Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut
Wolke aus Alkohol, Schweiß und Zigarettenrauch. Meine Haut juckte, und ich hätte mich am liebsten am ganzen Körper mit einer Drahtbürste und einer Flasche Reinigungsmittel bearbeitet. Ich versuchte, mir klar zu machen, in was für einer gefährlichen Lage ich steckte, aber ich konnte nur daran denken, ob Linda wohl entsetzt oder erleichtert sein würde, vom Tod ihres Mannes zu hören. Ob es sie überhaupt überraschen würde. Und ob das alles hieß, dass ich nicht mehr mit ihr schlafen konnte. Fiona Reed sah mich an wie ein widerwärtiges Insekt. Während ich noch überlegte, wie ich es geschafft hatte, bei so kurzer Bekanntschaft so viel Feindseligkeit auf mich zu ziehen, kam Dave zurück. Er hielt zwei Blätter in der Hand und reichte eins davon seiner Chefin.
»10 Uhr 11: DS Donnelly kommt ins Verhörzimmer zurück und verteilt Kopien des vorläufigen Obduktionsberichts. Das Verhör wird fortgesetzt«, sagte Reed, nachdem sie wieder auf die Pausentaste gedrückt hatte.
»Die Leichenstarre war bei Peter Dawson weit fortgeschritten, und die Verwesung hatte bereits eingesetzt. Damit liegt der vermutete Todeszeitpunkt mindestens fünf Tage zurück«, sagte Dave.
»Zum letzten Mal wurde er am Freitag gegen sechs Uhr abends gesehen«, sagte ich.
»Jetzt ist Donnerstag«, sagte Reed. »Wann sind Sie aus L. A. angekommen?«
»Sonntagvormittag, gegen halb elf. Ich habe es also nicht nur nicht getan – wie es aussieht, kann ich es nicht mal getan haben.«
»Aber nur knapp«, fauchte DI Reed.
Nach diesem kurzen Ausbruch herrschte erst einmal Schweigen. Ich grinste. Reed nickte Donnelly zu.
»Also gut. Die beiden Kugeln in seinem Körper sind Neun-Millimeter-Parabellum-Geschosse. Die Glock 17 ist für Neun-Millimeter-Parabellum-Munition ausgelegt. Sie enthält ein 17er-Magazin, aus dem zwei Schuss fehlen. Die ballistische Analyse liegt zwar noch nicht vor, aber ich denke, wir können davon ausgehen, dass die beiden Kugeln in Dawsons Körper aus dieser Waffe stammen. Also nochmal, Mr. Loy: Wie kommen Ihre Fingerabdrücke auf die Mordwaffe?«
DI Reed setzte zum Todesstoß an.
»Es dreht sich hier nämlich nicht nur um den Finger am Abzug, Mr. Loy, wie Sie zweifellos wissen. Sie glauben, die Waffe gehört Podge Halligan. Wollen Sie mir etwa erzählen, Sie haben die wenige Zeit, die Ihnen neben der Beisetzung Ihrer Mutter geblieben ist, damit zugebracht, Waffen für die Halligan-Gang zu testen?«
»Also schön. Wessen Fingerabdrücke sind noch auf der Waffe?«, fragte ich.
»Das sagen am besten Sie uns«, sagte Reed.
»Das will ich Ihnen schon die ganze Zeit sagen: Das Ganze wurde von den Halligans inszeniert, sie versuchen, dem Betreffenden etwas anzuhängen, so wie sie auch versuchen, mir etwas anzuhängen.«
»Wem, Ed? Wir brauchen einen Namen von dir«, sagte Dave.
Sie waren sauer auf mich, und ich konnte es ihnen nicht mal verdenken. Dave war immerhin einer der Besten. Er würde Tommy fair behandeln – und wenn Tommy Peter Dawson tatsächlich umgebracht hatte, konnte ich ohnehin nichts mehr für ihn tun und hätte das auch gar nicht gewollt. Was Reed betraf, war ich weniger optimistisch, aber Dave würde aufgrund seiner persönlichen Beziehung zu mir Schwierigkeiten kriegen, wenn sie nicht wenigstens etwas von mir bekamen. Also berichtete ich ihnen, wie Tommy Dienstagnacht überraschend bei mir aufgetaucht war, was er mir über die Herkunft der Glock und sonst noch erzählt hatte, und schloss damit, dass die Waffe am Abend zuvor mitsamt dem Mietwagen gestohlen worden war, während ich mich auf Sauftour befand.
»Also nochmal ganz langsam: Podge Halligan oder einer seiner Jungs erschießt Peter Dawson, gibt Tommy Owens die Mordwaffe, und der bringt sie zu Ihnen? Wozu?«, fragte Reed.
»Wozu er sie mir gebracht hat? Weil er Angst hatte, dass man ihm einen Mord anhängen will. Sieht ja jetzt auch ganz danach aus.«
»Vielleicht hat Tommy Dawson ja auch selber umgebracht und die Waffe anschließend Ihnen gegeben …«
»Warum hätte er das tun sollen? Warum hat er die Waffe nicht einfach verschwinden lassen, wo doch seine Fingerabdrücke daran sind? Er hätte sie zumindest vorher abgewischt.«
»Vielleicht hilft uns ja die Waffe weiter … je nachdem, wem sie gehört …«, begann Dave.
»Ich wage zu bezweifeln, dass diese Waffe offiziell zugelassen ist«, sagte Reed. »Wahrscheinlich stammt sie aus irgendwelchen zwielichtigen Quellen.«
»Die dritte Möglichkeit wäre, dass Tommy die Waffe ohne
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