spur.
    4. Das Martinshorn kam näher. Sobald es schwieg, würden die Polizisten mich festnehmen, und ich würde die Nacht hinter Gittern auf dem Polizeirevier in Seafield verbringen.
    Ich ging nach draußen und setzte mich auf die Veranda.
    Tommy Owens hatte noch ein paar Fingerbreit Laphroaig in der Flasche gelassen. Im Mondschein trank ich den Whisky und wartete auf die Polizei.

Neun
    Ein Taxi holte mich vom Flughafen ab und brachte mich zum Haus. Der Garten wirkte gepflegt, rote und gelbe Rosen und eine ordentlich geschnittene Hecke. Ich ging zur Haustür und klingelte. Der Mann, der mir öffnete, war mein Vater, als er mit Anfang zwanzig gerade geheiratet hatte. Er sah mich mit höflicher Miene an, schien mich jedoch nicht zu erkennen. Meine Mutter trat neben ihn, auch sie Anfang zwanzig und schwanger. Eine Weile standen sie so nebeneinander, als posierten sie für ein Foto. Anfangs lächelte meine Mutter noch, doch bald verschwand ihr Lächeln, und je länger ich dort stand, desto verängstigter sah sie aus. Plötzlich war sie älter, das Haar grau, die Haut wie Pergamentpapier. Dann trat mein Vater vor sie und bedeutete mir zu gehen. Er brüllte mich an, stieß mich die Einfahrt hinunter. Dann war auch er älter, und in seinem Zorn spannte sich die Haut dünn über die Knochen seines Gesichts. Seine Augen wurden schwarz und sanken tief in die Höhlen. Und dann war er verschwunden, meine Mutter schlug mir die Tür vor der Nase zu, und ich stand in Quarry Fields auf der Straße und wusste nicht mehr, wer ich war, wohin ich gehen und was ich tun sollte.
     
    Am Morgen bekam ich eine Tasse Tee und wurde in ein Verhörzimmer gebracht, dessen Wände die Farbe und Struktur von vergammeltem Porridge aufwiesen und von einem dunkelgrauen Teppichboden, einem Tisch und Stühlen ergänzt wurden, die auch in ein Gemeindezentrum gepasst hätten. Um halb zehn kam Detective Sergeant Dave Donnelly herein und ließ die Tür offen.
    »Was macht der Kopf, Ed?«, fragte er. Sein breites Gesicht blieb ausdruckslos, und er klang heiser. Er trug eine hellbraune Hose, ein weißes kurzärmeliges Hemd, dessen Knöpfe über dem breiten Brustkorb spannten, und eine gelockerte graue Wildlederkrawatte, an der ein wenig frisches Eigelb klebte. Er hängte sein graues Sakko über die Stuhllehne, setzte sich mir gegenüber und stützte die Ellbogen auf den Tisch, sodass seine durchtrainierten Unterarme mit den verschränkten Fäusten ein Dreieck bildeten.
    »Nicht so wild, Dave«, sagte ich. »Liegt sicher daran, dass ich noch besoffen bin.«
    Dave lächelte gezwungen, sagte aber nichts. Eine Weile saßen wir schweigend da. Dann kam Detective Inspector Fiona Reed herein und schloss die Tür hinter sich. Dave zog eine Kassette aus der Tasche seines Sakkos und legte sie in das große doppelte Kassettendeck, das an der Wand neben dem Tisch montiert war.
    »Warten wir noch mit der Aufzeichnung«, sagte Reed.
    Sie sah mich an. Ich sah auf meine Hände. Aus irgendeinem Grund waren alle meine Fingerkuppen schwarz. Dann warf Reed Dave einen Blick zu, und er legte los.
    »Du hast gestern ja nichts ausgelassen, Ed. Unbefugtes Betreten eines Tatorts, Whiskygelage mit dem bekannten Drogendealer Tommy Owens, Schlägerei im Hennessy’s mit Podge Halligan, dem örtlichen Rowdy vom Dienst, und seiner Gang, nettes Plauderstündchen mit George Halligan – damit hast du das Verbrecherkontingent von Seafield mehr oder weniger abgedeckt. Und zum krönenden Abschluss fährst du mit einem

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