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Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
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einfach verschwinden, oder? Kein Problem. Die ganze Zeit verschwinden Leute. Kein Mensch vermisst sie, bis auf die paar Schwuchteln, die sie halt vermissen, aber die spielen keine Rolle. Passiert ständig. Keine große Sache.«
    Podge schien plötzlich in sich zusammenzusacken. Er ließ den Kopf hängen, das Kinn sank ihm auf die Brust. Er redete weiter, murmelte aber nur noch vor sich hin. Dann war er ebenso plötzlich wieder munter.
    »Nur weil George sich aufführen will wie ’n Wichser von Geschäftsmann, muss ich das noch lange nicht. Ich hab eigene Pläne. Nicht so ’n Scheiß … Ich bin doch nicht sein Scheiß-Butler. ›George hat gesagt … George hat gesagt …‹ Was ist mit mir, hä? Was ist mit meinen Plänen?«
    Podge Halligans Oberkörper bebte, pulsierte förmlich vor Anspannung. Er drehte sich abrupt um und rannte ans andere Ende des Raumes, wie ein Feuerwehrmann, der in ein brennendes Haus vordringt. Ich stemmte das linke Bein auf den Boden und machte mich wieder bereit, mir blitzschnell den Spaten zu schnappen. Podge kam mit vier Bierdosen zurück und verteilte sie. Nasenring und Blaukappe grölten, verpassten sich ein paar Highfives, machten ihre Bierdosen auf und tranken. Dessie Delaney kauerte auf dem Steinboden, an eins der breiten Holzbeine der Werkbank gelehnt, und rieb sich immer wieder die Nase. Er schob die Bierdose weg, die Podge ihm reichte.
    »Willst warten, bis du auf was trinken kannst, was, Dessimond? Richtig so. Na los, blasen wir dem Wichser endgültig die Lichter aus.«
    Podge Halligan war zu schnell für mich. Er warf die Bierdose nach mir, und als ich sie abgewehrt und mir das Bier vom Gesicht gewischt hatte, hatte er längst den Spaten aufgehoben und ihn Blaukappe in die Hand gedrückt. Dann stieg er auf die Sofalehne und nahm die Sense von der Wand. Ich sprang auf und sah mich nach einer Waffe um, aber Blaukappe versperrte mir den Weg mit dem Spaten, und Podge schwang die Sense durch die Luft und drängte mich damit langsam in die Ecke. Seine Augen waren klar, weit geöffnet und von einem seltsamen Strahlen erfüllt, die grinsenden Lippen aufgeworfen von der Aussicht auf Blut.
    »Erntezeit. Nur keine Angst vor dem Schnitter, was, Dessie? Eine Sense hab ich noch nie benutzt. Aber egal. Ich glaube, das hat man schnell raus, wenn man mal anfängt.«
    Vom anderen Ende des Schuppens hörte man ein Geräusch.
    »Podge«, sagte Dessie Delaney.
    »Halt die Klappe, Dessie, sonst bist du der Nächste«, sagte Podge. Speichel lief ihm übers Kinn. Er ließ die Sense noch einmal durch die Luft sausen; es klang mir wie der Tod in den Ohren.
    »Podge, da ist die Kleine«, sagte Delaney. »Das Dawson-Mädchen.«
    Ich sah Lindas goldenes Haar zwischen Podges Kopf und Blaukappes Baseballmütze hindurchschimmern. Wie kam sie hierher? Wo waren wir überhaupt? Der Schuppen musste mindestens fünfzig Jahre alt sein, und die Häuser der Halligans waren erst vor zehn Jahren gebaut worden.
    »Bist du das, Ed?«, fragte Linda.
    Ihre Stimme klang träge, teilnahmslos: ruhig gestellt.
    Podge klemmte sich die Sense unter den linken Arm und drehte sich zu Linda um.
    »Hast du dich verlaufen, Schätzchen?«, sagte er. »Jungs, sorgt dafür, dass Mrs. Dawson ins Haus zurückkommt.«
    Nasenring machte einen Schritt auf Linda zu. Dessie Delaney stand auf, rührte sich aber nicht vom Fleck. Er schaute unverwandt zwischen Podge und mir hin und her.
    Das gab mir Zeit genug. Ich stützte mich mit der rechten Hand auf die Werkbank, drückte mich ab und traf Podge mit beiden Füßen von rechts an der Brust. Er stolperte, fiel auf das Sofa, die Sense immer noch unter den Arm geklemmt, und fing an zu schreien. Blaukappe starrte ihn mit offenem Mund an: Die Schneide der Sense hatte sich in Podges Brust gebohrt, die Spitze in die Schulter. Es blutete furchtbar. Podge erhob sich auf die Knie und versuchte, die Sense herauszuziehen, aber jede Bewegung machte es nur noch schlimmer. Er brüllte vor Schmerzen. Blaukappe starrte ihn immer noch wie gebannt an; ich trat ihm in die Eier, nahm ihm den Spaten weg und schlug ihn noch zweimal gegen den Kopf, als er am Boden lag. Linda stand mitten im Raum, ihr Blick von Beruhigungsmitteln benebelt. Es war schwer zu sagen, was sie überhaupt mitbekam. Nasenring machte erst einen Schritt auf Linda, dann einen Schritt auf mich zu und griff schließlich nach dem Vorschlaghammer, der neben dem Rasenmäher lag. Er hatte nicht genug Kraft im Oberkörper, um ihn richtig zu schwingen,

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