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Edelherb: Roman (German Edition)

Edelherb: Roman (German Edition)

Titel: Edelherb: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabrielle Zevin
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an ihrer Seite hatte.
    Seit ich im Mai zum letzten Mal in der Schule gewesen war, waren am Haupteingang Metalldetektoren installiert worden. Ich konnte nur vermuten, dass das etwas mit mir zu tun hatte.
Schön, sich auf diese Weise irgendwo zu verewigen, Anya.
    Ich ging direkt zum Büro der Rektorin. »Sie kommt gleich zu Ihnen«, sagte Mr. Rose. »Setzen Sie sich doch.«
    Es war fast unerträglich, wie vertraut mir dieses Büro war. Hier hatte ich erfahren, dass mein Bruder auf Yuri Balanchine geschossen hatte. Hier war ich beschuldigt worden, Gable Arsley vergiftet zu haben. Hier hatte ich Win kennengelernt.
    Die Rektorin steckte den Kopf aus der Tür. »Kommen Sie herein, Anya!«
    Ich folgte ihr ins Zimmer, sie schloss die Tür hinter mir.
    »Ich war erleichtert, als ich hörte, dass Sie bei dem Busunfall nicht verletzt wurden«, begann die Rektorin. »Und ich muss Ihnen ein Kompliment machen. Sie haben das sehr gut hinbekommen mit dem kurzen Interview in den Nachrichten, das ich gesehen habe.«
    »Danke«, sagte ich.
    »Wir kennen uns schon sehr lange, Anya, deshalb will ich nicht lange um den heißen Brei herumreden. Ein anonymer Spender hat Holy Trinity eine beträchtliche Summe zukommen lassen. Die einzige Bedingung ist, dass Anya Balanchine hier wieder zur Schule gehen darf.«
    »Ich … Das ist mir neu.«
    Die Rektorin sah mir in die Augen. »Wirklich?«
    Ich wich ihrem Blick nicht aus. »Ja.«
    »Der Spender, wenn ich denn glauben soll, dass es sich dabei weder um Sie noch um jemanden aus Ihrer Familie handelt, behauptet, er oder sie hätte Ihr Interview in den Nachrichten gesehen und sei beeindruckt gewesen von Ihrer – ich glaube, er benutzte das Wort ›Anmut‹. Die Spende ist so beträchtlich, dass der Aufsichtsrat und ich der Ansicht sind, sie nicht einfach zurückweisen oder ignorieren zu können, ohne zuvor mit Ihnen gesprochen zu haben. Wie Sie wissen, möchte niemand Sie mit Ihren Waffen oder Drogen hier auf dem Gelände sehen.«
    Ich nickte.
    »Haben Sie schon eine andere Schule gefunden?«, fragte die Rektorin argwöhnisch.
    »Nein. Überall, wo ich es versucht habe, hat man die gleiche Meinung über mich wie Sie hier. Außerdem habe ich nur noch ein Jahr vor mir, von daher …«
    »Ja, ich kann mir vorstellen, dass es das noch komplizierter macht. Wir nehmen auch im Abschlussjahr keine fremden Schüler mehr an.« Die Rektorin lehnte sich auf dem Stuhl zurück und seufzte. »Wenn ich Sie zurückkehren ließe, würde Ihre Freiheit enorm beschnitten werden müssen. Ich muss mich vor den Eltern verantworten, Anya. Jeden Morgen müssten Sie im Sekretariat vorbeikommen, damit Mr. Rose Ihre Schultasche durchsuchen und Sie auf Waffen abtasten kann. Außerdem dürften Sie nicht an außerschulischen Aktivitäten teilnehmen, weder an gemeinsamen Unternehmungen noch an Arbeitsgemeinschaften. Glauben Sie, dass Sie damit leben könnten?«
    »Ja.« In diesem Stadium hätte ich so gut wie allem zugestimmt.
    »Jeder Verstoß gegen die Regeln würde zu Ihrem sofortigen Schulausschluss führen.«
    Ich sagte, das hätte ich verstanden.
    Die Rektorin runzelte die Stirn. »Für unsere Außenwirkung ist das eine Katastrophe. Wenn Sie ich wären, wie würden Sie das den Eltern erklären?«
    »Ich würde sagen, dass Holy Trinity in allererster Linie eine katholische Schule ist. Und dass katholische Schulen sich in Vergebung üben müssen. Dass Sie Barmherzigkeit haben walten lassen, als mich niemand anders nehmen wollte.«
    Die Rektorin nickte. »Klingt vernünftig. Ist besser, wenn die Spende gar nicht erwähnt wird.«
    »Genau.«
    »Möchten Sie denn überhaupt zurückkommen?«, fragte sie freundlicher als bisher. »Sie hatten hier nicht gerade die glücklichsten Jahre, oder?«
    Ich sagte ihr die Wahrheit. »Es tut mir leid, wenn es jemals anders rüberkam, aber ich liebe Holy Trinity. Trotz allem war die Schule das einzig Gute und Konstante in meinem Leben.«
    »Dann sehen wir uns morgen, Anya«, sagte die Rektorin nach einer langen Pause. »Und sorgen Sie dafür, dass ich es nicht bereue.«
     
    Als ich nach Hause kam, rief ich Mr. Kipling an, um ihn zu fragen, ob die Spende an Holy Trinity von ihm stamme.
    »Davon weiß ich nichts«, sagte er. »Ich stelle dich auf Lautsprecher, damit Simon mithören kann.«
    »Wie geht es dir?«, fragte ich Simon Green.
    »Schon viel besser«, erwiderte er. »Hat die Rektorin gesagt, wie groß die Summe ist?«
    »Sie sagte nur, sie sei beträchtlich.«
    »Anya, ich wäre

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