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Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
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und spuckte Blut und Zahnsplitter auf die Straße. Plötzlich waren die Schmerzen kaum noch auszuhalten, und ich musste einen ordentlichen Schluck Wodka trinken, um sie zu vertreiben.
    »Einen Zahnarzt ganz bestimmt«, bemerkte Linda. »Aber einstweilen …«
    Sie kramte eine Packung Neurofen Plus aus einem mit silbernen Pailletten besetzten Täschchen und gab mir vier davon. Ich nahm sie mit einem weiteren Schluck Wodka und gab ihr die Flasche zurück. Sie trank selbst ein paar große Schlucke und fuhr sich mit der Zunge über die glänzenden Lippen. Jetzt roch ich sie wieder, ganz tief, ihren Duft nach Grapefruit, sommerlichem Schweiß und Zigarettenrauch. Sie nahm meine Hand und legte sie sich auf die Brust. Ich spürte, wie sich ihre Brust beim Atmen hob und senkte, hörte das Rascheln ihres Kleides, als sie sich auf dem Sitz zurechtsetzte und die Beine spreizte, und als sie mir etwas ins Ohr flüsterte, war ihre Zunge heiß wie Feuer.
    Wir fuhren nach Südwesten, vorbei an Bleibergwerken und durch dichte Pinienwälder, bis wir in den Bergen waren. Über Straßen, auf denen Ginster und Farn Matschlöchern und seichtem Sumpfland wichen, fuhren wir so hoch hinauf, wie es ging, und hielten schließlich im Schatten der Funkmasten, die die Kuppe des höchsten Berges sprenkelten. Noch im Wagen fingen wir an, uns zu küssen, zerrten heiser vor stummem Verlangen an unseren Kleidern, aber es war viel zu stickig und zu eng, also stiegen wir aus, ich lehnte mich an die Motorhaube, und Linda setzte sich auf mich. Weit unter uns sah ich die Lichter der Stadt, sah sie über Lindas Schulter hinweg, während wir uns im Dunkeln zusammen bewegten. Sie schienen im Dunst zu pulsieren, als ich in ihr kam, als sie aufschrie und ich ihren golden glänzenden Kopf an mich drückte. Wir blieben lange so, bis ein weißer Lieferwagen hupend vorbeifuhr und die rüpelhaften Insassen uns fröhlich durchs offene Fenster ein paar obszöne Bemerkungen zuriefen. Wieder angezogen, zündeten wir uns Zigaretten an und rauchten in der trügerischen Stille der Nacht. Linda wollte noch nicht reden, und ich wollte nicht mit Drängen zerstören, was wir da heraufbeschworen hatten, und so saßen wir auf der Motorhaube und schauten hinunter auf die Stadt, auf die leuchtenden Kanäle aus Hitze und Licht, die wie Blut durch die Adern der Stadt flossen.
    Als Linda schließlich zu erzählen anfing, war ihre Stimme leise und gefasst.
    »Ich hatte gar nicht das Gefühl, dass man mich gefangen hält«, sagte sie. »Es war ja ganz natürlich, bei den Dawsons zu sein, nachdem Peters Leiche gefunden worden war. Und die Beruhigungspillen habe ich weiß Gott gebraucht, Barbara hat da einen Arzt an der Hand, der ihr alles gibt, was sie haben will, er hat mir das Zeug löffelweise eingeflößt. Aber dann war es plötzlich kein Valium mehr, sondern was Stärkeres, keine Ahnung was. Irgendwann war ich total benebelt. Und sie haben mich auch nicht eingesperrt oder so, aber trotzdem war immer jemand da, der aufgepasst hat. Heute Abend war zum ersten Mal keiner da. Ich bin einfach hinausgegangen, ein bisschen Luft schnappen, und dann habe ich Geräusche aus dem Nebengebäude gehört, ich habe die Schuppentür aufgemacht, und da warst du.«
    Wir fuhren in ein Hotel, das Linda kannte und wo das Personal offenbar daran gewöhnt war, dass sie zu ungewöhnlichen Uhrzeiten mit fremden Männern auftauchte. Der Manager, ein geschniegelter Typ mit affektiertem Dubliner Akzent, umarmte sie und sprach ihr sein Beileid aus. Mich musterte er anerkennend. Als wir mit dem Aufzug nach oben fuhren, hielt ich mein Sakko über dem blutverschmierten Hemd zusammen. Linda erklärte, Val werde sich darum kümmern, dass mir ein sauberes gebracht würde. Bald darauf gab es etwas zu essen: Steak-Sandwiches, einen Salat aus Riesengarnelen mit Thai-Dressing und ein paar eisgekühlte Flaschen Staropramen. Das ganze Arrangement war so schön, dass ich das unwiderstehliche Bedürfnis verspürte, es kaputtzumachen.
    »Du kommst wohl oft hierher?«, sagte ich und zuckte selbst fast zusammen, als ich hörte, wie rau und unfreundlich meine Stimme plötzlich klang.
    »Ich komme her, wenn ich Lust dazu habe«, antwortete Linda. »Zumindest habe ich das so gemacht, als mein Mann noch am Leben war.«
    »Aber du warst nie mit ihm hier, oder?«
    »Nein, Ed, ich war mit anderen Männern hier. Aber das war damals. Jetzt kann alles anders sein. Das hängt genauso sehr von dir ab wie von mir.«
    Sie sah mich mit offenem

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